16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree)
wie ein Mädchen.
» Sei nicht albern, Henrique«, sagte sie. » Du weißt doch, wie sehr ich es liebe, wenn du Spanisch sprichst.«
» Für dich ich werde Spanisch sprechen, querida, aber erlaube bitte, dass ich für die anderen Englisch rede.« Er blickte auf ihr Gesicht hinab, das zu ihm hinaufsah, und streichelte mit den Fingerspitzen sanft ihren Handrücken. » Wie soll ich sonst lernen, alles auszudrücken, was ich dir sagen will?«
Sallys Lippen öffneten sich, und ihre Brust hob sich merklich, so wie meine auch, aber Willis senior verdarb den Zauber des Augenblicks, indem er sich räusperte. Auf diese Weise wieder zur Räson gebracht, zog Sally ihre Hand zurück und stellte Henrique ihren amerikanischen Cousin vor.
» Sehr erfreut, Sir«, sagte Willis senior.
» Und ich auch«, sage Henrique mit einer Verbeugung. » Wie ich höre, sind Sie ebenfalls in Fairworth House zu Gast.«
» In der Tat«, erwiderte Willis senior. » Meine Cousine war so liebenswürdig, mir zu erlauben, den Sommer in ihrem Haus zu verbringen.«
» Ihre Cousine ist Freundlichkeit in Person.« Henrique tauschte einen bedeutungsvollen Blick mit Sally.
» Mrs Donovan«, sagte Sally, » würden Sie bitte Señor Cocinero sein Zimmer zeigen? Er wird nach der Reise eine Reinigung benötigen.«
Sallys Worte hörten sich an, als erwarte sie, dass Deirdre Henrique von Kopf bis Fuß mit Wasser und Seife schrubbte, aber Henrique schien keinen Anstoß an ihrer Ausdrucksweise zu nehmen.
» Freundlichkeit in Person«, sagte er nochmals in einem Ton, der wie ein Schnurren klang.
» Wir werden im Wintergarten einen Brunch zu uns nehmen«, fuhr Sally fort. » Wenn Sie mit Señor Cocinero fertig sind, Mrs Donovan, kommen Sie bitte mit mir in die Küche, um das Menü zu besprechen.«
» Gewiss, Mylady«, sagte Deirdre. » Wenn Sie mir dann bitte folgen würden, Mr Cocinero?«
Henrique schenkte Sally einen feurigen Blick und folgte Deirdre aus dem Salon. Willis senior schloss die Tür, und einen Moment lang herrschte Stille.
» Ist er nicht…«, murmelte Sally versonnen.
» Er ist«, stimmte ich ihr seufzend zu.
» Ladys«, sagte Willis senior streng, » darf ich Sie daran erinnern, dass der Sinn dieser Übung ist, Señor Cocinero nicht zu weiteren Besuchen in Fairworth House zu ermutigen? Wenn ihr euch weiterhin wie mondsüchtige Teenager gebärdet, dürfte es schwierig werden, dieses Ziel zu erreichen.«
Sally senkte schuldbewusst den Kopf.
» Tut mir leid, William«, sagte sie wieder mit ihrem normalen Akzent. » Ich werde versuchen, etwas reservierter zu sein. Ist doch in Ordnung, wenn wir im Wintergarten unseren Brunch zu uns nehmen, oder? Diese ganzen Farne und anderen Sachen werden uns vor neugierigen Blicken schützen.« Sie stand auf. » Wenn ihr mich braucht, ich bin bei Deirdre in der Küche, um mit ihr die übriggebliebenen Kanapees von der Party hübsch herzurichten. Henrique hat eine Schwäche für Kaviar. Und ein Schlückchen Champagner wird uns auch nicht schaden. Ich sehe mal nach, ob eine Flasche im Kühlschrank ist. Champagner muss kalt serviert werden, wisst ihr. Vielleicht werde ich ja einen Krug mit Orangensaft zum Mischen dazustellen…«
Sally rauschte in ihrer Wolke aus Orange und Gelb durch die Tür zum Esszimmer, und Willis senior ließ sich schwer auf das Sofa sinken.
» Anstrengend?«, fragte ich mitfühlend und setzte mich neben ihn.
» Das Kleid war Lady Sarahs Idee«, sagte er. » Mrs Donovan und ich haben uns redlich bemüht, sie davon abzubringen, ein derart exotisches Gewand zu tragen, aber Lady Sarah blieb eisern bei ihrem Willen.«
» So schlimm ist es auch wieder nicht«, sagte ich. » Die Farben sind sehr… äh… tropisch.«
» Und die Strasssteine?«, wandte Willis senior ein.
» Na ja, für einen Montagmorgen vielleicht ein bisschen zu glitzernd, aber wenigstens nicht hässlich.«
» Und auch das Diadem ließ sich Lady Sarah nicht ausreden«, fuhr Willis senior fort. » Scheint, als hätte sie ihre Vorstellung von aristokratischer Kleidung aus Comic-Heften gewonnen.« Er schüttelte den Kopf. » Über ihren Akzent werde ich nicht mehr sagen, als dass er ziemlich ausgefallen ist. Ich glaube gar, er ist einmalig, niemand sonst auf diesem oder einem anderen Planeten spricht so.«
» Warum habt ihr das Sofa woanders hingerückt?«, fragte ich, in der Hoffnung, ihn von Sallys unzähligen Mängeln abzulenken.
» Ach, wurde das Sofa verschoben?«, fragte Willis senior abwesend.
» Ja. Gestern
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