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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zurück.
    „Wir sind fertig, Sihdi!“ meldete der Hadschi mit größter Befriedigung. „Wir haben gepumpt aus Leibeskräften. Jetzt aber sind wir pudelnaß. Erlaubst du uns, die Lampe anzubrennen?“
    „Ja; es ist besser, wir haben Licht.“
    Er zündete die Lampe an und goß Öl zu. Dann stiegen sie nach oben bis in den Raum, über welchem unsere Gegner im Wasser standen. Dort öffneten sie einen Laden, und dann hörte ich Halefs Stimme:
    „Allah sallam wer, tschelebilerim – Allah grüße euch, meine Herren! Wollt ihr bei dieser drückenden Tageshitze ein wenig frische Luft schnappen? Wie gefällt euch die reizende Aussicht da oben? Unser Effendi läßt euch fragen, ob er euch sein Dürbün (Fernrohr) heraufschicken soll, damit ihr den Regen besser erkennen könnt.“
    Ich lauschte, hörte aber keine Antwort. Die Verspotteten schienen sich ganz still zu verhalten.
    „Warum badet ihr denn eigentlich des Nachts so hoch da oben?“ fuhr Halef fort. „Ist es hierzulande so Sitte? Es sollte mich sehr schmerzen, wenn das Wasser nicht die gehörige Wärme hätte. Aber man soll niemand im Bad belauschen; darum werden wir uns höflich zurückziehen. Hoffentlich seid ihr bis Tagesanbruch fertig; dann werde ich, euer untertänigster Diener, mir erlauben, mich nach eurem hohen Befinden zu erkundigen.“
    Er kam mit den anderen herab und lachte mir zu:
    „Sihdi, sie sind prächtig in die Falle gegangen, und keiner wagt es, ein Wort zu sprechen. Es war mir, als ob ich ihre Zähne klappern hörte. Jetzt könnten wir eigentlich gemütlich schlafen, denn stören kann uns niemand.“
    „Ja, schlaft ruhig“, sagte Janik. „Ihr seid vom Reiten ermüdet, ich aber bin noch munter. Ich werde wachen und euch sofort wecken, wenn es nötig ist. Aber wir haben nichts zu befürchten. Die Männer können nicht herab. Höchstens wäre es möglich, daß das Wasser durch die Decke dränge und zu uns herabkäme. Aber auch das wäre ganz ohne Gefahr.“
    Er hatte recht. Und da wir uns auf ihn verlassen konnten, so legten wir uns nieder.

SIEBENTES KAPITEL
    In Wassersnot
    Es wollte, obgleich ich ermüdet war und der Ruhe bedurfte, kein Schlaf über meine Augen kommen. Ich hörte das öftere, leise Kichern meines Hadschi, welcher sich über das Gelingen seines Streiches freute und darum auch keine Ruhe fand; ich vernahm das monotone, unausgesetzte Geräusch des Regens, welches mich endlich doch einschläferte. Da aber wurde ich bald durch ein lautes Klopfen wieder aufgeweckt; man pochte an die Tür, und zwar so, wie ich es Janik vorgeschrieben hatte. Ich richtete mich auf; ich nahm an, daß es Anka sei, welche uns wohl eine Meldung zu machen hatte.
    Janik öffnete, und meine Vermutung bestätigte sich: das Mädchen trat ein. Halef, Osco und Omar waren natürlich auch gleich munter.
    „Verzeihung, daß ich euch störe, Effendim“, sagte unsere hübsche Verbündete. „Ich bringe eine Botschaft. Janik hat mir von eurem Vorhaben erzählt: ihr wolltet die Leute da oben ins Wasser stellen. Ist euch das gelungen?“
    „Ja, und sie sind noch oben.“
    „Und ich denke, daß sie fort sind.“
    „Ah? Wie wäre es ihnen möglich gewesen, herabzukommen?“
    „Das weiß ich nicht; aber ich habe allen Grund anzunehmen, daß sie sich jetzt vorn im Schlosse befinden.“
    „Das wäre freilich überraschend. Erzähle!“
    „Janik hatte mich aufgefordert, aufmerksam zu sein. Habulam schickte mich zeitig zur Ruhe, aber ich blieb wach und blickte durch das Fenster. Ich sah meinen Herrn mit Humun nach dem Garten schleichen. Damit ich ihn bei seiner Rückkehr hören könne, ging ich in das Erdgeschoß und legte mich hinter die Tür eines dortigen Gemaches, an welcher er vorüber mußte und die ich ein wenig offen ließ. Trotz der Mühe, welche ich mir gab, wach zu bleiben, schlief ich ein. Welch eine Zeit vergangen war, weiß ich nicht; ich wurde von einem Geräusch geweckt. Zwei Männer kamen aus dem Hof und gingen an meiner Tür vorüber. Der eine sprach, und ich erkannte Habulam an der Stimme. Er fluchte, wie ich es noch nie von ihm gehört habe. Ich hörte, daß in der Küche ein großes Feuer gemacht und daß Kleider von ihm herbeigeschafft werden sollten. Ich glaube, es ist Humun gewesen, mit dem er gesprochen hat. In der Küche gab es bald ein großes Geräusch. Ich hörte zornige Stimmen und das laute Knistern und Platzen des brennenden Holzes. Was man dort vornimmt, das weiß ich nicht; aber ich bin herbeigeeilt, um euch zu sagen, was ich

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