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1600 - Willkommen im Hades

1600 - Willkommen im Hades

Titel: 1600 - Willkommen im Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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steckte das Handy wieder weg, griff zum Glas und leerte es bis zum letzten Tropfen…
    ***
    Die Fahrt durch den vorweihnachtlichen geschmückten Ort war an Anna Eichler vorübergegangen. Sie hatte zwar aus dem Fenster geschaut, doch die Lichter, die Schneereste, die geschmückten Bäume und Häuser so gut wie nicht wahrgenommen.
    Sie saß da. Ihr Blick war leer. Sie sprach nicht, und das wunderte auch ihren Vater.
    »Was ist mit dir los, Kind?«
    »Was soll los sein?«
    »Meine Güte, frag das nicht. So schweigsam kenne ich dich nicht. Sonst bist du anders, wenn wir uns für eine Weile nicht gesehen haben.«
    »Ich bin mit meinen Gedanken woanders gewesen.« Sie lächelte. »Ein wenig nostalgisch vielleicht.«
    »Wegen Weihnachten?«
    »Bestimmt. Ich denke darüber nach, wie schnell doch die Zeit vergeht. Das vergangene Jahr ist nur so verflogen. Besonders bei mir und in meinem Job.«
    »Das glaube ich dir. Aber ich kann dir ja nicht raten, wieder zu uns zurückzukommen.«
    »Nein, das geht auch nicht. Ich muss Geld verdienen und einen Flugplatz in der Nähe haben.«
    »So etwas können wir dir nicht bieten.«
    Im Haus eingetroffen, war Anna Eichler sofort in ihr altes Zimmer gegangen.
    Es stand ihr noch immer zur Verfügung, und es war sauber und aufgeräumt. Ihre Mutter hatte das Bett frisch bezogen, die Gardinen gewaschen und zwei Gestecke aus kleinen Tannenzweigen hingestellt. Sie bildeten so etwas wie ein Nest, aus dem eine Kerze hervorschaute. Um sie herum lagen unterschiedlich große Kugeln in verschiedenen Rotfarben, wobei Anna wieder an die glühenden Augen dieser dämonischen Gestalt denken musste.
    Hoffentlich blieb sie auch weiterhin im Felsen verborgen. Wenn sie tatsächlich leben und freikommen würde, wäre das mehr als schrecklich.
    Sie glaubte nicht daran, dass eine solch höllische Kreatur Gnade mit den Menschen haben würde. Sie war ganz gewiss auf Vernichtung programmiert.
    Was tun?
    Anna hätte gern mit jemandem darüber gesprochen, um sich einen Rat zu holen. Doch es gab keinen Menschen in ihrer Nähe, der ihr hätte weiterhelfen können. Dabei besaß sie die entsprechenden Beweise, aber auch das würde sie nicht weiterbringen. Man würde ihr einfach nicht glauben und davon ausgehen, dass die Fotos manipuliert worden waren.
    Hätte ihr jemand am gestrigen Tag erzählt, was sie heute erlebt hatte, sie hätte ihn nur ausgelacht. Deshalb brachte sie auch Verständnis für diejenigen auf, die über ihre Beweise den Kopf geschüttelt hätten.
    Über dieses Problem dachte sie nach, als sie unter der Dusche stand und die heißen Strahlen genoss. Sie wollte sich auch den Staub von der Haut wegspülen, der sich überall festgesetzt hatte.
    Das kleine Fenster im Bad hatte sie geöffnet. Davor wallte der Dunst in einer gespenstischen Lautlosigkeit.
    Nachdem sie sich in das flauschige Badetuch eingewickelt hatte, verschwand auch der Dunst. Die Sicht hatte sich geklärt, und sie sah die ersten Flocken, die vom Himmel fielen und bald für ein winterliches Bild sorgen würden.
    Als Kind hatte sie sich darüber immer gefreut. Das war auch nicht vergangen, aber wenn sie daran dachte, was jetzt passiert war, dann gab es keine Freude mehr. Nur die Furcht, die nach wie vor nicht verschwunden war und wie ein dumpfer Druck auf ihrem Körper lag.
    Den Spiegel musste sie noch frei wischen. Die Fläche war ja so groß, dass sich ihr ganzer Oberkörper darin abzeichnete.
    Anna runzelte die Stirn. Sie war jetzt dreiunddreißig Jahre alt, Single. Sie hatte ein paar Beziehungen hinter sich, aber nie daran gedacht, zu heiraten.
    Sehen lassen konnte sie sich, auch wenn sie in der letzten Zeit abgenommen hatte. Das konnte am Stress liegen, der ihren Job begleitete und natürlich an dem, was sie zu sehen bekommen hatte, denn in den Krisengebieten gab es keine Fotos zu schießen, die sie an irgendein Hochglanzmagazin verkaufen konnte. Diese Bilder blieben schon hängen.
    Möglicherweise gab es deshalb die Ringe unter ihren Augen. Sie fand, dass ihr sonst weicher Mund etwas hartlippig geworden war. Das kurze schwarze Haar lag platt auf ihrem Kopf. Es musste noch geföhnt werden.
    Dann war es wieder lockiger.
    Auch an den Brüsten hatte sie abgenommen. Sie hatten etwas von ihrer Straffheit verloren.
    Wie würde die Nacht verlaufen?
    Anna wollte es sich gegenüber nicht so recht zugeben, aber sie fürchtete sich davor: Es konnte durchaus etwas geschehen, auch wenn sie nicht wusste, was es sein würde. Aber sollte etwas passieren,

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