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16 Uhr 50 ab Paddington

16 Uhr 50 ab Paddington

Titel: 16 Uhr 50 ab Paddington Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Altpapier hat –»
    «Für wenn der Kessel mal ausgeht und er ihn neu anfachen muss –»
    «Alle Papierreste, die so durch die Gegend fliegen. Die sammelt er auf und stopft sie da rein –»
    «Und da haben wir ihn gefunden –»
    «WEN gefunden?», unterbrach Craddock das Duett.
    «Den Beweis. Denk dran, Stodders, erst Handschuhe anziehen.»
    Wichtigtuerisch zog Stoddart-West in bester Krimimanier ein Paar ziemlich dreckiger Handschuhe an und holte eine Fototasche hervor. Mit den Handschuhen zog er äußerst vorsichtig einen schmutzigen und zerknitterten Briefumschlag heraus, den er mit einer übertriebenen Geste dem Inspector reichte.
    Beide Jungen hielten vor Aufregung den Atem an.
    Craddock nahm den Umschlag mit gebührendem Ernst entgegen. Er mochte die Jungen und war bereit, sich auf ihr Spiel einzulassen.
    Der Brief war in der Post gewesen, es gab keinen Inhalt mehr, nur den aufgerissenen Umschlag – adressiert an Mrs. Martine Crackenthorpe, 126 Elvers Crescent Nr. 10.
    «Sehen Sie?», flüsterte Alexander schwer atmend. «Das heißt, sie muss hier gewesen sein – Onkel Edmunds französische Frau, meine ich – die, um die das ganze Trara gemacht wird. Sie muss Tatsache hier gewesen sein und ihn irgendwo verloren haben. So sieht es doch aus, oder?»
    Stoddart-West schaltete sich ein:
    «Das sieht doch aus, als wäre sie die Ermordete – ich meine, finden Sie nicht auch, Sir, dass die Tote im Sarkophag einfach diese Martine gewesen sein muss?»
    Sie warteten gespannt.
    Craddock spielte die von ihm erwartete Rolle.
    «Möglich, gut möglich», sagte er.
    «Das ist doch wichtig, oder nicht?»
    «Sie werden ihn doch nach Fingerabdrücken absuchen, oder, Inspector?»
    «Selbstverständlich», sagte Craddock.
    Stoddart-West seufzte tief.
    «Kolossales Glück, was?», sagte er. «Und dann auch noch an unserem letzten Tag.»
    «Letzter Tag?»
    «Ja», sagte Alexander. «Morgen fahren wir zu Stodders nach Hause und bleiben da bis zum Ferienende. Stodders’ Leute haben ein tolles Haus – aus der Zeit von Queen Anne, nicht?»
    «William und Mary», sagte Stoddart-West.
    «Ich dachte, deine Mutter hätte gesagt –»
    «Mom kommt aus Frankreich. Die hat doch gar keine Ahnung von englischer Architektur.»
    «Aber dein Vater hat gesagt, erbaut worden wäre es –»
    Craddock untersuchte den Umschlag.
    Das hatte Lucy Eyelesbarrow schlau eingefädelt. Wie hatte sie bloß den Poststempel gefälscht? Er hielt ihn dicht vor die Augen, konnte im Halbdunkel jedoch nichts erkennen. Für die Jungen natürlich ein Riesenspaß, aber für ihn etwas peinlich. Daran hatte Lucy nicht gedacht, verflixt noch mal. Wenn der Umschlag echt war, machte das bestimmte Maßnahmen erforderlich. Dann…
    Neben ihm wurde ein hochgelehrter Architekturdisput ausgefochten. Er stellte sich taub.
    «Kommt, Jungs», sagte er, «gehen wir ins Haus. Ihr seid mir eine große Hilfe gewesen.»

Achtzehntes Kapitel
    I
     
    D ie Jungen eskortierten Craddock durch die Hintertür ins Haus. Anscheinend nahmen sie immer diesen Weg. In der Küche war es hell und heiter. Lucy hatte sich eine große weiße Schürze umgebunden und rollte Teig aus. Bryan Eastley lehnte am Küchenschrank und betrachtete sie mit hündischer Ergebenheit. Mit einer Hand zwirbelte er sich den großen blonden Schnurrbart.
    «Hallo, Dad», sagte Alexander freundlich. «Treibst du dich wieder hier herum?»
    «Mir gefällt es hier», sagte Bryan und fügte hinzu: «Miss Eyelesbarrow hat nichts dagegen.»
    «Nein, allerdings nicht», sagte Lucy. «Guten Abend, Inspector Craddock.»
    «Ermitteln Sie jetzt in der Küche?», wollte Bryan wissen.
    «Nicht ganz. Mr. Cedric Crackenthorpe ist noch da, oder?»
    «Ja, Cedric ist noch da. Brauchen Sie ihn?»
    «Ich würde ihn gern sprechen – ja, bitte.»
    «Ich schaue mal nach, ob er im Haus ist», sagte Bryan. «Manchmal sitzt er um die Zeit im Dorfpub.»
    Er stieß sich vom Küchenschrank ab.
    «Vielen Dank», sagte Lucy. «Meine Hände sind voller Mehl, sonst würde ich ja gehen.»
    «Was wird das denn?», fragte Stoddart-West neugierig.
    «Pfirsichtorte.»
    «Pfundig», sagte Stoddart-West.
    «Gibt es bald Essen?», fragte Alexander.
    «Nein.»
    «Mannomann, hab ich einen Kohldampf.»
    «In der Speisekammer steht noch der Rest Ingwerkuchen.»
    Die Jungen liefen gleichzeitig los und prallten an der Tür zusammen.
    «Sie essen wie die Heuschrecken», sagte Lucy.
    «Herzlichen Glückwunsch», sagte Craddock.
    «Wozu genau?»
    «Ihrem

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