160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut
du nicht bist, sondern über das, was du von mir wolltest.“
„Ist das nicht dasselbe? Ich wollte nicht nur vorgeben, deine Frau zu sein, aber dir passte das nicht. Heute ist mir auch klar geworden, weshalb. Du dachtest, ich wäre wie deine Stiefmutter -töricht und leichtfertig und völlig ungeeignet, eine Viscountess zu werden.“
Abby hatte alles falsch verstanden! Und Liverpools unsinnige Tiraden hatten es nur noch schlimmer gemacht. „Du bist nicht wie Dora“, versicherte ihr Spencer. „Mich hat nie etwas an dir gestört. Du warst von Anfang an perfekt.“
Sie blickte ihn wütend an. „Aber natürlich. Und weil ich so perfekt bin, hast du auch alles nur Mögliche getan, um meine Hoffnungen zunichte zu machen. Du hieltest mich so sehr für die dir angemessene Frau, dass du … dass du mich erniedrigt und bedroht hast.“
Spencer fluchte innerlich. Er hatte all seine Aufmerksamkeit nur noch darauf gerichtet, ihren Verlockungen nicht nachzugeben, und sich dabei keinerlei Gedanken darüber gemacht, welchen Eindruck sein abweisendes Verhalten auf sie haben könnte. „Es liegt wirklich nicht an dir. Ich habe dir von Anfang an gesagt …“
„Ja, ich weiß. Du kannst nicht heiraten, weil du deine ganze Aufmerksamkeit deiner Karriere widmest.“ Ihr sarkastischer Ton fuhr ihm tief ins Herz. „Halte mich bitte nicht für dumm. Wir wissen doch beide, dass das nicht der Grund ist. Im August enden die Parlamentssitzungen, und du hättest genügend Zeit, dich an das Eheleben zu gewöhnen. Wenn du nur wolltest – aber du willst ja nicht.“ Ihre Augen glänzten verdächtig. „Zumindest nicht mit mir.“
Jedes ihrer Worte verstärkte seine Qualen. Sie hatte tatsächlich geglaubt, dass es an ihrer Person lag, dass er sich so abweisend verhalten hatte, während er immer davon ausgegangen war, dass sie ihm seine dürftigen Begründungen glaubte. Warum war er nie auf die Idee gekommen, dass sie ihn viel zu gut durchschaute?
Aber wieso merkte sie dann nicht auch, dass er sich nur danach sehnte, sie bei sich zu behalten? „Du hast Recht. Meine Karriere ist nicht der wahre Grund, weshalb ich nicht heiraten will. Aber ich versichere dir, dass mein Wunsch, unverheiratet zu bleiben, nichts damit zu tun hat, dass ich dich für unpassend …“
„Ich kann es nicht mehr hören! Das sagst du nur, weil du dir Sorgen machst, dass ich dich verlassen und einen Skandal verursachen könnte. Ich werde meinen Teil der Vereinbarung einhalten, mich aber nicht länger von dir belügen und kontrollieren lassen. Und ich möchte nicht, dass du dich in meine Angelegenheiten einmischst, nur weil du annimmst, dass ich mein Versprechen nicht halte.“
Sie machte einen Schritt auf die Tür zu. Spencer war mit einem Satz bei ihr. Er fasste sie um die Taille, hob sie behände hoch und setzte sie auf den Schreibtisch. Sie schlug mit den Fäusten auf seine Brust ein. „Lass mich los … du Tyrann!“
„Ich lass dich nicht gehen“, sagte er mit rauer Stimme. „Ich weiß, dass es besser für uns beide wäre, aber ich kann es nicht.“ Spencer folgte jetzt nur noch seinem Gefühl – und seinem ungestillten Verlangen, gegen das er nicht länger ankämpfen konnte. „Ich werde dich nicht gehen lassen.“
Abby hatte aufgehört, sich gegen ihn zu wehren, betrachtete ihn jedoch ungläubig. Die Erkenntnis, dass sie ihm nicht glaubte, schmerzte Spencer.
Er verschränkte ihr die Arme hinter dem Rücken und hielt ihre beiden Hände fest in seiner Hand. „Und das hat nichts mehr damit zu tun, dass ich einen Skandal fürchte. Ich möchte, dass du bleibst, und ich bin bereit, alles dafür zu tun.“
Er sah sie unverwandt an, als er die andere Hand in ihren Ausschnitt schob, um sich den Vertrag zurückzuholen. Als Abby einen empörten Schrei ausstieß, wandelte sich sein Verlangen zu glühendem Begehren. Es bedurfte seiner ganzen Selbstbeherrschung, sich nur auf die Suche nach den Papieren zu konzentrieren und Abby nicht mit einer ungestümen Bewegung das Kleid von den Schultern zu streifen.
Nein, er würde sie nie gehen lassen. „Ich möchte nicht, dass du mich verlässt – weder jetzt noch später.“
Sie blickte ihn mit einer Spur Verzweiflung an. „Du weißt nicht, was du willst.“
„Du irrst dich schon wieder.“ Er hatte den Vertrag gefunden und warf ihn weit hinter sich, wo Abby ihn nicht erreichen konnte. Dann beugte Spencer sich vor und streifte mit seinen Lippen Abbys Öhr. „Ich weiß genau, was ich will. Ich will
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