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16 Science Fiction Stories

16 Science Fiction Stories

Titel: 16 Science Fiction Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse
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Augenblick lang vergoß ich doch einige trockene Tränen um ihre und meine verlorene Jugend.
    »Sie hat mir gestern mitgeteilt, daß sie mich verlassen würde, Henley«, sagte ich. »Sie mixte sich einen Drink und setzte sich auf den Boden neben mich, lehnte den Kopf gegen meine Knie, während ich ein Kapitel meines Buches durchsah. Sie ist immer ehrlich zu mir gewesen, so sagte sie mir jedenfalls. Sie sagte mir, daß sie sich in Sie verliebt hätte. Daß Sie so groß und gut aussähen, so kultiviert und freundlich wären, eine so edle Seele besäßen. Das sagte sie. Sie wollte mich nicht verletzen, sie würde immer gut von mir denken, aber sie hätte das Gefühl, daß sie über meine eigene kleine Welt hinausgewachsen wäre. O Gipsy! Gipsy! Mein Leben und meine Liebe! Ich streichelte ihr Haar und sagte ihr, daß es nicht schlimm wäre, aber ich fühlte mich wie ein toter Mann, Henley. Die ganze Nacht über habe ich darüber nachgedacht und bin zu der Überzeugung gelangt, daß ich sie nicht aufgeben kann. Für mich blieb nur eins zu tun übrig.«
    »Fünfzig! Neunundvierzig! Achtundvierzig!« Henley zählte die Sekunden abwärts. »Siebenundvierzig. Sechsundvierzig!«
    »Das Schiff war vollgetankt«, sagte ich. »Genug für eine Reise rund um Figur acht und zurück.
    Heute morgen fragte ich sie, ob sie gegen Mittag zu mir kommen könnte, weil ich ihr etwas zeigen wollte. Sie kam über die Planke und bestieg das Schiff, Henley. Ich –«
    »Dreiunddreißig! Zweiunddreißig!« zählte er weiter.
    »Ich bat sie, in dem Liegestuhl dort Platz zu nehmen«, fuhr ich fort. »Ich startete mit ihr. Zu der Raum-Zeit-Wand zehn Milliarden Lichtjahre entfernt, durch sie hindurch. Sie bemerkte gar nicht, was geschah. Es geht ihr gut, Henley. Drüben auf der anderen Seite weiß nie jemand, daß es nicht die wahre Welt ist, das ist das Schöne daran. Sie vergessen einfach und leben in der Minus-Art weiter, als wäre es ganz normal. Leider hatte ich ihren Hund vergessen, und deshalb bin ich zurückgekommen –«
    »Siebzehn! Sechzehn! Fünfzehn!« Henley zählte weiter. »Sie haben nicht mehr viel Zeit, um mir zu zeigen, wo sie ist, Brock.«
    Er war zu allem fähig. Verrückter alter Bursche! Aber er war reich und mächtig. Man konnte nicht sagen, wie weit er es treiben würde. Vielleicht ließ er mich in eine Gummizelle werfen, in der ich den Rest meines Lebens verbringen müßte. Vielleicht ließ er mein Schiff zerstören und den schwärzen Teich durchsuchen, ihn mit Felsen anfüllen. Ich würde nie wieder die Erde verlassen können, nicht einmal die Zelle mit den vergitterten Fenstern.
    »Setzen Sie sich«, forderte ich ihn auf. »Ich werde Sie zu ihr bringen, Henley.«
    Er hatte die Tür bereits geschlossen. Ich wußte nicht, ob er die Planke in den schwarzen Pfuhl gestoßen hatte oder ob sie noch immer gegen die Hecke gelehnt dastand. Aber ich hatte keine Zeit mehr, über irgend etwas auf der Erde nachzudenken, nie wieder. Ich hatte noch nicht genügend Treibstoff für eine Rundfahrt, folglich mußte dies das Ende sein. Ich drückte auf den Starter. Mit unendlicher Geschwindigkeit setzten wir uns in Bewegung.
    »Sieht wie ein Sturm aus«, sagte Henley und starrte aus dem Fenster, an dem er saß; dann warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. »Gewaltige schwarze Wolkenwand, kommt wie ein Tornado näher! Was ist geschehen, Brock? Mir ist, als wäre ich in tausend Stücke gerissen und mein Innerstes nach außen gekehrt. Meine Uhr scheint stehengeblieben zu sein. Wo, meinen Sie, befinden wir uns jetzt? In der anderen Schale des Stundenglases? Die andere Hälfte des …«
    Ich sah, wie sich etwas Weißes zwischen den Blütenblättern der Rosen, die Henley auf den Tisch gelegt hatte, bewegte. Ein gewöhnlicher weißer Schmetterling, der träge um sie herumflatterte. Wir waren also drei Lebewesen, die den Sprung gemacht hatten, nicht nur zwei.
    Ein unbeschwertes Insekt, auf dem Weg durch die Unendlichkeit! Einen Augenblick lang beneidete ich es. Es brauchte nun nicht die häßliche Raupenform anzunehmen, den häßlichen Kokon, während der langen Winterregen. All das war hinter ihm, die ganze häßliche, wurmartige Hälfte seiner Existenz, vor ihm nur Freude auf beschwingten Flügeln in hellen Sommerhimmeln über der Erde, bis sein fröhliches Leben in einem letzten Sturzflug gegen die Sonne endete, ohne daß es das bemerkte. Viel glücklicher war es als die Rosen, die – wunderschön und in voller Blüte – jetzt den Höhepunkt

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