1601 - 10. Januar 1200
den Bau von Kernzerfallsbatterien behilflich. Das alles ließ sich vorzüglich an. Eine Hand wusch die andere. Die Firma scheffelte Geld, wie sie es im Lauf ihrer fünfzehnjährigen Existenz noch nie getan hatte.
Eines Tages allerdings trat dann ein, wovor sich Joshu Ionson schon eine ganze Zeit lang gefürchtet hatte. Ein kleiner, unscheinbarer, nicht eben nach der neuesten Mode gekleideter Mann - einhundertzehn oder so Jahre mochte er alt sein - erschien auf dem Fabrikhof. Er unterschied sich von anderen Besuchern des Firmengeländes dadurch, daß er keinen umbaureifen Gleiter mit sich führte. „Bist du hier der Manager?" wandte er sich an Joshu.
Der war sofort mißtrauisch. „Ja, so könnte man sagen", antwortete er. „Was kann ich für dich tun?"
„Die Fahrzeuge, die ihr hier umbaut, erhalten Elektromotoren, die mit Kernzerfallsbatterien betrieben werden, nicht wahr?"
„Ja, das ist richtig."
„Woher habt ihr die Batterien? Und bitte schön: Woher kriegt ihr die Motoren?"
Da glaubte Joshu zu wissen, wen er vor sich hatte. Glücklicherweise hatte Acme Intertech in einer kleinen Fertigungsanlage, die ihrem bisherigen Eigentümer abgekauft worden war und die ein Stück weiter südlich an der Sheffield Mall lag, vor kurzem mit der Herstellung eigener Batterien und Elektromotoren begonnen. Er log also nicht, als er antwortete: „Wir stellen sie selbst her."
„Aha. Seit wann?" wollte der kleine Mann wissen. „Seit ... ähem ... seit ... vrrrrmmmm..."
„Wie bitte?"
„Seit vorgestern."
„Und davor? Woher bekamt ihr eure Batterien und Motoren, bevor ihr mit der eigenen Fertigung anfingt?"
Joshu Ionson gab sich einen Ruck. „Du bist Kemeny Huskabor", sagte er, „stimmt's?"
„Es stimmt." Der kleine, unscheinbare Mann nickte ernst. „Ihr habt die Lager des AMOKTOMI geplündert."
Joshu druckste ein wenig. Lügen wollte er nicht. Andererseits konnte Kemeny Huskabor der Firma Schwierigkeiten machen, wenn er sie vor Gericht zerrte und ihr nachwies, daß sie gegen seine ausdrückliche Anweisung die Lager des AMOKTOMI ausgeräumt hatte. „Wir sind im Besitz eines Schreibens", formulierte Joshu vorsichtig, „das durch Wärmeeinfluß ein wenig verstümmelt ist. Dennoch können wir daraus entnehmen, daß du unserer Bitte, aus den Lagerstätten deines Amtes Batterien und Motoren zu entnehmen, stattgibst."
Der kleine Mann lächelte. „Wahrscheinlich habt ihr den Brief entsprechend abgeändert", meinte er. „Ich hatte damals genau das Gegenteil geschrieben." Er streckte den Arm aus und berührte Joshu Ionson freundschaftlich an der Schulter. „Mach dir keine Sorgen", sagte er. „Ich bin nicht hier, um euch mit Strafverfolgung zu drohen. Was ihr geleistet habt, ist viel wichtiger, als daß Relikte einer fernen Vergangenheit in irgendwelchen Lagergestellen verstauben und geduldig darauf warten, daß sich vielleicht das eine oder andere Museum für sie interessiert. In diesen Tagen wird die ganze Erde zu einem einzigen Riesenmuseum umfunktioniert. Daß wir trotzdem den Kopf nicht hängenzulassen brauchen, dafür sind Leute wie du und deine Mitarbeiter verantwortlich." Joshu atmete auf. „Ich bin froh, daß du die Dinge so siehst", antwortete er. „Sollten wieder mal bessere Zeiten kommen, ist dafür gesorgt, daß die Motoren und Batterien, die wir aus den Beständen des AMOKTOMI zweckentfremdet haben, zurückgegeben werden können."
Kemeny Huskabor winkte ab. „Bessere Zeiten werden kommen", versprach er. „Aber solche, in denen wir die Lager meines Amtes wieder füllen müssen, wahrscheinlich nicht mehr. Angesichts der neuen Lage trägt man sich mit dem Gedanken, das Amt für ordnungsgemäße Koordination technischer Objekte von musealem Interesse völlig abzuschaffen."
„Das tut mir leid", bekannte Joshu Ionson. „Mir nicht", antwortete Kemeny Huskabor. „Ich habe Besseres zu tun, als einem Amt für Fossilien vorzustehen."
„Ich bin froh, daß du gekommen bist", sagte Joshu. „Ich hatte die ganze Zeit über ein schlechtes Gewissen. Jetzt ist alles gut..."
„O nein, alles noch lange nicht", sagte Huskabor. „Ich habe Großmut walten lassen. Dafür erwarte ich eine Gegenleistung."
Joshu war zunächst überrascht. Dann lachte er hell auf. „Du listiger Fuchs, du!" rief er. „Du willst was umsonst."
„Nicht umsonst." Kerneny Huskabor war die Würde selbst. „Du hast mir soeben selbst versichert, daß ich deine Seele erleichtert habe. Du schuldest mir etwas."
„Was?"
„Ich habe
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