16 Science Fiction Stories
ein Bastard.«
»Das hat in dieser Umgebung nichts zu bedeuten, das gibt’s öfters«, sagte ich.
»Aber ich meine es wirklich«, fuhr er mich an. »Meine Eltern waren nicht verheiratet.«
»Trotzdem ist es noch nichts Besonderes«, antwortete ich beharrlich. »Meine waren es auch nicht.«
»Dann …« Er hielt inne und warf mir den ersten freundlichen Blick zu, seit ich ihn kannte. »Stimmt das wirklich?«
»Natürlich. Ich bin ein hundertprozentiger Bastard. In der Tat hat in meiner Familie nie jemand geheiratet«, fügte ich hinzu. »Alle sind Bastarde. Ach, Sie meinen das hier.« Ich streckte meine Hand aus. »Es sieht nur aus wie ein Ehering. Es hilft, mir die Frauen vom Leib zu halten.« Ich hatte ihn 1985 in einem Kramladen gekauft – von einem Kollegen. »Es stellt eine Schlange dar, die sich in den eigenen Schwanz beißt. Ein Anfang ohne Ende. Ein Symbol des großen Paradoxus.«
Er blickte mich kaum an. »Wenn Sie wirklich ein Bastard sind, dann wissen Sie auch, wie man empfindet. Als ich ein kleines Mädchen war …«
»Hoppla!« unterbrach ich ihn. »Habe ich richtig gehört?«
»Also, wer erzählt denn nun hier seine Geschichte? Als ich ein kleines Mädchen war – hören Sie, haben Sie je von Christine Jorgensen gehört? Oder von Roberta Cowell?«
»Oh, meinen Sie Fälle von Geschlechtsänderungen? Wollen Sie mir etwa erzählen …«
»Bitte, unterbrechen Sie mich nicht andauernd. Ich war ein Findling, man legte mich auf die Schwelle eines Waisenhauses in Cleveland, im Jahre 1945, als ich gerade einen Monat alt war. Also – als ich ein kleines Mädchen war, beneidete ich Kinder mit Eltern. Dann, als ich mehr über Sex erfuhr – und glauben Sie mir, in einem Waisenheim lernt man schnell diese Dinge …«
»Ich weiß.«
»Damals schwor ich mir einen heiligen Eid, daß alle meine Kinder einen Vater und eine Mutter haben würden. Das hielt mich sauber, eine ganz schöne Leistung in so einer Umgebung – ich mußte darum kämpfen. Dann, als ich älter wurde, wurde mir plötzlich klar, daß ich verdammt wenig Chancen hatte, mich je zu verheiraten – aus dem gleichen Grund, aus dem ich nicht adoptiert worden war.« Er runzelte die Stirn. »Ich hatte ein Pferdegesicht und schiefe Zähne, keinen Busen und strohiges Haar.«
»Sie sehen auch nicht schlechter aus als ich.«
»Wer kümmert sich darum, wie ein Barmixer aussieht? Oder ein Schriftsteller? Aber die Leute wollen niedliche, kleine, blauäugige, goldhaarige Idioten adoptieren. Später dann wollen die Männer abstehende Brüste, ein hübsches Gesicht und ein unterwürfiges Benehmen.« Er zuckte die Achseln. »Ich schaffte es nicht. Deshalb entschloß ich mich, dem N.F.C.A.K.U. beizutreten.«
»Wie?«
»Dem Nationalen Frauenhilfskorps, Abteilung Krankenpflege und Unterhaltung, was sie jetzt ›Space Angels‹ nennen – Schwesternhilfsgruppe, extraterrestrische Legionen.«
Ich kannte die beiden Bezeichnungen. Aber es gab auch noch einen dritten Namen für diese militärische Dienstkorpselite: Frauenhilfsorden zur Ermutigung und Unterstützung von Raumfahrern. Das Umformen von Begriffen ist das schlimmste Handikap bei Zeitsprüngen.
Er fuhr fort: »Das war zu der Zeit, als man entdeckte, daß man die Männer nicht einfach für Monate und Jahre in den Raum schicken konnte, ohne ihre innere Spannung zu lösen. Erinnern Sie sich noch, was für ein Spektakel darum gemacht wurde? Meine Chance war gekommen, da Volontäre knapp waren. Ein Mädchen mußte sauber sein, es mußte überdurchschnittlich begabt sein und stabile Gefühle besitzen. Aber die meisten der Volontäre waren alte Weiber, Neurotikerinnen, die nach zehn Tagen Raumfahrt einen Tick kriegten. Deshalb brauchte ich mich nicht um mein Aussehen zu kümmern. Wenn sie mich annehmen würden, würden sie mir meine Zähne richten lassen, meine Haare in Wellen legen, mich lehren, zu gehen und zu tanzen und den Männern zuzuhören und was sonst noch alles dazugehört – und natürlich würden sie mich auch in den hauptsächlichsten Pflichten unterrichten. Sie würden sogar Plastikoperationen vornehmen, wenn es hülfe – für unsere Jungs war nichts zu gut.
Und was das beste war, sie kümmerten sich darum, daß man während der Zeit nicht schwanger wurde – und am Ende heiratete man sicher einen von den Jungs. Heute ist es ja auch noch so, die Angels heiraten immer die Raumfahrer – sie sprechen die gleiche Sprache.
Mit Achtzehn bekam ich einen Job als Haustochter. Aber die Familie
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