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16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree)

16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree)

Titel: 16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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nicht in der heißen Sonne stehen lassen.«
    » In meinem Land ist die Sonne sehr viel heißer, junger Mann«, sagte Henrique, » aber ich Sie verstehe.«
    Henrique ließ zusammen mit dem Autoschlüssel einen gefalteten Fünfpfundschein in Declans Hand gleiten. Declan schien überrascht von dem Trinkgeld, steckte es aber in seine Hosentasche und ging ohne etwas zu sagen zum Audi.
    Nachdem ich Henrique erfolgreich hierhergelotst und in Deirdres Obhut gegeben hatte, hätte ich mich eigentlich entschuldigen und zu Fuß ins Dorf zurückgehen können, aber ich wollte mir diesen herrlichen Morgen nicht durch eine handfeste Auseinandersetzung mit Peggy verderben. Bestimmt würde sie, gleich, womit sie gerade beschäftigt war, alles stehen und liegen lassen, um mir laut und in aller Öffentlichkeit vorzuwerfen, dass ich vor ihr geflüchtet war. Vor die Wahl zwischen einer Konfrontation mit unserer zornigen Dorf-Königin und dem romantischen Wiedersehen Sally Pynes mit ihrem mexikanischen Gentleman gestellt, zögerte ich keinen Moment, mich für Letzteres zu entscheiden.
    » Wenn Sie mir bitte folgen würden«, sagte Deirdre. » Lady Sarah erwartet Sie.«
    Henrique nahm den Hut vom Kopf und erlaubte mir und Deirdre, ihm in die Eingangshalle vorauszugehen. Seine Höflichkeit würde bei Willis senior bestimmt großen Anklang finden, der den gleichen Charme vergangener Zeiten an den Tag legte. Deirdre nahm Henrique den Hut ab, klopfte zweimal an die Tür des Salons, öffnete sie, kündigte uns an und trat dann zur Seite. Als Henrique mir bedeutete, vorauszugehen, wurde ich mit einem ungehinderten Blick auf die Eröffnungsszene von Tante Dimitys Schauspiel belohnt.
    Die Wände des Salons waren in einem zarten Apricot gehalten, und die hohen Fenster wurden von Goldbrokatvorhängen eingerahmt, die zurückgezogen waren, sodass das Sonnenlicht den Raum durchflutete. Ein Aubusson-Teppich schützte den exquisiten Parkettboden, und die Decke zierte eine dezente und doch kunstvolle Stuckarbeit. Gegenüber der Tür zur Eingangshalle befand sich ein weißer Marmorkamin, und eine weiß gestrichene Tür in der Ecke führte zum Esszimmer.
    Die Möbel– zarte Kapriolbeine und bestickte Bezugsstoffe– waren ausgesprochen feminin. Das Sofa war aus mir unbekanntem Grund von seinem ursprünglichen Platz beim mittleren Fenster in die Nähe des Kamins gerückt worden. Diese Veränderung ließ das Zimmer ein klein wenig unbalanciert erscheinen, doch der Gesamteffekt war noch immer von unaufdringlicher Eleganz.
    Sonnenstrahlen fielen wie Schlaglichter auf die Anwesenden. Willis senior stand vor dem Palisanderschreibtisch mit Intarsien, auf dem die Murano-Briefbeschwerer angeordnet waren. Er war wie ein Gutsbesitzer gekleidet– leichter Tweedanzug und dick besohlte Budapester Schuhe. Lady Sarah Pyne saß stocksteif genau in der Mitte des Sofas. Sie sah aus wie ein üppig dekoriertes Cremetörtchen.
    Von Kopf bis Fuß war sie in eine Wolke aus orangefarbenem und gelbem Chiffon gehüllt, ein Kleid, das am Kragen und den Ärmelbündchen mit Strasssteinen besetzt war. An den Füßen trug sie elegante weiße Lederpantöffelchen, die gut zehn Zentimeter über dem Teppich baumelten. Ein kleines Diadem funkelte diskret in ihren kurzen silbernen Locken, und zwischen den weichen Falten ihres Chiffonkleides glitzerte der Silberanhänger, den Henrique ihr in Mexiko geschenkt hatte.
    Neben ihr auf dem Sofa lag ein altes, ledergebundenes Buch, als hätte sie den Morgen mit Lektüre verbracht. Ihre plumpen Hände hielt sie im Schoß umklammert. Sie wirkte wie versteinert, wie eine Schauspielerin, die ihren Text vergessen hat. Bill hatte mit seiner Bemerkung bezüglich Lampenfieber offenbar ins Schwarze getroffen.
    » Sarah«, sagte ich ermutigend, » schau, wen ich zufällig im Dorf getroffen habe.«
    Sally atmete mit bebender Brust ein und streckte ihre zitternde Hand aus.
    » H-Henrique«, stammelte sie, mit einem Akzent, der bedrohlich zwischen dem der Queen und einem Fischhändler schwankte. » W-Wie schön, d-dass du gekommen bist.«
    » Wie schön, dass du mich in deine prächtige Haus willkommen heißt!«, erwiderte Henrique. Er trat zu ihr, um ihr die Hand zu küssen, die er nicht gleich wieder losließ, sondern in seinen beiden Händen hielt. » Mil gracias por su hospitalidad, Lady Sarah. Aber von jetzt an will ich es auf Englisch sagen: Danke für deine Gastfreundschaft, Lady Sarah.«
    Auf Sallys Wangen zeichneten sich rosa Flecken ab, und sie kicherte

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