160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut
Position vorzustellen, musste er all seine Beherrschung aufbringen, nicht augenblicklich zu ihr zu stürmen, ihre Röcke hochzuheben und die Gunst der Stunde zu nutzen.
Was zum Teufel machte sie hier? Hatte er ihr nicht ausdrücklich gesagt, dass sie sich in Zukunft nicht mehr zusammen in einem der Schlafzimmer aufhalten sollten? Es machte ihn wütend zu sehen, dass sie sich seinen Anordnungen widersetzte. Geräuschvoll ließ er die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
Abby fuhr zusammen und drehte sich so hastig um, dass der Gegenstand, den sie in der Hand gehalten hatte, zu Boden fiel und dort klirrend zersprang.
Während sich der unverkennbare Geruch von Rosmarin und Orangen um sie herum ausbreitete, betrachtete Abby betrübt die Scherben zu ihren Füßen. „Oje … Spencer, es tut mir Leid, ich habe dich nicht erwartet. Ich werde sofort einen Besen holen.“ Als sie einen Schritt in Richtung Tür machte, knirschte Glas unter ihren dünnen blauen Schuhen.
„Bleib stehen!“ Spencer fühlte sich schuldig, sie so erschreckt zu haben. Mit zwei Schritten war er bei ihr, hob sie hoch und trug sie über die gefährlichen Scherben.
„Was tust du?“ fragte sie und legte ihm ihren Arm um den Hals, um sich festzuhalten.
„Du könntest dich verletzen.“
Sie blickte ihn mit zärtlicher Bewunderung an. „Es scheint dir zur Gewohnheit zu werden, mich in deinen starken Armen zu halten.“
„Was bleibt mir anderes übrig, wenn ich dich immer retten muss?“ entgegnete er mürrisch.
„Du müsstest mich nicht retten, wenn du mich nicht immer erschrecken würdest.“ Sie legte auch ihren anderen Arm um seinen Hals. „Aber es gefällt mir sehr gut, von dir gerettet zu werden.“
Spencer atmete tief durch. Er war sich ihres weichen, duftenden Körpers in seinen Armen nur allzu bewusst. Ihre vollen Lippen lächelten verführerisch, und ihre Augen funkelten vergnügt. Für einen kurzen Augenblick erwog er, sie auf sein Bett zu werfen und das verlockende Angebot, das sie ihm machte, anzunehmen.
Dann öffnete sich jedoch die Tür, und Spencers Kammerdiener trat ein. „Oh! Ich … entschuldigen Sie, Mylord“, stammelte er.
„Es ist alles in Ordnung, James.“ Eilig stellte Spencer Abby auf den Boden und zwang sich, seine Hände von ihr zu nehmen. „Lady Ravenswood ist ein kleines Missgeschick passiert. Holen Sie jemanden, der die Glasscherben entfernt.“
„Ja, Mylord“, erwiderte James und ließ sie wieder allein.
In Abbys Augen spiegelte sich Enttäuschung, als sie sah, wie Spencer um seine Beherrschung rang und keine weiteren Anstalten machte, sich ihr wieder zu nähern. Sie seufzte und schaute auf den Scherbenhaufen. „Ich sollte es selbst aufräumen.“
„Dafür habe ich Bedienstete. Und was machst du überhaupt in meinem Schlafzimmer?“ fuhr Spencer sie an.
Die Frage schien Abby in Bedrängnis zu bringen. „Nun, weißt du … ich wollte dir nur ein kleines Geschenk bringen.“
„Ein Geschenk?“
„Eine Flasche Met.“ Abby deutete vage in Richtung der Glasscherben und fuhr unsicher fort: „Du könntest es als Tonikum für den Magen verwenden. Oder auch als Duftwasser, wenn du …“
„Ich verwende kein Duftwasser.“
Abby musterte ihn überrascht. „Das stimmt nicht. Ich habe schon oft einen Hauch Bergamotte an dir wahrgenommen.“
Spencer war beleidigt, dass sie ihn für einen dieser Gentlemen zu halten schien, die sich Körper, Haare und Kleidung parfümierten. „Ich bin nicht irgendein Dandy, der versucht, wie ein Blumenbeet zu riechen. Ich verwende nie Duftwasser.“
„Wenn du das sagst …“ Sie reckte ihm trotzig ihr Kinn entgegen. „Es war zudem meine letzte Flasche Met, und ich werde morgen neuen ansetzen – natürlich nicht für dich, da du ja keinen Duft verwendest.“
Spencer glaubte, Sarkasmus aus ihrer Bemerkung herauszuhören. Musste sie ihn immer infrage stellen? „Es tut mir Leid, dass du meinetwegen die Flasche hast fallen lassen, aber ich habe dich nicht hier erwartet, als ich kam, um mich umzuziehen.“
„Warum willst du dich umziehen?“
„Ich habe eine Audienz beim König.“
„Welchem König?“
Meinte sie das ernst? „Dem König von England, meine Liebe. Wie du dich vielleicht erinnerst, sind wir eine Monarchie.“
Abby errötete. „Ja, ich weiß. Aber ich dachte nicht, dass er Normalsterbliche bei sich empfängt … das heißt … ich wusste nicht … nun, du scheinst ein sehr wichtiger Mann sein.“
„Nur wenn der Innenminister nicht in der
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