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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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geschmeichelt. „Ich aber halte die Augen und die Ohren offen und lasse mir nie etwas aus dem Gedächtnis schwinden. Ich weiß noch mehr, noch viel mehr von deinem Vaterland.“
    „Das merke ich bereits.“
    „Euer Sultan heißt Gillem muzafer (Wilhelm der Siegreiche) und doch auch Gillem baryschdyrydschy (Wilhelm der Friedenstifter). Sein Großwesir ist Ismark bila satschly (Bismarck ohne Haar), und eure Kanonen werden Jakrna ijneleri (Zündnadeln) genannt. Die Hauptstadt ist Münik, wo das beste Arpa suju (Bier) gebraut wird, von welchem du bei mir trinken kannst so viel du willst, und in –“
    „Arpa suju hast du?“ unterbrach ich ihn. „Das braust du wohl selbst?“
    Ich dachte, ob wohl auch hier der brave Bayer eingekehrt sei, um gegen sein Bierrezept freie Zeche zu bekommen.
    „Ja“, antwortete er, „ich mache es selbst, und es wird sehr gern getrunken, besonders im Sommer.“
    „Was nimmst du dazu?“
    „Herr, das kann ich nicht verraten.“
    „Warum nicht?“
    „Es ist ein großes Geheimnis.“
    „O, in Baweria kennt jedes Kind dieses Geheimnis. Ich kenne sogar mehrere Geheimnisse der Biere und weiß, wie man dunkle und lichte macht, schwere und leichte, auch ganz helle, welche man Ak arpa suju (Weißbier) nennt.“
    „Herr, so bist du doch noch ein viel geschickterer Brauer, als derjenige, welcher bei mir war und von welchem ich es gelernt habe.“
    „Woher kam der Mann?“
    „Aus Stambul.“
    Aha! Er war es ganz gewiß.
    „Und wo wollte er hin?“
    „In seine Heimat.“
    „Aber von hier aus auf welchem Weg?“
    „Nach der Tuna.“
    Nach der Donau, also nach Norden. Und ich wollte nach Westen. Da konnte ich den eifrigen Sendung des Gambrinus freilich nicht einholen. Ich wäre gern noch eine kleine Weile ‚errötend seinen Spuren‘ gefolgt, errötend wegen der Leistung desjenigen seiner Schüler, bei welchem ich kürzlich ein türkisches Erzeugnis seines deutschen Rezeptes getrunken habe.
    „Ich habe bereits von ihm gehört und auch von seinem Bier getrunken“, bemerkte ich.
    „Wie war es, Herr?“
    „Sehr – warm!“
    „So muß man sehr kaltes Brunnenwasser dazu schütten. Willst du einen Krug voll davon haben?“
    „Allerdings.“
    „Einen großen Krug?“
    „Gib mir erst einen kleinen, damit ich es probieren kann.“
    Er entfernte sich in dem Augenblick, als meine drei Gefährten hereinkamen. Sie hatten die Pferde auf eine hinter dem Hause liegende Weide geführt und der Obhut eines Hüters übergeben. Als ich ihnen sagte, daß sie Bier zu trinken bekämen, äußerten sie eine lebhafte Freude darüber. Es schien mir aber, als ob sie das mehr mir zu Gefallen als aus ‚innerem‘ Antrieb täten. Sie mußten sich natürlich über den Haupt- und Krafttrank meines Heimatlandes freuen.
    Der Wirt brachte einen Krug, welcher vielleicht anderthalb Liter faßte. Ich öffnete kühn die Säume meines Mundes und setzte den Krug an. Wahrhaftig, es stieg mir so eine Ahnung von Kohlensäure in die Nase.
    „Wo bewahrst du dieses Arpa suju auf?“ fragte ich.
    „In großen Krügen, deren Öffnungen ich fest verstopft habe.“
    „Wozu verstopfest du sie?“
    „Weil dann in dem Arpa suju eine Blähung entsteht, wodurch es besser schmeckend wird. Es steigen Blasen und Perlen auf.“
    „Wer hat dir das gezeigt?“
    „Der Bawerialy, der mir das Kochen des Arpa suju gelehrt hat. Koste es nur einmal!“
    Ich kostete nicht, sondern ich trank, denn das Gebräu war gar nicht so übel. Meinen Gefährten ging es ebenso. Darum bestellte ich mir nun einen viel größeren Krug, womit ich mir, wie ich erkannte, das Herz des Bulgaren im Flug eroberte.
    Er brachte einen Krug, an welchem wir bis zum späten Abend genug haben konnten, und fragte, ob wir auch einen Imbiß dazu wünschten.
    „Später, jetzt noch nicht“, antwortete ich. „Wir haben vorher noch eine kleine Besprechung mit einem Bewohner dieses Ortes. Kennst du die Leute hier alle?“
    „Alle miteinander.“
    „Auch den Fleischer Tschurak?“
    „Auch diesen. Er war Fleischer, ist aber jetzt Viehhändler und reist allüberall herum.“
    Am liebsten wäre ich zu Tschurak gegangen, um ihn in seinem Heim aufzusuchen. Da lernte man die Leute am besten kennen und am sichersten beurteilen. Leider aber konnte ich nicht gehen. Und hinreiten und mich zu ihm in das Haus tragen lassen, das wäre ebenso unbequem wie lächerlich gewesen.
    „In welchen Verhältnissen befindet sich der Mann?“ erkundigte ich mich.
    „In sehr guten. Er war

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