16 Stephanie Plum: Der Beste zum Kuss (Sizzling Sixteen)
kein Problem ist«, sagte Lula. »Ich möchte mich nicht aufdrängen. Und ich esse auch nicht viel, weil, ich mache ja diese neue Diät, wo ich immer nur eins von jedem essen kann. Also nur ein Stück Schmorbraten, einen Löffel Püree und ein Böhnchen.«
»Hast du schon abgenommen?«, wollte Grandma wissen.
»Noch nicht, aber ich habe auch gerade erst angefangen. Trotzdem – so richtig verstanden habe ich die Diät immer noch nicht. Was ist zum Beispiel, wenn man Salat isst? Heißt das, man darf einen ganzen Salatkopf essen? Oder nur ein Blatt Salat und ein Tomatenviertel? Ist sowieso nicht so wichtig. Ich kann dieses ganze Trara um Salat eh nicht verstehen. Kopfsalat ist für mich kein Lebensmittel. Und wenn jemand eine Tomate essen will, dann bitte auf einem Burger.«
Meine Eltern wohnen in einer Doppelhaushälfte. Sie teilen sich eine Wand mit Mrs Markowitz, und beide Haushälften sind völlig identisch gebaut. Unten Wohnzimmer, Esszimmer, Küche. Oben drei kleine Schlafzimmer und ein Bad. Mrs Markowitz wohnt neben meinen Eltern, so lange ich denken kann. Ihr Mann starb vor einigen Jahren, jetzt lebt sie allein in dem Haus, backt Streuselkuchen und schaut Fernsehen. Ihre Hälfte hat sie lindgrün gestrichen. Meine Eltern hatten ihr Haus immer unten braun und oben senfgelb. Keine Ahnung, warum. Muss mit Trenton zu tun haben.
Die Doppelhaushälfte hat sich im Laufe der Jahre nicht groß verändert. Neue Geräte gab es nur, wenn nötig. Oder neue Vorhänge. Letztendlich ist das Haus gefüllt mit unauffälligen, bequemen Möbeln, Kochgerüchen und schönen Erinnerungen.
Meine Mutter war schon immer Hausfrau. Sie ist die jüngere, mollige Version von Grandma Mazur, und ich bin wohl aus demselben Holz geschnitzt wie sie. Den kräftigen Appetit, das ovale Gesicht und die blauen Augen haben wir alle gemeinsam.
Mein Vater ist pensionierter Postbeamter und fährt jetzt nebenbei Taxi. Mein widerspenstiges Haar habe ich von seiner Seite der Familie. Und meinen abartigen Cousin Vinnie.
Als wir ins Haus kamen, war der Tisch für drei Personen gedeckt. Schnell legte meine Mutter zwei Sets hinzu, und ein paar Minuten später schon beugte mein Vater den Kopf über seinen Teller und schaufelte Fleisch und Kartoffelbrei in sich hinein. Meine Mutter saß am anderen Ende des Tisches und bemühte sich, Lula nicht anzustarren – mit ihrem knallroten Haar und dem knappen Leo-Print-Oberteil, das tiefe Blicke in ihren Ausschnitt gewährte.
»Ist das nicht nett?«, sagte Grandma und schaute sich am Tisch um. »Ich finde es so schön, wenn wir Gäste haben. Das ist wie eine Feier. Was hattet ihr denn heute bei uns in der Gegend zu tun?«, wollte sie wissen. »Habt ihr gefährliche Verbrecher gesucht?«
»Wir haben Dirk McCurdle gesucht«, erklärte ich ihr.
»Das war vielleicht mal ein Skandal, nicht?«, sagte Grandma. »Stellt euch vor, vier Frauen auf einmal! Keine hatte auch nur die geringste Ahnung. Er war so ein angenehmer Mann. Ich habe ihn immer im Bestattungsinstitut gesehen, wenn die Kolumbusritter dort eine Versammlung hatten.«
»Hast du eine Ahnung, wo er sich verstecken könnte?«
»Habt ihr es bei seinen Frauen probiert?«, fragte Grandma. »Vielleicht hat eine von ihnen doch noch etwas für ihn übrig.«
»Eine fehlt uns noch.«
»Wenn das nichts bringt, könntest du es mal mit Pips Flasche versuchen«, sagte Grandma.
Meine Mutter stieß einen Seufzer aus, mein Vater murmelte etwas, das wie »verrücktes altes Huhn« klang.
»Meinst du damit die rote Flasche?«, hakte Lula nach. »Die wie eine Bierflasche aussieht?«
Grandma bediente sich beim Kartoffelpüree. »Pip hat auf die Flasche geschworen. Er meinte, sie hätte ihm Glück gebracht.«
»Wie funktioniert sie denn?«, wollte Lula wissen. »Reicht es schon, wenn man sie einfach besitzt? Muss man sie mit sich herumtragen? Oder muss man daran reiben wie bei einem Flaschengeist?«
»Das weiß ich nicht genau«, sagte Grandma. »Ich habe nie gesehen, was Pip mit ihr gemacht hat.« Sie schaute mich an. »Gab es keine Bedienungsanleitung dazu?«
»Nein.«
»Hm«, sagte Grandma.
»Die Flasche ist ein Haufen Bockmist«, sagte mein Vater. »Pip war ein Spinner. Er war zu blöd, um bei Regen ins Haus zu gehen.«
»Und was war damals, als er zehntausend Dollar im Lotto gewonnen hat?«, fragte Grandma. »Wie erklärst du dir das?«
»Schwein gehabt«, sagte mein Vater.
»Genau!«, rief Grandma. »Die Flasche hat ihm Glück gebracht.«
»Und war das auch
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