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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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eine Ahnung, wie es gestern deinem ‚Modell‘ zumute war?“
    „Gefallen wird es ihm nicht haben, dennoch liegt er wieder seit einer Stunde bei mir. Er hat den linken Oberschenkel und zwei Finger der rechten Hand gebrochen. Er ist sehr schön verbunden, raucht Tschibuk und trinkt Limonade von Apfelsinen dazu.“
    „Kam er denn freiwillig?“
    „Nein, ich selbst habe ihn holen müssen.“
    „Und wie steht es mit deinem Gipskaftan?“
    „Der hängt bereits neben der Haustür an einer Eisenstange, und viel Volk steht vor dem Hause. Ich habe einen Jüngling hingestellt, welcher dem Publikum die wichtige Bedeutung des Kaftans erklären muß, und dann darf ein jeder unentgeltlich eintreten, um den Finger- und Schenkelverband meines Modells zu betrachten. Es werden nicht viele Tage vergehen, so bin ich ein berühmter Mann, und das habe ich dir zu danken. Wie geht es mit deinem Fuß?“
    „Sehr gut!“
    „So empfehle ich als dein Leibarzt die größte Ruhe des Gliedes. Draußen im Hof werden Pferde gesattelt. Du willst doch nicht etwa abreisen?“
    „Freilich will ich es.“
    „Hm! Das ist unvorsichtig.“
    „Ich weiß, daß ich es wagen kann.“
    „Ja, du warst schon gestern abend gewillt, heute zu reiten. Aber was willst du während des Rittes an den Fuß ziehen?“
    „Ich dachte soeben darüber nach.“
    „Und ich habe während der Nacht daran gedacht. Da ist mir etwas Gutes eingefallen. Ich habe draußen auf dem Lande einen reichen Patienten, welcher von der Gicht gepeinigt wird. Seine Füße sind geschwollen, und es zwickt und kneipt ihn in allen Zehen. Für den hatte ich hier in der Stadt ein Paar schöne, weiche Gichtstiefel anfertigen lassen, welche ich ihm hinausschicken wollte. Ich kann ihm leicht ein anderes Paar machen lassen. Du hast weder die Bandwürmer noch das Skelett von mir annehmen wollen, und so hoffe ich, du wirst mich nicht schamrot machen, sondern mir erlauben, dir mit diesen Stiefeln einen Beweis meiner Ehrerbietung und Dankbarkeit zu geben.“
    Er wickelte das Päckchen auf und brachte die Stiefel zum Vorschein. Sie waren aus sehr starkem Tuch gemacht, hoch besohlt und rundum mit Leder besetzt.
    „Erfreue mich, Effendi, und probiere den Linken einmal an“, bat er.
    Ich tat ihm recht gern den Willen. Der Stiefel paßte, und ich erklärte, daß ich das Geschenk annehmen werde. Seine Freude war sehr groß, und er bedankte sich bei mir. Als ich ihm klarmachen wollte, daß ich in seiner Schuld stehe, nicht aber er in der meinigen, eilte er zur Tür hinaus und warf mir, ehe er dieselbe schloß, noch den Wunsch einer glücklichen Reise herein.
    Als dann der Korbflechter wieder kam, sollte aufgebrochen werden, und ich fragte den Wirt nach dem Betrag unserer Rechnung.
    „Nichts, Effendi“, antwortete er kurz.
    „Aber wir müssen doch bezahlen!“
    „Es ist bezahlt.“
    „Von wem?“
    „Von dem Hekim. Du hast ihm etwas gelehrt, was ihm sehr viel Geld einbringen wird. Er läßt dich noch untertänigst grüßen und dir eine fröhliche Ankunft in deinem Vaterland wünschen.“
    „Sihdi“, flüsterte Halef mir zu, „sprich nicht dagegen, sondern laß es dir gefallen! Dieser Hekim ist ein klügerer und anständigerer Mann, als ich erst dachte. Er weiß die Freuden der Gastlichkeit zu würdigen, und dafür wird ihm im Buch des Lebens ein sanfter Tod verzeichnet sein.“
    Ich kam mit Mühe in den Hof und wurde auf das Pferd gehoben. Einmal im Sattel, machte sich die Sache sehr gut. Wir trabten zum Hof hinaus, wieder einmal, ohne – bezahlt zu haben.
    In einer der engen Gassen, durch welche wir ritten, sah ich eine Menge Menschen stehen. An dem Hause, vor welchem sie sich postiert hatten, hing ein weißer Gegenstand. Als wir näher kamen, erkannte ich den Kaftan, über dessen Kragen der Fez mit der Zigarrenbändertroddel gestülpt war. Der Hekim hatte also nicht im Scherz gesprochen. Da hing der Kaftan in Wirklichkeit – ein wunderbares Beispiel türkischer Reklame.
    Mir kam die Sache gar nicht lächerlich vor. Und auch die Menschen, durch welche wir uns drängten, zeigten sehr ernsthafte Gesichter. Ich hielt an und schickte den Korbflechter hinein, um mich zu erkundigen, ob der Herr daheim sei. Er kehrte mit einer verneinenden Antwort zurück; der Frau Doktor konnten wir unmöglich eine Abschiedsvisite abstatten.
    Als wir die engen Gassen mit ihren unansehnlichen Bazars hinter uns hatten, lenkten wir nach der Straße ein, welche nach Skopia führt. Die Entfernung bis dorthin ist

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