160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut
haben sich schon nach Hause bringen lassen.“
Der Vorwurf, der in Spencers Worten mitschwang, entfachte Abbys Ärger erneut. Nur mit Mühe konnte sie sich eine spitze Bemerkung verkneifen.
Aber sobald sie in der Kutsche Platz genommen hatten, begann sie Spencer Vorhaltungen zu machen: „Reicht es dir noch nicht, dass ich die Hälfte meiner Zeit damit verbringe, Walzer und Hofknicks zu lernen und tausend andere lächerliche Dinge, die ich nie mehr brauchen werde, wenn wir das hier überstanden haben? Muss ich mich auch noch mit deiner schlechten Laune und deiner bevormundenden Art abfinden?“
„Es ist mir gleichgültig, ob du Walzer lernst oder nicht. Aber du hast versprochen, den Schein unserer Ehe so lange wie nötig zu wahren, und ich werde nicht zulassen, dass du dein Versprechen brichst.“
„Ich weiß nicht, wovon du redest.“
„Lady Brumley hat dir Geld gegeben.“ Er beugte sich vor, und seine Augen funkelten. „Ich weiß von den fünfzig Pfund. Und heute Abend gab sie dir noch etwas.“
Abby starrte ihn fassungslos an. „Sie hat mir heute kein Geld gegeben. Ich habe nur letzte Woche die vereinbarten fünfzig Pfund erhalten.“
„Was hat sie dir heute Abend gegeben?“ hakte er nach und deutete auf ihren Handbeutel.
Abby glaubte nun zu verstehen, was er meinte. „Das war kein Geld“, erwiderte sie und suchte in ihrem Beutel nach den Papieren. „Es ist ein Vertrag mit dem Apotheker, der Heaven’s Scent verkauft. Lady Brumley wollte, dass ich ihn mir in Ruhe durchlese, bevor ich unterschreibe.“
Spencer nahm ihr die Unterlagen ab und sah sie durch. Obwohl Abby die Wahrheit gesagt hatte, schien er keineswegs besänftigt zu sein.
Abby riss ihm die Papiere wieder aus der Hand. „Es geht dich eigentlich nichts an, was Lady Brumley mir gibt.“
Spencer musterte sie mit einem kalten, unergründlichen Blick und griff nach ihrer Hand, bevor sie den Vertrag wieder in ihren Beutel stecken konnte. „Ich dachte, dass mir als deinem Ehemann die Hälfte des Geschäftes gehört.“
„Und ich glaube mich zu erinnern, dass du meintest, daran nicht interessiert zu sein.“
„Du hast versprochen, die Angelegenheit durchzustehen. Aber jetzt denkst du nur noch daran, möglichst schnell viel zu verdienen, um deine Rückfahrt nach Amerika bezahlen zu können. Du willst dich heimlich davonmachen.“
Das war es also, was ihn so aufgebracht hatte! Er machte sich immer noch Sorgen wegen eines möglichen Skandals … „Du lieber Himmel, nein. Das habe ich ganz sicher nicht vor. Wie kommst du nur auf den Gedanken?“
Abby versuchte, Spencer ihre Hand zu entziehen, aber er hielt sie fest. „Du hast mir verschwiegen, dass Lady Brumley dir fünfzig Pfund gegeben hat.“
„Warum hätte ich es dir sagen sollen? Es war nicht deine Angelegenheit.“
Geschickt entwendete Spencer Abby den Vertrag und steckte ihn in seine Manteltasche. „Du hast sicher nichts dagegen, wenn mein Anwalt einen Blick darauf wirft. Ich möchte nur sichergehen, dass Lady Brumley und dieser Jackson dich nicht betrügen.“
„Oh, ich kann mich sehr gut allein um meine Geschäfte kümmern. Und da ich dies in absehbarer Zukunft ohnehin machen muss, beginne ich am besten sofort damit.“ Sie streckte ihre Hand aus. „Gib mir die Unterlagen zurück, Spencer.“
„Erst sieht mein Anwalt sie sich an. Und du erfüllst zunächst einmal deinen Teil unserer Abmachung.“
„Jetzt gehst du zu weit!“
„Ganz und gar nicht.“ Spencer verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich kenne Lady Brumley besser als du.“
„Du scheinst alle Leute besser zu kennen als sie sich selbst. Aber ich bin nicht so naiv, wie du meinst, und Lady Brumley benutzt mich nicht zu ihrem eigenen Vorteil. Außerdem …“
Abby verstummte, als die Kutsche zitternd zum Stehen kam. Der Hausdiener öffnete die Tür, und Spencer sprang aus dem Wagen. Als er Abby heraushalf, griff sie in seine Manteltasche und holte sich den Vertrag zurück. Dann rannte sie die Treppen hinauf zum Haus. Sie war sich sicher, dass sie ihn in seinem betrunkenen Zustand leicht würde abhängen können.
Aber überraschenderweise hatte er sie an der Haustür wieder eingeholt. „Verdammt, Abby! Gib mir das“, keuchte er und griff nach ihrem Arm.
Sie stieß ihm ihren Ellenbogen in die Rippen und schüttelte seine Hand ab. Spencer fluchte und konnte nur mit Mühe das Gleichgewicht halten, während sie ins Haus rannte. Den Vertrag faltete sie zusammen und steckte ihn sich in das Oberteil
Weitere Kostenlose Bücher