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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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war länger als der kleine Hadschi und brauchte die Arme gar nicht sehr auszustrecken, um die Klappe zu erreichen. Ich stieß fast mit dem Kopf an. Das Fläschchen hatte ich bei mir und ich beleuchtete die Bretter. An der einen Kante der Klappe war ein eiserner Haspen eingeschlagen, durch welchen jedenfalls der Riegel gesteckt worden. Die beiden Spitzen dieses Haspens waren durch das Holz gedrungen und dann umgeschlagen worden, so daß sie in das Holz zurückgriffen.
    Ich klopfte mit dem Knöchel des Zeigefingers an. Dem Klang nach konnten die Bretter nicht über anderthalb Zoll dick sein. Dem Klopfen folgte auch jetzt eine Antwort:
    „Hörst du es? Sie sind wieder da. Na, sie müßten mich mit emporheben, wenn sie auch die Klappe aufbrächten.“
    Da ich mich dem Sprechenden jetzt näher befand, so erkannte ich deutlich die Stimme des Fleischers. Aus seinen Worten und aus dem Schall war zu schließen, daß er auf der Klappe saß. Das war eine Unvorsichtigkeit, die man einem Räuber nicht hätte zutrauen sollen.
    Er lachte höhnisch. Ein zweites Lachen antwortete, und dann vernahm ich die Worte:
    „Diesen Mäusen soll es nicht so wohl werden, zu entwischen, denn die Katzen sitzen vor dem Loch.“
    Diese Stimme erkannte ich nicht; ich hörte aber, daß der Mann neben der Klappe saß, ungefähr da, wo ich unter ihm den Kopf hatte.
    „Hörst du es?“ fragte Halef. „Sie sind noch da; nun kannst du sie bitten, fortzugehen. Ich möchte wissen, wie du das anfangen willst.“
    „Du sollst es gleich hören. Gib einmal mein Gewehr herauf; die beiden mögen es mir reichen.“
    „Ah, jetzt verstehe ich. Welches denn?“
    „Den Bärentöter.“
    Ich hatte das selbstverständlich nur leise gesagt, damit es von den Wächtern über mir nicht gehört werden konnte. Halef gab das Gewehr an Osco, welcher es Omar reichte.
    „Nun passe auf, Omar!“ flüsterte ich. „Ich habe hier oben unter der Decke keinen Raum, die Büchse anzulegen; ich kann nur die Läufe halten, und zwar dahin, wohin die Kugeln treffen sollen. Ich sage ‚eins‘ und ‚zwei‘. Du nimmst den Kolben in beide Hände. Bei ‚eins‘ feuerst du den rechten und sodann, wenn ich wieder gezielt habe, also bei ‚zwei‘, den linken Lauf ab. Verstanden?“
    „Ja, Herr!“
    Ich hatte den Doppellauf in der Hand und richtete ihn auf die Mitte der Klappe, da, wo der Fleischer saß.
    „Jetzt! – Eins!“
    Der Schuß krachte. Über uns erscholl ein Schreckens- und ein Wehruf.
    „Allah! Sie schießen!“
    Das war nicht die Stimme des Fleischers, sondern diejenige des anderen. Dieser saß auf jenem Teil der Decke, welcher aus runden Stammhölzern bestand. Ich richtete den linken Lauf auf eine Stelle, wo zwei dieser Hölzer zusammenstießen und die Kugel also nicht durch das starke Holz, sondern nur durch die aneinander liegenden Ränder zu dringen hatte.
    „Zwei!“
    Der zweite Schuß des Bärentöters dröhnte – in dem engen Raum fast wie ein Kanonenschlag.
    „O Allah, Allah!“ schrie der Getroffene. „Ich bin verwundet! Ich bin tot!“
    Der Fleischer hatte gar nichts gesagt. Ich hatte seinen Weheschrei gehört, aber sonst kein Wort. Lautes Wimmern erscholl.
    „Osco, wird es dir zu schwer?“ fragte ich.
    „Mit der Zeit, ja.“
    „So wollen wir ausruhen; wir haben Zeit.“
    Als ich wieder unten auf dem Boden saß und die andern bei mir standen, meinte Halef:
    „Ja, Sihdi, das ist freilich eine Bitte, welcher man nicht zu widerstehen vermag. Hast du getroffen?“
    „Zweimal. Der Fleischer scheint tot zu sein. Die Kugel ist ihm wahrscheinlich durch die Muskeln des ‚ruhmwürdigen Sitzens‘ in den Leib gedrungen. Der andere ist nur verwundet.“
    „Wer kann es sein?“
    „Wahrscheinlich der Gefängniswärter. Wäre es ein anderer, so hätte ich ihn an der Stimme erkannt. Dieser aber hat überhaupt sowenig gesprochen, daß ich mich an seine Stimme nicht erinnern kann.“
    „Du meinst also, daß sich kein anderer wieder hinaufstellt?“
    „Diese Dummheit wird ein dritter nicht begehen, denn sie könnte ihm das Leben kosten.“
    „Wie aber bringen wir die Klappe auf? Das ist die Hauptsache.“
    „Ich werde die eiserne Krampe aus dem Deckel schießen. Einige gute Schüsse auf jede ihrer Spitzen, mit denen sie im Holz steckt, werden genügen. Ich lade zwei Kugeln, da kann sie nicht widerstehen.“
    „Ah, wenn es gelänge!“
    „Es gelingt gewiß.“
    „Dann schnell hinaus und hinab!“ meinte Halef.
    „Oho! Das geht nicht so schnell. Wie willst du

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