160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut
Frauen ihr dies zugesichert hatten, dann rauschte sie davon – umgeben von einer Wolke des Mets und ihrer eigenen Bedeutsamkeit.
Abby ließ sich wieder in ihren Sessel fallen. „Ist sie immer so?“
„Oh ja.“ Clara setzte sich und hob ihre Teetasse. „Lady Brumley glaubt, sie sei der Nabel der Welt – oder zumindest der Londoner Gesellschaft. Und meistens hat sie mit dieser Annahme sogar Recht.“
Abby schüttelte den Kopf. „Wie soll ich es schaffen, hundert Flaschen Met – ich meine natürlich Heaven’s Scent – bis übernächsten Samstag herzustellen? Ich habe nicht einmal alle Zutaten zusammen, geschweige denn genügend Flaschen. Dann müssen noch Etiketten geschrieben werden, die Phiolen gereinigt …“
„Aber das wird doch sicher nur einige Tage in Anspruch nehmen“, wandte Clara ein.
„Mir bleiben nur zwei Tage! Die fertige Mischung muss mindestens eine Woche durchziehen. Das heißt, dass ich alle Flaschen bereits diesen Samstag vorbereitet, gefüllt und verschlossen haben muss, damit sie nächsten Samstag fertig sind. Wie um alles in der Welt soll ich das schaffen?“
„Du brauchst ein paar fleißige Hände, die dir helfen.“
„Ich könnte Leute einstellen, aber noch weiß ich nicht, wie viel ich von den fünfzig Pfund für die Zutaten aufwenden muss. Und ich möchte nicht auf Spencers Dienstboten zurückgreifen, die ihre eigenen Pflichten haben.“ Schon gar nicht nach Spencers Bemerkungen, wie viel Unruhe eine Frau in einen Haushalt bringen konnte.
Clara setzte sich auf. „Ich habe die ideale Lösung für dich. Lord Ravenswood hat es dir wahrscheinlich nicht erzählt, aber ich leite eine wohltätige Stiftung, die sich für die Umerziehung von jungen Taschendieben einsetzt. Du könntest meinen Mündeln etwas über die Herstellung des Parfüms beibringen, und sie würden dir helfen, die Flaschen vorzubereiten. Eines der Mädchen hat eine sehr schöne Handschrift. Und ich verspreche dir, dass sie keine Flaschen mitgehen lassen, aber …“
„Das ist eine ausgezeichnete Idee!“ unterbrach Abby sie begeistert. „Ich würde diese Kinder gerne kennen lernen.“
Clara lachte. „Deine Begeisterung könnte sich schnell legen, nachdem du einige Stunden mit ihnen verbracht hast. Aber ich bin mir sicher, dass sie dich vergöttern werden. Sobald du das Heim betrittst …“
„Das Heim? Wir können das Parfüm nicht in deiner Einrichtung herstellen! Ich brauche sehr viel Arbeitsfläche, und zudem möchte ich die fertigen Flaschen nicht unnötig hin und her transportieren.“ Abby dachte kurz nach und fügte hinzu: „Hier gibt es im oberen Stockwerk ein ungenutztes Schulzimmer. Ich glaube nicht, dass Spencer etwas dagegen haben wird, wenn ich das für eine Weile in Beschlag nehme.“
„Ich weiß nicht, Abby. Hältst du es in Anbetracht seiner Einstellung zu Kindern für eine gute Idee, wenn eine ganze Schar von ihnen durch sein Haus tobt?“
Es würde ihrer Situation sicher nicht dienlich sein, Spencer zu verärgern. Sie wollte ihn doch davon überzeugen, sie bei sich zu behalten, und nicht seinen Zorn provozieren! „Du könntest Recht haben“, seufzte Abby.
„Aber ich helfe auf jeden Fall bei der Arbeit. Und ich werde dir ein paar der älteren Mädchen schicken – es gibt zwei oder drei, die für die Aufgabe geeignet sein könnten. Wegen des Babys kann ich nicht den ganzen Tag zu Hause abkömmlich sein – unser neues Kindermädchen ist eines meiner jungen Mündel, und sie fürchtet immer noch, dass sie etwas falsch machen könnte. Ich habe ihr versprochen, die nächste Zeit oft zu Hause zu sein. Aber Lydia ist so ein pflegeleichtes Kind, und ich kann mir kaum vorstellen, dass es Probleme geben wird.“
Abby verspürte einen Anflug von Neid. Sie wünschte sich schon so lange eigene Kinder! Wie schön müsste es sein, von Spencer Kinder zu haben …
„Abby?“ riss Clara sie aus ihren Gedanken. „Soll ich ein paar Leute mitbringen?“
„Ja, natürlich. Gleich morgen, und so viele wie möglich. Ich werde heute noch alle Kräuter zusammensuchen, das Schulzimmer vorbereiten und die Flaschen kaufen.“
Sie besprachen noch einige Einzelheiten ihres Vorhabens, dann brach Clara auf. Aber Abby blieb noch lange auf dem Sofa sitzen und hing ihren Gedanken nach. Wenn Lady Brumleys Rechnung aufging, würde der Met Abby den Weg in die Londoner Gesellschaft ebnen. Und Clara wollte sie in den Umgangsformen unterweisen. Damit könnten sie schon morgen beginnen, während sie mit der
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