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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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beobachtet habe.“
    „Das ist sehr brav von dir. Die Leute müssen auf irgend eine Weise entkommen sein. Halef, wohin habt ihr die Leiter geschafft?“
    „Wir haben sie nicht fortgetragen, sondern zur Erde niedergelegt. Die Badegäste können doch nicht vom Turm herabgelangt haben, um die Leiter aufzurichten!“
    „Das ist wahr, aber es können einige von ihnen an dem Schlauch herabgestiegen sein und die Leiter wieder angelehnt haben.“
    „Hascha – Gott behüte! Sehen wir gleich einmal nach!“
    Er eilte hinaus. Omar und Osco folgten ihm. Als sie nach wenigen Minuten zurückkehrten, machte Halef ein sehr verdrießliches Gesicht und sagte:
    „Ja, Sihdi, sie sind fort. Ich bin hinaufgestiegen.“
    „So lehnt die Leiter an dem Turm?“
    „Leider! Auf der andern Seite liegt der Schlauch unten an der Erde.“
    „Also ist es genauso, wie ich vermutete. Sie haben den Schlauch entdeckt. Einige ließen sich an demselben herab, worauf er oben losgebunden und herabgeworfen wurde. Dann legten sie die Leiter an. Die anderen stiegen herab und haben sich nun in die Küche begeben, um sich zu erwärmen und ihre nassen Kleider zu trocknen.“
    „Ich wollte, sie säßen in der Hölle, wo sie viel schneller trocken würden, als in der Küche!“ zürnte Halef. „Was werden wir nun tun, Effendi?“
    „Hm! Das muß überlegt werden. Ich denke, daß wir –“
    Ich wurde unterbrochen. Wir hatten die Tür nicht verriegelt, und sie klaffte ein klein wenig, so daß der Schein des Lichtes nach außen fiel. Jetzt wurde sie weiter aufgestoßen, und die Stimme Habulams ließ sich hören:
    „Anka, Scheia (Teufelstochter)! Wer hat dir erlaubt, hierher zu gehen?“
    Das Mädchen zuckte erschrocken zusammen.
    „Sofort kommst du heraus!“ befahl der draußen Stehende. „Und Janik, du Hund, bist auch da drin! Was habt ihr euch in den Garten zu schleichen! Heraus mit euch! Die Peitsche wird euch lehren, was Gehorsam heißt.“
    „Murad Habulam“, antwortete ich, „willst du nicht die Güte haben, herein zu kommen?“
    „Ich danke! Ich mag mich nicht von deinem bösen Blick verderben lassen. Wenn ich gewußt hätte, welch ein Verführer der Dienstboten du bist, so wäre dir mein Haus verschlossen geblieben.“
    „Darüber werden wir ausführlicher sprechen. Komm nur herein!“
    „Fällt mir nicht ein! Schicke mir mein Gesinde heraus! Dieses hinterlistige Gezücht hat nichts bei dir zu schaffen!“
    „Hole sie dir!“
    Er antwortete nicht, aber ich hörte leise Stimmen. Er war also nicht allein.
    „Wenn er nicht kommt, werde ich ihn holen“, sagte der Hadschi und trat an die halboffene Tür. Da hörte ich das Knacken eines Hahnes und eine Stimme gebot:
    „Zurück, Hund, sonst erschieße ich dich!“
    Halef warf die Tür zu.
    „Hast du es gehört, Sihdi?“ fragte er, weit mehr erstaunt als erschrocken.
    „Sehr deutlich“, antwortete ich. „Das war Barud el Amasats Stimme.“
    „Ich glaube auch. Es standen zwei Männer drüben an der Feime und schlugen die Gewehre auf mich an. Der meuchlerische Überfall ist ihnen nicht geglückt, nun versuchen sie es mit dem offenen Angriff.“
    „Das möchte ich doch bezweifeln. Sie werden es nicht wagen, uns hier niederzuschießen; das würde ja offenbar werden. Wäre es ihr Ernst, so hätten sie nicht bloß gedroht, sondern ohne Warnung geschossen.“
    „Meinst du? Aber warum stellen sich die zwei dahin?“
    „Das errate ich. Sie wollen sich aus dem Staub machen. Man hat die Anwesenheit von Janik und Anka bemerkt und Verdacht gefaßt. Man hat sie gesucht und bei uns gefunden. Jetzt wissen die Schurken, daß Flucht das Beste für sie ist, und damit wir sie nicht hindern sollen, halten uns diese beiden hier in Schach, während die andern sich zur schnellen Abreise vorbereiten.“
    „Ich stimme dir vollständig bei, Effendi; aber wollen wir das so ruhig dulden?“
    Ich nahm den Stutzen, stand auf und tastete mich an der Wand hin bis an den Laden neben der Tür. Omar mußte die Lampe auslöschen, so daß man mich von draußen nicht leicht sehen konnte. Ich zog den Laden leise auf und sah hinaus. Es hatte aufgehört zu regnen, und der Tag begann zu grauen. Drüben, nur wenige Schritte vom Turm entfernt, lehnten zwei Gestalten. Der eine hatte den Kolben seines Gewehres auf die Erde gestemmt; der andere hielt seine Flinte im rechten Arm grad empor. Da er mir sein rechtes Profil zukehrte, stieg der Lauf der Waffe hart an seiner Wange auf. Beide schienen angelegentlich miteinander zu

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