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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erzählen kannst, daß du in einem Wagen der Eisenbahn gefahren bist.“
    „Warum nicht?“
    „Erstens weiß ich nicht, ob die Bahn jetzt in Betrieb steht, und zweitens müssen wir unseren Feinden folgen. Diese fahren nicht, also ist auch uns dieses Vergnügen versagt.“
    Der Weg war jetzt leidlich, und so kamen wir ziemlich rasch vorwärts. Nach einer halben Stunde sahen wir das Dorf vor uns liegen. Links zog sich die Straße von Köprili über Kapetanli Han heran, und rechts führte sie nach Uskub weiter.
    Indem ich meinen Blick längs dieser Straße hingleiten ließ, sah ich einen Reiter, welcher in gestrecktem Galopp von Kapetanli Han herzukommen schien. Wer in diesem tiefen Schmutz so scharf ritt, der mußte es sehr eilig haben. Ich nahm mein Fernrohr zur Hand. Kaum hatte ich den Mann gesehen, so hielt ich dem Hadschi das Rohr hin. Er setzte es an und ließ es dann gleich wieder sinken.
    „Allah!“ rief er aus. „Das ist Suef, der sich für einen Schneider ausgab!“
    Ich hatte also recht, als ich ihm sagte, daß er Kilissely sofort nach uns verlassen würde.
    „Reiten wir Trab“, sagte ich nun. „Er will die andern warnen; das darf aber nicht geschehen. Er weiß, wohin sie sind.“
    „Aber wir können ihm nicht zuvorkommen“, meinte Halef, „er ist bereits zu nahe an dem Dorf. Aber jenseits des Dorfes können wir ihn einholen.“
    „Nur wenn eine Brücke über den Fluß führt. Geschieht aber das Übersetzen mittels Kahn oder Fähre, so gewinnt er einen Vorsprung. Ich werde voranreiten.“
    Die Weichen meines Rappen berührte ich nur leise mit den Sporen, und sofort schoß er mit der Schnelligkeit eines Eilzuges vorwärts. Suef hatte uns bisher noch nicht gesehen. Jetzt aber bemerkte ich, daß er stutzte; dann holte er mit der Peitsche aus und schlug mit allem Eifer auf sein Pferd ein. Er hatte mich erkannt und wollte mir zuvorkommen.
    Freilich war er dem Dorf näher als ich; aber sein Gaul konnte es unmöglich mit meinem Araber aufnehmen. Ich ließ einen Pfiff hören, und der Rappe verdoppelte seine Schnelligkeit. In einer Minute erreichte ich die Straße, auf welcher Suef heranritt, und befand mich zwischen ihm und dem Dorf. Die Furcht vor mir verbot es ihm, an mir vorüber zu reiten. Einen Umweg gab es nicht, da links von uns der Fluß mit hochgehenden gelben Wogen dahinschoß.
    Ich blieb mitten auf der Straße halten, um meine Begleiter zu erwarten. Suef hielt auch an, und zwar ungefähr vierhundert Schritte hinter mir.
    „Das hat dein Rih gut gemacht, Sihdi!“ lachte Halef, als er herankam. „Man sollte es nicht für möglich halten, daß ein Pferd so schnell sein könne. Aber was tun wir nun? Wirst du mit dem Mann dort reden?“
    „Kein Wort, wenn ich nicht dazu gezwungen werde.“
    „Er trachtet uns aber doch nach dem Leben!“
    „Wir haben ihn bestraft. Um weiter gegen ihn einschreiten zu können, müßten wir warten, bis er uns wieder neue Feindseligkeiten zufügt. Wir werden jetzt so tun, als ob wir ihn gar nicht kennen.“
    „Wir haben doch einen großen Fehler begangen.“
    „Welchen?“
    „Daß wir ihm die Bastonade gegeben haben. Nun kann er wenigstens noch reiten. Hätten wir ihm die Peitsche nicht auf die Füße, sondern dorthin gegeben, wo der Padischah seinen Thron berührt, wenn er sich auf denselben setzt, so könnte er weder gehen noch reiten.“
    „Wir hätten nichts dadurch gewonnen, denn der alte Murad Habulam würde einen anderen Boten gesendet haben. Also vorwärts!“
    Wir ritten weiter, und Suef folgte uns langsam. Gewiß war er sehr ergrimmt über unsere Dazwischenkunft.
    Rumelia schien größer als Guriler zu sein. Es zog sich von der Straße bis an die Ufer des Flusses hinab. Der Wardar bot einen gefährlichen Anblick. Seine schmutzigen Wogen gingen hoch. Sie waren weit über die Ufer getreten und überschwemmten die anliegenden, mit Weiden bestandenen Wiesen. Jenseits des Flusses sahen wir die Eisenbahn. Es schien an dem Körper derselben gebaut zu werden. Wir sahen einen Bauzug langsam daherkommen. Zahlreiche Arbeiter waren mit Hacken und Schaufeln beschäftigt, und in der Nähe des Bahndammes standen lange Bretterhütten, welche jedenfalls den Arbeitern zur einstweiligen Wohnung dienten.
    Eine Brücke gab es nicht, sondern eine Fähre. Es war das ein breiter, schwerer Prahm, welcher an Seilen hing, die auf dem Grunde des Flusses verankert waren, und wurde von den Fährleuten mittels starker Stangen fortbewegt.
    „Was nun tun?“ fragte Halef, als wir bei

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