160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut
gleich, was es ursprünglich sein sollte“, unterbrach Clara sie. „Ich bin wirklich selten einer Meinung mit Lady Brumley, aber ausnahmsweise muss ich ihr Recht geben. Deine Mischung ist wundervoll. Der lieblichste Geruch, den man sich denken kann.“
„Sehen Sie?“ Lady Brumley rückte ihre Kopfbedeckung zurecht. „Sie sollten in die Fußstapfen der Erfinder des Eau de Cologne treten. Das war zunächst auch als Medizin gedacht – der arme Napoleon soll es flaschenweise getrunken haben. Ich habe es selbst einmal probiert – ungenießbares Zeug! Aber als Parfüm wurde es ein Welterfolg.“ Ihre Augen leuchteten. „Und Ihr Duft ist um vieles besser.“
Abby blickte zweifelnd von Lady Brumley zu Clara, die zustimmend nickte. In diesem Moment brachte das Hausmädchen den Tee herein. Während Abby ihren Pflichten als Gastgeberin nachkam und ihren Besucherinnen einschenkte, überlegte sie, was die Marquise mit ihren Worten bezwecken wollte.
„Warum erzählen Sie mir all das?“ fragte sie Lady Brumley.
„Weil Sie etwas daraus machen sollten. Wie ich gehört habe, hat Seine Lordschaft Anteile an der Firma Ihres Vaters, und sein Bruder ist sein Teilhaber. Wenn Sie die beiden nun überzeugen würden, den Met als Parfüm zu verkaufen, könnte Ihr Unternehmen große Gewinne erzielen.“
Lady Brumley lächelte sie berechnend über den Rand ihrer Teetasse hinweg an. „Ich wäre Ihnen dabei natürlich gerne behilflich. Ein paar Bemerkungen in meiner Kolumne würden meine Leser schon auf die richtige Spur bringen. Und wenn wir beide es bei allen gesellschaftlichen Anlässen tragen – und Sie natürlich auch, Lady Clara –, werden die Leute neugierig werden. Et voilà, ich brauche nur noch zu schreiben, dass es der letzte Schrei ist, und Ihre Firma wird sich vor Aufträgen nicht mehr retten können.“
Lady Brumley fügte mit einem verschwörerischen Zwinkern hinzu: „Ich bin mir sicher, dass Ihr Mann Ihnen dafür sehr dankbar sein wird. Sein Bruder kann sich wegen seiner Verletzung ja gerade nicht um die Geschäfte kümmern – aber wenn Sie jetzt die Zügel in die Hand nähmen, verfügte die Firma schon wieder über eine gesunde Basis, wenn Mr. Law zurückkehrt. Die Kunden werden nach dem Met Schlange stehen! Ihr Mann würde erkennen, dass sich seine Investition gelohnt hat und welchen Anteil Sie an dem Erfolg des Unternehmens haben. Männer wissen es immer sehr zu schätzen, wenn Frauen mehr in eine Ehe einbringen als nur ihr hübsches Äußeres.“
So hatte Abby das noch nie betrachtet. Derzeit gehörte Spencer die halbe Firma, und er hatte sich stets besorgt um die Zukunft seines Bruders gezeigt. Wenn sie Spencer beweisen könnte, dass es sich auf seine Familie und auf seine Finanzen positiv auswirken würde, wenn sie bliebe …
Clara musterte Lady Brumley argwöhnisch. „Und wo liegt Ihr Interesse?“
Eine gute Frage, dachte Abby.
„Ach, Sie durchschauen mich einfach immer! Natürlich verfolge ich eine bestimmte Absicht … Zunächst einmal möchte ich sicherstellen, dass meine Quelle nie versiegt.“ Sie hielt die Flasche gegen das Licht. „Was Lady Ravenswood mir gegeben hat, habe ich schon zur Hälfte verbraucht.“
„Ich habe Ihnen nichts …“, setzte Abby zum Widerspruch an.
„Und des Weiteren erwarte ich einen gewissen Prozentsatz des Gewinns als Entschädigung für meine Hilfe.“ Sie fuhr mit der Hand über ihren seidenen Turban. „Ich habe einen etwas kostspieligen Geschmack, und leider hat mein lieber verstorbener Gatte mir nicht so viel hinterlassen, wie ich gerne hätte.“
„Das ist ein überzeugendes Argument“, erwiderte Clara. „Aber wissen Sie auch, dass Sie ein Risiko eingehen? Was passiert, wenn Mr. Law sich nie von seiner Verwundung erholt?“
Clara wechselte kurz einen Blick mit Abby. Immerhin war es nicht ausgeschlossen, dass Spencers Bruder nie gefunden wurde. Aber das konnten sie Lady Brumley natürlich nicht sagen.
„Aber ich bitte Sie, wer wird für dieses Geschäft denn einen Mann brauchen? Lady Ravenswood stellt die Zutaten zusammen. Alles was sie benötigt, sind leere Flaschen und die Zustimmung ihres Mannes …“
„Und Sie sind sich sicher, dass er einverstanden sein wird?“ fragte Abby.
„Wieso sollte er etwas dagegen haben, dass alle Welt von seiner Frau und ihrem sagenhaften Parfüm spricht?“ entgegnete Lady Brumley.
„Aber ich habe gehört, dass es in England als nicht schicklich gilt, wenn Personen von Stand sich geschäftlich
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