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1601 - 10. Januar 1200

Titel: 1601 - 10. Januar 1200 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dessen Vorbereitung andere Abteilungen des Forschungszentrums Titan mit ähnlichem Eifer gearbeitet hatten. Eine mit Lineartriebwerk ausgestattete Sonde war auf dem Weg hinaus aus dem Solsystem. Sobald sie die vorgeschriebene Beschleunigung erreicht hatte, sollte der Sprung in den Linearraum eingeleitet werden.
    Das Experiment ließ sich ein wenig anders an, als man es gewohnt war. Die Sonde - torpedoförmig, zwölf Meter lang, mit einem Rumpfdurchmesser von 150 Zentimetern - hatte sich mit Hilfe ihres leistungsfähigen Korpuskulartriebwerks längst über die Grenzen des Solsystems hinaus bewegt. Was die blecherne Stimme des positronischen Rechners von sich gab, waren nicht beobachtete, sondern im voraus berechnete Werte. Ob sich der tatsächliche Zustand der Sonde und ihr Flugverhalten mit den Vorausberechnungen im Einklang befanden, konnte man jetzt noch nicht wissen. Das Raumfluggerät, das versuchen würde, in den Linearraum einzudringen, sobald es die vorgeschriebene Beschleunigung von 68 Kilo-Gravo - das sind rund 667.000 m/sec2 - erreicht hatte, war mit Meß- und Funkgeräten ausgestattet. Wie der Flug verlief, welche Unregelmäßigkeiten dabei beobachtet wurden und ob es zum Schluß gelang, den Übertritt in den Linearraum tatsächlich zu vollziehen, würde an die Zentrale auf dem Saturnmond Titan gemeldet werden. Nur dauerte es eben ein paar Stunden, bis die Signale des elektromagnetischen Senders den Empfänger des Forschungszentrums erreichten.
    Myles Kantor musterte die Datenketten auf dem primitiven, festmontierten Bildschirm und nickte. „So weit, so gut", begann er. „Ich hoffe Unbekümmert und über alles Protokoll erhaben, fiel ihm die synthetische Stimme der Positronik ins Wort: „Beschleunigung sechzig Kilo-G. Linearraumeintritt in zweiundachtzig Sekunden."
    „Das ist es, was ich hoffe", schloß Myles Kantor an seine unterbrochene Bemerkung an. „Daß es uns tatsächlich gelingt, einen Eintritt in den Linearraum zu bewerkstelligen. Welch eine Erleichterung wäre das für alle! Die Menschheit hat sich mit Hilfe des Linearantriebs siebzehnhundert Jahre lang klaglos durchs Universum bewegt. Die Jahrhunderte des Linearflugs waren die Epoche der grandiosen terranischen Expansion. Wenn wir auf die alte Triebwerkstechnik zurückgreifen müssen, sollte uns das keine allzu großen Schwierigkeiten bereiten."
    Vier weitere Wissenschaftler waren anwesend, darunter Kallia Nedrun, mit der Myles Kantor schon seit Jahren durch einen Ehevertrag verbunden war. Auch Boris Siankow stand da, den Blick starr auf die Bildschirmanzeige gerichtet. Er war vor einigen Stunden mit der Space-Jet SJ 37C/JOANNA auf Titan eingetroffen.
    Myles Kantor musterte ihn mit fragendem Blick. „Mein Optimismus färbt nicht auf dich ab, stimmt's?" erkundigte er sich. „Du glaubst nicht, daß unser Experiment gelingen wird?"
    Die Frage war ohne Animosität gestellt. Sie enthielt keine Spitze. Man hörte Myles Kantor an, daß er sich ehrlich für Boris Siankows Meinung interessierte. Boris hatte das Gesicht verzogen, als täte ihm etwas weh. Man sah ihm an, daß es ihm lieber gewesen wäre, wenn Myles Kantor seine Frage nicht gestellt hätte. „Der Linearraum ist, mathematisch betrachtet, eine Randzone des Hyperraums", antwortete er zögernd. „Wir sind uns darüber im klaren, daß der Hyperraum nicht mehr so - na, sagen wir: funktioniert, wie wir es gewohnt sind. Irgendwelche fünfdimensionalen Naturkonstanten haben sich in einer Art und Weise verändert, die uns und unserer Technik den Zugang zum Fünf-DKontinuum verweigert. Da aber wie gesagt der Linearraum fester Bestandteil des Hyperraums ist, muß unser Experiment notgedrungenermaßen fehlschlagen. Wir haben nichts Neues entwickelt.
    Wir versuchen, mit herkömmlichen Mitteln in einen Raum einzudringen, der uns seit zwölf Tagen versperrt ist."
    Wie zum Trotz meldete sich in diesem Augenblick der positronische Computer von neuem. „Übertritt in den Linearraum in fünf Sekunden ... drei... zwo ... eins ... jetzt!"
    „Wie weit ist die Sonde von hier entfernt?" fragte Myles Kantor. „Drei Komma zwo vier Lichtstunden", antwortete der Computer.
    Myles zuckte mit den Schultern. „So lange werden wir warten müssen", sagte er. „Albert hat festgelegt, daß es schneller nicht geht."
    Man sah Kallia Nedrun den Ärger an. Sie war eine hübsche Frau, ein wenig zu kurz geraten und ein bißchen zu pummelig für den Geschmack mancher Männer, aber von feingeschnittenem Gesicht, mit

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