16 Stephanie Plum: Der Beste zum Kuss (Sizzling Sixteen)
tot. Unser Sohn lebt in Delaware, und er würde mir sagen, wenn Dirk bei ihm wäre. Ernie Wilkes ist sein bester Freund, aber Ernies Frau würde Dirk nicht in ihrem Haus dulden.«
»Sie sehen so schick aus«, sagte Lula. »Haben Sie noch etwas vor?«
»Nein. Ich bin gerade nach Hause gekommen. Ich war bei Karen Shishlers Aufbahrung bei Stiva.« Tomasina sah mich an. »Ihre Großmutter ist immer noch da. Sie macht einen Aufstand, weil der Sarg geschlossen ist. Die Aufbahrung ist schon vorbei, aber sie weigert sich zu gehen, solange der Sarg nicht geöffnet wird.«
»Danke«, sagte ich. »Falls Sie Dirk sehen, rufen Sie mich doch bitte an.«
4
Drei Minuten später standen wir vor Stivas Beerdigungsinstitut. Seit Stiva hatte es schon den dritten Inhaber, dennoch wurde es weiter nach ihm benannt.
»Du willst wahrscheinlich deine Oma rausholen«, sagte Lula.
»Ja. Ich gucke nur kurz nach, ob sie noch da ist.«
»Ich warte im Auto, wenn das in Ordnung ist«, sagte Lula. »Nicht dass ich Angst hätte vor Toten oder so, aber da drin kriege ich Zustände.«
Stivas Beerdigungsinstitut befindet sich in einem großen weißen Kolonialhaus auf der Hamilton. Die Eingangstreppe ist mit grünem Außenteppich belegt und führt zu einer großzügigen Veranda, die sich über die ganze Breite des Hauses zieht. Ich betrat den großen Empfangsbereich und hörte aus Aufbahrungsraum Nummer drei Grandma mit dem Inhaber streiten.
»Woher soll ich wissen, dass sie auch da drin ist, wenn Sie den Deckel nicht öffnen?«, sagte Grandma.
»Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort«, erwiderte er.
Das Institut gehört Mitchell Shepherd. Er hat es vor einem Jahr gekauft und bereut seinen Entschluss wahrscheinlich längst. Die Leute in Burg nehmen ihren Bestatter sehr ernst, und da es in Burg kein Kino und kein Einkaufszentrum gibt, ist das Beerdigungsinstitut häufig ein beliebtes Freizeitziel. Shepherd war ein fast kahler Mann von Mitte fünfzig. Er hatte ein rundes Gesicht, einen runden Körper und trug dunkelblauen Anzug, weißes Hemd und blau-weiß gestreifte Krawatte.
»Nur einen klitzekleinen Blick«, sagte Grandma. »Ich erzähl’s auch keinem.«
»Geht nicht. Die Familie will, dass der Sarg geschlossen bleibt.«
Grandma Mazur war bei meinen Eltern eingezogen, als Grandpa Mazur das Zeitliche segnete und er dorthin entschwand, wo auch immer Menschen landen, die gerne Schinken essen, Whiskey trinken und fette Soße schlemmen. An guten Tagen bringt sie es auf eins dreiundsechzig, sie trägt ihr dauergewelltes graues Haar in kleinen Löckchen, hat einen Körper, der aus schlaffer Haut über dürren Knochen besteht, und ein Auftreten, das nur alte Damen an den Tag legen können.
»Ich habe mir die Mühe gemacht, heute herzukommen, aber wozu ist das gut, wenn ich die Tote nicht mal sehen kann?«, fragte Grandma. »Nächstes Mal gehe ich zu Mortons Bestattungsinstitut. Da sind immer alle Särge offen.«
Shepherd sah aus, als würde er Grandma am liebsten Geld geben, damit sie zu Morton ging. Er warf einen kurzen Blick in meine Richtung und sackte fast vor Erleichterung zusammen.
»Stephanie!«, rief er. »Wie schön, Sie zu sehen!«
»Du heiliger Strohsack«, sagte Grandma. »Sieh mal einer an. Hat deine Mutter dich geschickt?«
»Nein. Ich habe gehört, dass du hier Unruhe stiftest, da bin ich ganz von allein gekommen.«
»Gerade rechtzeitig, um mich mit nach Hause zu nehmen«, sagte Grandma. »Hier muss ich nicht länger bleiben, Mr Spielverderber macht den Deckel ja nicht für mich auf.«
Ich geleitete Grandma aus dem Bestattungsinstitut. Als sie den Jeep erblickte, blieb sie stehen.
»Das ist aber ein süßes Ding!«, sagte sie. »Ein richtiges Schmuckstück. In so einem Ding wollte ich immer schon mal fahren. Wie komme ich denn überhaupt da rein?«
Lula kletterte auf den Rücksitz und streckte Grandma einen Arm entgegen. Ich schob eine Hand unter Grandmas Hintern, und gemeinsam beförderten wir sie auf den Beifahrersitz.
»Du bist genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen«, sagte Grandma zu mir. »Wenn ich zu Fuß nach Hause hätte gehen müssen, wäre ich zu spät zum Essen gekommen, dabei gibt es heute Abend Schmorbraten. Wäre nicht gut, zu spät zum Schmorbraten zu kommen.«
»Ich liebe Schmorbraten«, sagte Lula. »Bestimmt gibt’s dazu Kartoffelpüree und Soße. Ich liebe Kartoffelpüree und Schmorbratensoße!«
»Dann solltest du zum Essen bleiben«, sagte Grandma. »Wir haben immer genug da.«
»Nur wenn es wirklich
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