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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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machen. Man hat sich vergebens Mühe gegeben, sie zu fangen. Warum fragst du mich nach diesen Menschen?“
    „Weil sie hier waren. Hast du nicht die Pferde der fünf Reiter betrachtet?“
    „Ja. Es waren zwei Schecken dabei, zwei prachtvolle Pferde, welche – – –“
    Er hielt inne und blickte mich verlegen an. Sein Mund stand offen. Es war ihm der richtige Gedanke gekommen.
    „Nun, sprich doch weiter!“ forderte ich ihn auf.
    „Allah!“ rief er aus. „Was fällt mir da ein! Diese beiden Räuber reiten scheckige Pferde, weshalb sie eben Aladschy genannt werden.“
    „Nun, was folgt daraus?“
    „Daß sie es gewesen sind, die hier einkehrten!“
    „Richtig! Ihr habt die beiden Aladschy bei euch aufgenommen, und die andern drei sind die nämlichen Schurken.“
    „Das hätte ich nicht gedacht! Sie selbst sind Räuber und dich, dich haben sie so schlecht gemacht. Sie gaben euch für Kimesneler daghlarde (Leute in den Bergen, Raubgesindel) aus und sagten, sie seien mit euch im Konak von Kilissely zusammengetroffen. Infolge eines Zankes hättet ihr ihnen aufgelauert und auf sie geschossen. Ich habe den Alten, welcher von zwei Kugeln in den Arm getroffen worden, verbunden.“
    In Kürze erzählte ich ihm den Vorfall und erfuhr dann von ihm, die fünf Genossen seien nach Uskub aufgebrochen.
    „Aber ich sehe auf der Straße ihre Spuren nicht“, bemerkte ich.
    „Sie schlugen den Weg ein, welcher nach Rumelia führt“, lautete die Antwort. „Sie meinten, infolge des Regens sei es auf der Straße zu schmutzig. Nach Rumelia zu können sie immer auf Grasflächen reiten.“
    „Aber sie machen einen Umweg, welcher für einen Verwundeten ganz bedeutend ist. Ich sage dir, daß sie gar nicht nach Uskub reiten wollen. Dort würden sie Gefahr laufen, festgenommen zu werden. Sie sind es, welche vor uns fliehen. Darum haben sie euch belogen, damit ihr uns nicht verraten sollt, wohin sie geritten sind. Ist der Weg von hier nach Rumelia schwer zu finden?“
    „Durchaus nicht. Er zieht sich noch kurze Zeit an dem Fluß hin und biegt dann rechts ab. Du wirst den Spuren der fünf Reiter leicht folgen können, denn der Boden ist weich.“
    Nun verabschiedete ich mich und kehrte zu meinen wartenden Gefährten zurück.
    „Unsere Gegner werden nicht nach Uskub gehen; sie sind nach Rumelia geritten.“
    „Nach Rumelia?“ fragte Janik. „So haben sie die Straße verlassen. Willst du ihnen etwa folgen, Effendi?“
    „Ja; wir werden uns also hier trennen müssen.“
    Der Abschied von dem dankbaren Brautpaar war rührend.
    Als wir nun anstatt nach Nordwest genau in westlicher Richtung ritten und das Dorf hinter uns hatten, konnten wir die Spuren der fünf deutlich in dem grasigen Grund erkennen. Einen eigentlichen Weg gab es nicht.
    „Kennst du dieses Rumelia?“ fragte mich Halef, welcher sich wieder an meiner Seite hielt.
    „Nein. Ich weiß nur, daß es ein Dorf ist; ich bin ja hier noch niemals gewesen. Vermutlich liegt dieser Ort an der Straße, welche von Köprili längs des Wardar nach Uskub führt. Jenseits ist die Eisenbahn.“
    „Ah! Da könnten wir vielleicht einmal mit der Bahn fahren. Wenn ich zu Hanneh, der Schönsten der Töchter, zurückkehre, würde ich stolz sein, ihr sagen zu können, daß ich auch einmal in einem Wagen gesessen habe, welcher mit Rauch gezogen wird.“
    „Nicht mit Rauch, sondern mit Dampf.“
    „Das ist doch dasselbe?“
    „Nein; den Rauch kannst du sehen, während der Dampf unsichtbar ist.“
    „Wenn der Dampf nicht gesehen werden kann, wie weißt du da, daß es Dampf gibt?“
    „Kannst du Musik sehen?“
    „Nein, Sihdi.“
    „Also gibt es nach deiner Meinung keine Musik. Es ist nicht gut möglich, dir das Wesen und die Wirkungen des Dampfes zu erklären. Um mich zu verstehen, müßtest du die nötigen Vorkenntnisse besitzen.“
    „Sihdi, willst du mich beleidigen? Habe ich nicht oft bewiesen, daß ich Vorkenntnisse besitze?“
    „Aber keine physikalischen.“
    „Welche sind das?“
    „Die sich auf die Kräfte und Gesetze der Natur beziehen.“
    „O, ich kenne alle Kräfte und Gesetze der Natur. Wenn mich einer beleidigt, so ist es doch ein sehr einfaches Naturgesetz, daß er dafür eine Ohrfeige bekommt. Und wenn ich sie ihm dann erteile, so ist es meine Naturkraft, mit welcher ich sie ihm gebe. Oder habe ich etwa nicht recht?“
    „Du hast oft recht, auch wenn du Unrecht hast, mein lieber Halef. Übrigens tut es mir leid, daß du Hanneh, der Blume der Frauen, nicht

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