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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auch gar nicht; wir behalten unsere Waffen nur aus Gewohnheit.“
    „Der Schut duldet es aber nicht, daß ein Mensch mit Waffen vor ihm stehe.“
    „Ah! Wirklich nicht?“
    „Nein, niemals!“
    „Und dennoch bist du soeben bei ihm gewesen, obgleich du ein Messer und zwei Pistolen bei dir trägst!“
    Er wurde verlegen, antwortete aber:
    „Bei mir ist es etwas ganz anderes. Ich bin sein innigster Vertrauter.“
    „Dann sind wir fertig“, erwiderte ich entschlossen. „Halef, wir kehren zurück.“
    Schon griff Osco und Omar wieder zu, da sagte der Fleischer:
    „Herr, du hast einen harten Schädel! Ich will noch einmal fragen.“
    Er trat abermals ein und kehrte mit der Meldung zurück, daß wir kommen dürften. Ich stieg nicht aus, sondern ließ mich in die Hütte tragen. Halef mußte durch die zweite Tür blicken und meldete mir leise:
    „Es ist nur ein einziger, unbewaffneter Mann drin, ganz schwarz im Gesicht.“
    „Gibt es Türen drinnen?“
    „Keine einzige.“
    So eng und niedrig diese zweite Türöffnung war, die beiden Träger brachten die Sänfte noch hindurch. Beim Schein einer Laterne sah ich, daß dieser höhlenartige Raum dreieckig war. Die Grundlinie dieses spitzwinkligen Dreieckes wurde durch die Vorderseite mit der Tür gebildet. Länger waren die beiden Seiten, welche aus dem glatten Felsen bestanden. Ganz hinten im Winkel stand die Blendlaterne, neben welcher der Schut saß. Er trug ein schwarzes, talarähnliches Gewand und hatte sich das Gesicht mit Ruß geschwärzt. Deshalb und wegen des spärlichen Lichtes waren seine Gesichtszüge nicht zu erkennen. Auch konnte ich nicht recht sehen, woraus die Decke dieses Felsenraumes bestand. Wir befanden uns in dem Spalt. Eine Decke gab es über uns, das war gewiß; denn sonst wäre das Tageslicht von oben hereingefallen.
    Osco und Omar hatten die Sänfte so gesetzt, daß die Tür derselben nach dem Schut gerichtet war. Dieser gab der Laterne eine solche Stellung, daß das Licht derselben grad auf mich fiel. Am Eingang stand der Fleischer. Das alles hatte einen abenteuerlichen, aber keinen gefährlichen Anstrich.
    Da begann der Schut:
    „Du hast mich rufen lassen. Was willst du von mir?“
    Seine Stimme klang dumpf und hohl, gar nicht natürlich. War das eine Folge der schlechten Akustik des Raumes, oder verstellte er die Stimme, um später an derselben nicht wieder erkannt zu werden? –
    Er hatte nur diese wenigen Worte gesprochen, und doch war es mir, als ob ich diese Stimme schon einmal gehört hatte. Es war nicht der Ton, die Klangfarbe derselben, sondern es war die Aussprache der einzelnen Wörter, welche mich auf diesen Gedanken brachte.
    „Bist du der Schut?“ fragte ich.
    „Ja“, antwortete er langsam.
    „So habe ich dich zu grüßen.“
    „Von wem?“
    „Zunächst vom Usta in Stambul.“
    „Der lebt ja nicht mehr!“
    „Was sagst du?“
    „Er ist tot. Er ist von der Galerie des Turmes von Galata gestürzt worden.“
    „Scheïtan!“ entfuhr es Omar, welcher ihn ja herabgestürzt hatte.
    Wie konnte der Schut das wissen? Kein Bote hätte so schnell kommen können, wie wir.
    „Weißt du das noch nicht?“ fragte er.
    „Ich weiß es“, erwiderte ich.
    „Und doch bringst du mir seinen Gruß, den Gruß eines Toten?“
    „Meinst du nicht, daß er mir denselben vor seinem Tod aufgetragen haben kann?“
    „Das ist möglich. Aber die Strafe wird seinen Mörder treffen, denn dieser wird langsam und elendiglich verhungern und verschmachten. Hast du auch noch andere Grüße?“
    „Ja, von Deselim aus Ismilan.“
    „Auch dieser ist tot. Er hat das Genick gebrochen und ist seiner Koptscha beraubt worden. Auch seinem Mörder wird es ergehen, wie jenem des Usta. Weiter!“
    „Ferner bringe ich Grüße von dem alten Mübarek und von den beiden Aladschy.“
    „Diese drei haben mich bereits selbst begrüßt. Dein Gruß ist also unnötig.“
    „Ah! Sie sind da?“
    „Ja, sie sind da. Und weißt du, wer ich bin?“
    „Der Schut?“
    „Nein, der Schut bin ich nicht; den wirst du niemals zu sehen bekommen. Du wirst überhaupt niemals wieder etwas sehen. Ich bin – – –“
    Es tat hinter uns einen gewaltigen Schlag. Der Fleischer war verschwunden – er hatte die Tür hinter sich zugezogen. Wir hörten, daß er draußen den starken Riegel vorschob.
    Die Laterne war verlöscht.
    „Ich bin – der alte Mübarek selbst“, ertönte es über uns. „Ihr bleibt hier, um zu verschmachten und euch selbst bei lebendigem Leib

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