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16 Science Fiction Stories

16 Science Fiction Stories

Titel: 16 Science Fiction Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse
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und die anderen mich nur bei sich haben wollten, um sich über mich lustig zu machen.
    Jetzt weiß ich, was es heißt, wenn sie sagen: »Ganz wie Charlie Gordon.«
    Ich schäme mich.
     
    Tagesreport 11  21. April
    Ich gehe noch immer nicht in die Fabrik. Ich habe Mrs. Flynn, meiner Wirtin, aufgetragen, anzurufen und Mr. Donnegan zu sagen, daß ich krank wäre. Mrs. Flynn sieht mich seit neuestem immer so komisch an, als hätte sie vor mir Angst.
    Ich finde, es ist gut, daß ich herausgefunden habe, wie sich alle über mich lustig machen. Ich habe viel darüber nachgedacht. Das kommt daher, weil ich so dumm bin und nicht einmal merke, wenn ich etwas Dummes tue. Die Leute finden es komisch, wenn ein dummer Mensch die Dinge nicht so tun kann wie sie selbst.
    Jedenfalls weiß ich jetzt, daß ich von Tag zu Tag klüger werde. Ich kenne die Interpunktion und kann gut buchstabieren. Es macht mir Spaß, all die schweren Wörter im Lexikon nachzusehen und sie zu behalten. Ich lese jetzt sehr viel, und Miss Kinnian sagt, daß ich sehr schnell lese. Manchmal verstehe ich sogar, worüber ich lese und behalte es im Gedächtnis. Manchmal mache ich die Augen zu und denke an eine Seite, und dann kehrt alles zu mir zurück, wie ein Bild.
    Außer Geschichte, Geografie und Arithmetik hat mir Miss Kinnian geraten, auch einige Fremdsprachen zu lernen. Dr. Strauss gab mir ein paar neue Bänder, die ich spiele, wenn ich schlafe. Ich verstehe immer noch nicht, was es mit dem Bewußtsein und dem Unterbewußtsein auf sich hat, aber Dr. Strauss sagt, ich solle mir darüber keine Gedanken machen. Er hat mir das Versprechen abgenommen, daß ich, wenn ich in der nächsten Woche anfange, Fachgebiete aus dem Lehrplan der Universität zu studieren, keine Bücher über Psychologie lese – außer, wenn er mir die Erlaubnis dazu gibt.
    Heute ist mir schon viel wohler, aber ich schätze, ich ärgere mich immer noch ein wenig darüber, daß die Leute die ganze Zeit lang über mich gelacht haben und mich komisch fanden, weil ich nicht so klug war. Wenn ich so intelligent werde, wie Dr. Strauss sagt, mit einem Intelligenzquotienten, der dreimal so groß ist wie achtundsechzig, dann bin ich vielleicht wie alle anderen, und die Leute werden mich mögen und freundlich zu mir sein.
    Ich weiß nicht genau, was ein Intelligenzquotient ist. Dr. Nemur sagt, es wäre etwas, das mißt, wie intelligent man ist – wie eine Skala auf der Waage im Lebensmittelgeschäft. Aber Dr. Strauss hatte eine große Diskussion mit ihm und sagte, ein I.Q. wäge die Intelligenz ganz und gar nicht. Er sagte, ein I.Q. zeige, wieviel Intelligenz man aufbringen könnte, wie die Zahlen am Äußeren eines Meßbechers. In den muß man auch erst hineinschütten, was man messen will.
    Dann, als ich Burt fragte, der mir Intelligenztests aufgibt und mit Algernon arbeitet, sagte der, daß beide unrecht hätten (ich mußte ihm allerdings versprechen, ihnen das nicht wiederzuerzählen). Burt sagt, daß der I.Q. eine Menge verschiedener Dinge mißt, wie auch einiges von dem, was man schon gelernt hat, und im übrigen tauge er überhaupt nichts.
    Ich weiß also immer noch nicht, was ein I.Q. ist, außer, daß meiner bald über zweihundert sein wird. Ich wollte ja nichts sagen, aber trotzdem sehe ich nicht ein, wie sie, wenn sie nicht wissen, was es ist oder wo es ist – ich sehe einfach nicht ein, woher sie wissen wollen, wieviel man davon hat.
    Dr. Nemur sagt, daß ich morgen einen RorschachTest machen muß. Ich bin schon neugierig, was das ist.
     
    22. April
    Ich habe herausgefunden, was ein Rorschach ist. Es ist der Test, den ich vor der Operation durchmachen mußte – der mit den Tintenklecksen auf den weißen Karten. Der Mann, der mir den Test stellte, war der gleiche.
    Ich fürchtete mich vor diesen Tintenklecksen. Ich wußte, daß er mich fragen würde, was für Bilder ich sehe, und ich wußte genauso gut, daß ich es nicht könnte. Ich dachte bei mir, daß ich viel darum gäbe, zu erfahren, was für Bilder darin versteckt liegen. Vielleicht gab es gar keine Bilder. Vielleicht war es nur ein Trick, um zu sehen, ob ich dumm genug war, nach etwas zu suchen, das es gar nicht gab. Schon der Gedanke daran machte mich wütend.
    »Also schön, Charlie«, sagte er, »du hast die Karten doch schon gesehen, erinnerst du dich daran?«
    »Natürlich erinnere ich mich daran.«
    Die Art, wie ich das sagte, ließ ihn erkennen, daß ich wütend war, und er blickte mich erstaunt an. »Ja, natürlich.

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