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1600 - Willkommen im Hades

1600 - Willkommen im Hades

Titel: 1600 - Willkommen im Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war ja auch nicht glücklich darüber, dass hier etwas sehr Altes zerstört worden ist. Aber was will man machen? Die Mehrheit hat so entschieden, und für den Tourismus soll die Straße auch bedeutsam sein.«
    »Noch mehr Menschen?«
    Der Sprengmeister hob die Schultern. »Ich weiß, dass viele so denken, aber du weißt selbst, dass die meisten Menschen hier vom Tourismus leben. So hat jedes Ding seine zwei Seiten, und damit muss man sich im Leben abfinden.«
    »Ja, vielleicht hast du recht, Vater.« Anna drehte sich um, damit Eichler nicht den Schauer auf ihrem Gesicht sah.
    Es blieb ihm trotzdem nicht verborgen. »He, Anna, was ist los mit dir?«
    »Ach, nichts.«
    »Doch, du hast plötzlich eine Gänsehaut bekommen, die nur entsteht, wenn man an etwas Bestimmtes denkt, das einem nicht geheuer ist. Oder irre ich mich da?«
    »Ja, du irrst dich.«
    »Und wieso der Schauer?«
    Anna lächelte und sagte: »Ein wenig Nostalgie, Vater. Ich habe daran gedacht, dass die Kindheit und die Jugend so schnell vergangen sind. Immer wenn ich hier bin, muss ich daran denken und heute besonders stark.« Sie lachte. »Wahrscheinlich deshalb weil Weihnachten vor der Tür steht.«
    »Oh, Frau Fotografin, so sentimental?«
    »Darf ich das hier nicht sein?«
    »Aber sicher. Ich freue mich sogar darüber.«
    »Danke.« Einem plötzlichen Impuls folgend sprang sie auf ihren Vater zu und umarmte ihn. »Ich bin froh, dass ich dich und auch Mutter habe. Die Welt kenne ich, aber hier bei euch fühle ich mich geborgen.«
    »Das finde ich toll. Nicht viele Kinder sagen so etwas. Aber der Schrecken der Welt ist hier nicht vorhanden. An uns geht alles vorbei. Wir leben in einem Gebiet der Ahnungslosen, und das finde ich auch gut.«
    Anna sagte darauf nichts. Sie dachte nur: Wenn du wüsstest, was sich hier wirklich verbirgt, dann würdest du nicht so reden.
    »Dann können wir ja fahren.«
    »Aber klar doch.«
    »Ist Mutter denn schon wieder zurück?«
    Franz Eichler legte den Kopf in den Nacken und lachte. »Nein, auf keinen Fall. Du weißt doch, dass sie mit anderen Frauen einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt hat, um dort die einheimischen Produkte zu verkaufen.«
    »Wird denn wieder dieses tolle Brot gebacken?«
    »Darauf kannst du dich verlassen.« Eichler schnippte mit den Fingern.
    »Und es schmeckt noch immer so gut wie früher. Darauf sind alle sehr stolz, meine Liebe.«
    »Zu Recht. Bringt sie auch etwas mit?«
    »Sicher doch. Es wird sogar noch warm sein, wenn sie nach Hause kommt. Wie immer. Aber lass uns jetzt fahren, es wird gleich dunkel.«
    »Klar.« Anna ließ ihren Vater vorgehen. Sie selbst warf noch einen Blick zurück, um sich die neue Landschaft anzusehen. Ja, sie hatte sich verändert, aber das trieb ihr keinen Schauer über den Rücken. Sie dachte vielmehr daran, was in den Felsen lauerte. Ein Monster mit glühenden Augen, das lange im Tief schlaf gelegen hatte, aber plötzlich erwacht war.
    Es machte ihr Angst…
    Der alte Jeep, mit dem Franz Eichler durch die Gegend fuhr, war mit einer grauen Staubschicht bedeckt. Er hielt seiner Tochter die Tür auf, die ihre klammen Hände rieb.
    »Steig ein, Mädchen. Ab jetzt ist auch für mich Urlaub.«
    Hoffentlich!, dachte sie nur, hoffentlich…
    ***
    Wer mich kennt, der weiß, dass es für mich einmal im Jahr immer ein Problem gibt. Das war die Zeit vor dem Fest, und da ging es um den Kauf der Weihnachtsgeschenke.
    Wenn es nach mir gehen würde, dann gäbe es das Problem nicht, aber da dachten die Frauen meiner Freunde anders. Sie beschenkten mich jedes Jahr, und so fühlte ich mich verpflichtet, auch etwas zu schenken.
    Düfte, Gels und Seifen hatte ich früher verteilt. Das war mir im Laufe der Jahre zu blöd geworden, und so wollte ich mal wieder zu Büchern greifen.
    Auch für meinen Patensohn Johnny Conolly hatte ich etwas vorgesehen.
    Um nicht an einem Abend Stress haben zu müssen, hatte ich mir einen Tag Urlaub genommen und war nach einem erholsamen Schlaf am späten Vormittag losgefahren und dabei in die U-Bahn gestiegen, in der sich die Menschen drängten wie die Heringe in der Dose.
    Einen Sitzplatz fand ich nicht, und so ließ ich mich Schaukelnd und rüttelnd ins Zentrum der Geschäftswelt transportieren, wo es bestimmt nicht viel leerer war.
    Neben mir standen zwei ältere Frauen, die sich im Weihnachtsstress befanden, denn sie mussten noch Geschenke für ihre zahlreichen Enkel kaufen, die sich elektronisches Spielzeug wünschten und ihren Großmüttern zum Glück

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