160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut
Weshalb haben Sie es denn so eilig, nach Hause zu kommen?“
Spencer schaute die Marquise mit unheilvoll funkelnden Augen an. „Ich kann mich nicht erinnern, mit Ihnen gesprochen zu haben.“
„Du kannst nicht in diesem Ton mit ihr reden“, wies Abby ihn leise zurecht. „Lady Brumley hat mir einen großen Gefallen getan.“
„Glaubst du das wirklich?“ Spencer kam näher und griff nach Abbys Arm. Äußerlich war ihm nichts anzumerken, aber er roch nach Brandy und redete nun so laut, dass alle Umstehenden ihn hören konnten. „Sie mischt sich nur in fremde Angelegenheiten ein.“
Lady Brumleys Lächeln erstarb. Unter dem dick aufgetragenen Puder färbten sich ihre Wangen rot vor Wut. „Vielleicht“, begann sie beherrscht, „sollten Sie mit Ihrem Mann wirklich nach Hause gehen, Lady Ravenswood. Er scheint zu vergessen, was sich einer Gastgeberin gegenüber gehört.“
„Ich lege gar keinen Wert auf Ihre Gastfreundschaft“, brummte Spencer, und Abby fiel nun auf, dass seine Worte leicht verschwommen klangen. „Und meine Frau auch nicht.“
„Ravenswood, alter Junge, beruhige dich“, sagte Captain Blakely leise.
„Er ist ganz offensichtlich betrunken“, sagte Abby. „Ich vermute, dass ich das Ihnen zu verdanken habe, Captain Blakely.“
„Wahrscheinlich.“ Clara griff ihrem Mann unter den Arm.
„Komm jetzt, mein Lieber. Wir gehen auch nach Hause.“
Nachdem Clara und Blakely sich verabschiedet hatten, verkündete Spencer: „Ich bin nicht betrunken. Ich habe das genau so gemeint. Sie verschafft sich durch dich nur ihren eigenen Vorteil. So, und jetzt gehen wir.“
Abby entzog Spencer ihren Arm. „Das ist eine ungerechtfertigte Anschuldigung, und ich werde nicht gehen, bevor du dich nicht entschuldigt hast.“
Spencer musterte sie finster. „Ich werde mich nicht bei dieser tratschenden …“
„Lassen Sie es gut sein, meine Liebe“, unterbrach Lady Brumley Spencer und wandte sich lächelnd an Abby. „Es ist völlig sinnlos, sich mit einem Mann zu streiten, der sich einen Rausch angetrunken hat.“
Spencer drehte sich zu ihr um. „Ich kann Ihnen versichern, dass ich völlig nüchtern bin. Und des Weiteren, Madam …“
„Wir sollten wirklich gehen“, murmelte Abby. Weil sie sich der neugierigen Damen nur zu bewusst war, die in der Nähe stehen blieben, um auch kein Wort der Auseinandersetzung zu verpassen, fügte sie noch leiser hinzu: „Ich weiß nicht, was in dich gefahren ist. Aber wir werden hier verschwinden, bevor du uns zum Gespött der Leute machst.“
„Ganz genau – wir gehen jetzt.“ Spencer legte seinen Arm um ihre Taille und zog sie zum Haus. „Und du wirst nie wieder hierher kommen, hörst du? Dieser Frau ist nicht zu trauen.“ Zum Glück sprach er jetzt leiser.
Abby verdrehte die Augen. Was um alles in der Welt hatte Spencer nur? „Ich werde Sie morgen besuchen!“ rief Abby der Marquise zu, die ihnen fröhlich hinterher winkte, als sei nichts geschehen.
„Du wirst diese Frau nicht mehr besuchen“, protestierte Spencer herrisch, während er mit Abby durch das Haus eilte. „Weder morgen noch sonst irgendwann.“
„Du bist verrückt.“ Als sie die Eingangshalle erreicht hatten, befreite Abby sich aus seinem Griff. „Ich spiele zwar vor aller Welt deine Ehefrau, aber das gibt dir noch lange kein Recht, für mich meine Freunde auszusuchen.“
„Pass auf, was du sagst“, zischte Spencer ihr zu und deutete mit dem Kopf auf einen der Hausdiener, der in der Nähe stand.
„Warum? Achtest du denn auf deine Worte?“
Spencer warf ihr einen wütenden Blick zu und trug dem Diener auf, die Kutsche herbeizurufen. Dann wandte er sich wieder an Abby: „Ich will nur dein Bestes.“
„Indem du öffentlich eine Szene machst? Wenn du Lady Brumley für eine indiskrete Klatschtante hältst, warum benimmst du dich dann in ihrer Gegenwart, als wärst du nicht bei Sinnen?“
Spencer wollte zu einer Antwort ansetzen, brach dann jedoch ab. Sehr gut! Zumindest schien er nicht so betrunken zu sein, als dass er nicht mehr einsah, dass sie Recht hatte. Ganz im Gegenteil – er wirkte auf einmal bestürzt, beinahe verzweifelt. „Was haben sie mit dir gemacht?“
Sie schaute ihn fragend an. „Wer?“
„Lady Brumley. Und Clara. Du bist so …“
„Ihre Kutsche ist vorgefahren, Mylord“, verkündete der Hausdiener.
Spencer nickte und bot Abby seinen Arm.
Abby zögerte. „Und was ist mit Evelina und Lady Tyndale?“
„Sie waren es leid, auf dich zu warten, und
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