16 Science Fiction Stories
Narden. Er stand auf. »Bitte vergeben Sie uns.«
»Es ist nichts zu vergeben«, sagte Alanai. »Sie können nichts dafür. Sie sind jung und ungeschliffen und dürsten nach Leben. Oh«, flüsterte er, »wie sehr Sie nach dem Leben dürsten!«
»Und trotzdem wollen Sie uns stagnieren lassen wie Halbtiere, obgleich auch wir vielleicht unsere Gedanken durch den Raum schicken könnten?« Narden blickte in das ernste, seltsame Gesicht. Er ballte die Fäuste und sagte: »Um Ihrer selbst willen, helfen Sie mir! Ich möchte nicht mit Gewalt herausreißen, was Sie wissen!«
»Um Ihrer selbst willen«, antwortete Alanai, »werden wir kämpfen. Um jede Handbreit.«
Zu einem späteren Zeitpunkt erinnerte sich Narden an diese Worte. Er seufzte. »Es ist ein langer Kampf gewesen.«
Medina setzte sich im Sessel zurück. »Sie haben keinen physischen Widerstand geleistet«, erklärte er.
»Dies ist kein physisches Problem«, erinnerte ihn Kerintji.
Medina hatte die praktische Eigenschaft, seine Wissenschaftler allein zu lassen; aber schließlich hatte er doch einen zusammenfassenden informativen Bericht verlangt, was, wie Narden zugeben mußte, nur vernünftig war. Überall sonst in den künstlichen Höhlen arbeiteten die Ingenieure mit den Maschinen, die die Menschen am Leben erhielten, Soldaten drillten, fluchten und wünschten, sie wären daheim. Techniker werteten Messungen aus und machten statistische Zusammenfassungen. Hier im Zentralbüro fühlte sich Narden von all dem weit entfernt, irgendwie enger verbunden mit den Gefangenen.
Sind nicht alle Menschen gleich? fragte er sich. Versuchen die Cibarraner nicht mit ihrem Schweigen, unsere menschliche Rasse gefangenzuhalten? Aber er wußte, daß dies alles nur leere Worte waren. Sprüche, die die Menschen erfunden hatten, um ihre Grausamkeiten und ihre Idiotie zu rechtfertigen.
Wenn wir durch das Universum hindurchsehen könnten, hinein in die Herzen so wie die Cibarraner, dann brauchten wir keine Entschuldigungen, dachte Narden. Dieser Gedanke ließ ihn seine Schultern etwas aufrichten. Er blickte über den großen Tisch hinweg und sagte: »Da sie nicht mit uns zusammenarbeiten, haben wir sie bis jetzt einfach als Generatoren von psionischen Kräften benutzt. Wir wurden für Tage aufgehalten, als sie eine Methode gefunden hatten, mit der sie ihre eigenen Kräfte dämpfen können. Ich glaube aber, daß wir jetzt eine Ahnung haben, wie das geschehen ist – ein störender Einfluß innerhalb des Nervensystems, der wahrscheinlich furchtbar schmerzhaft für sie ist. Aber für eine Zeitlang hat es unsere Arbeit lahmgelegt.«
»Wie haben Sie es herausbekommen?« fragte Medina.
»Wir haben einen betäubt«, sagte Kerintji. »Da bekamen wir wieder eine Reaktion. Eine besser organisierte Reaktion, um genau zu sein, als im bewußten Zustand, da ungeregelte Energieausbrüche ausgeschaltet waren, die unsere Forschungen vorsätzlich verwirren sollten. Deshalb ließen wir ihn eine Woche lang betäubt. Danach gaben die anderen auf.«
Narden mußte daran denken, wie Alanai zwischen Röhren und Tuben gelegen hatte, wie die Nervenpulse der Maschine seinen Körper durchzuckten, er sich aufbäumte, so daß man ihn festbinden mußte. Er erinnerte sich daran, wie dünn und mager der Cibarraner zum Schluß gewesen war, als sie ihn aufgeweckt und zurück zu den anderen gebracht hatten. Und doch betrachtete er sie ohne Bitterkeit. Wenn er es richtig bedachte, so schien es Narden, daß seine Augen mitleidig geblickt hatten.
»Lassen wir die Einzelheiten beiseite«, sagte Medina. »Sind Sie zu irgendwelchen Ergebnissen gekommen?«
»In vier Wochen?« schnaubte Kerintji.
»Ja, ja, ich weiß, daß es Jahrzehnte dauern wird, eine zusammenhängende Psi-Theorie auszuarbeiten. Aber Sie müssen doch wenigstens ein paar Arbeitshypothesen aufgestellt haben.«
»Es gibt ein paar klare Ergebnisse«, sagte Narden hastig, um das Bild Alanais aus seinem Gedächtnis zu streichen.
»Nun?« Die dicken Finger des Generals trommelten auf den Tisch.
»Zuerst haben wir gewisse Dinge über die Energie festgestellt, die in diesen Prozessen mitspielt. Sie ist niemals sehr groß – vom mechanischen Standpunkt aus. Aber bei einer hohen Stimulation reicht sie weit über die mögliche Kraft des physischen Organismus hinaus. Das beweist, daß sie von woanders herkommen muß. Der psionische Adept erzeugt nur einen kleinen Anteil der Energie selbst; in der Tat strahlt er normalerweise nur in einen kleinen Bereich des
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