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16 Uhr 50 ab Paddington

16 Uhr 50 ab Paddington

Titel: 16 Uhr 50 ab Paddington Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Einfallsreichtum.»
    «Wobei?»
    Craddock wedelte mit der Fototasche, in der der Umschlag steckte.
    «Hervorragende Arbeit», sagte er.
    «Wovon reden Sie überhaupt?»
    «Dem hier, meine Liebe – dem hier.» Er zog den Umschlag halb heraus.
    Sie starrte ihn verständnislos an.
    Craddock wurde plötzlich schwindelig.
    «Haben Sie dieses Beweisstück nicht gefälscht und im Kesselraum versteckt, damit die Jungen es finden? Schnell, sagen Sie schon.»
    «Ich verstehe nicht einmal, wovon Sie überhaupt reden», sagte Lucy. «Soll das heißen, Sie –»
    Als Bryan zurückkam, schob Craddock die Fototasche hastig wieder in die Tasche.
    «Cedric ist in der Bibliothek», sagte Bryan. «Gehen Sie ruhig.»
    Er nahm seinen Platz am Küchenschrank wieder ein. Inspector Craddock ging in die Bibliothek.
     
    II
     
    Cedric Crackenthorpe schien erfreut, den Inspector zu sehen.
    «Na, wieder am Ermitteln?», fragte er. «Sind Sie schon weitergekommen?»
    «Ich darf wohl sagen, dass wir ein Stück weitergekommen sind, Mr. Crackenthorpe.»
    «Haben Sie herausbekommen, wer die Leiche war?»
    «Sie ist noch nicht eindeutig identifiziert worden, aber wir haben eine ziemlich genaue Vorstellung.»
    «Schön für Sie.»
    «Infolge unserer neusten Informationen brauchen wir noch ein paar Aussagen. Ich fange bei Ihnen an, Mr. Crackenthorpe, weil Sie gerade da sind.»
    «Aber nicht mehr lange. Morgen oder übermorgen fliege ich nach Ibiza zurück.»
    «Dann komme ich ja gerade noch rechtzeitig.»
    «Schießen Sie los.»
    «Ich hätte gern eine lückenlose Aufstellung, wo Sie am Freitag, den 20. Dezember, waren und was genau Sie getan haben.»
    Cedric warf ihm einen kurzen Blick zu. Dann lehnte er sich zurück, gähnte, mimte große Nonchalance und verlor sich in den Mühen des Erinnerns.
    «Wie ich Ihnen bereits gesagt habe, war ich auf Ibiza. Dummerweise gleicht dort ein Tag dem anderen. Morgens wird gemalt, von drei bis fünf Siesta gehalten, dann ein bisschen skizziert, wenn das Licht mitspielt. Anschließend ein Aperitif im Café an der Piazza, mal mit dem Bürgermeister, mal mit dem Arzt. Danach ein kleiner Imbiss. Die Abende verbringe ich meistens in Scotty’s Bar mit Freunden aus der Unterschicht. Genügt Ihnen das?»
    «Die Wahrheit wäre mir lieber, Mr. Crackenthorpe.»
    Cedric setzte sich auf.
    «Ich verbitte mir solche Beleidigungen, Inspector.»
    «Beleidigungen? Mr. Crackenthorpe, neulich sagten Sie, Sie hätten Ibiza am 21. Dezember verlassen und seien am selben Tag in England eingetroffen.»
    «Ganz recht. Em? Hi, Em!»
    Emma Crackenthorpe kam durch die Tür, die die Bibliothek mit dem Frühstückszimmer verband. Sie sah fragend zwischen Cedric und dem Inspector hin und her.
    «Hör zu, Em. Ich bin doch am Samstag vor Weihnachten hier angekommen, oder? Und direkt vom Flughafen, stimmt’s?»
    «Ja», sagte Emma verwundert. «Du warst ungefähr zum Mittagessen da.»
    «Sehen Sie», sagte Cedric zum Inspector.
    «Sie müssen uns für sehr dumm halten, Mr. Crackenthorpe», sagte Craddock freundlich. «Solche Dinge lassen sich nachprüfen. Ich glaube, wenn Sie mir Ihren Pass zeigen –»
    Er hielt erwartungsvoll inne.
    «Kann das blöde Ding nicht finden», sagte Cedric. «Habe heute Morgen schon überall gesucht. Wollte es Cook’s schicken.»
    «Ich glaube, Sie könnten ihn finden, Mr. Crackenthorpe. Aber so wichtig ist er auch gar nicht. Unsere Recherchen haben ergeben, dass Sie bereits am Abend des 19. Dezember in England angekommen sind. Wären Sie jetzt wohl so gütig, mir zu erklären, was Sie von da an bis zum Eintreffen in Rutherford Hall am Mittag des 21. Dezember getan haben?»
    Cedric sah äußerst aufgebracht drein.
    «Das ist das Schlimme am modernen Leben», sagte er verärgert. «Von der Wiege bis zur Bahre – Formulare, Formulare. Das hat man nun von einem Verwaltungsstaat. Man kann nicht einmal mehr tun und lassen, was einem passt. Irgendwer stellt einem immer Fragen. Warum machen Sie überhaupt so ein Aufhebens um den 20.? Was ist das Besondere am 20.?»
    «Es ist zufällig der Tag, an dem unserer Ansicht nach der Mord begangen wurde. Sie können die Aussage natürlich verweigern, aber –»
    «Wer sagt denn, dass ich die Aussage verweigern will? Ich brauche nur etwas Zeit. Und bei der gerichtlichen Untersuchung haben Sie den Zeitpunkt der Ermordung noch im Dunklen gelassen. Was haben Sie seitdem denn Neues herausbekommen?»
    Craddock antwortete nicht.
    Mit einem Seitenblick auf Emma sagte Cedric: «Wollen wir

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