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1601 - 10. Januar 1200

Titel: 1601 - 10. Januar 1200 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zusammen. Wer ihn kannte, der wußte, daß er jetzt ernsthaft darüber nachdachte, ob er sein „eisernes Mädchen" holen sollte, um dem unverschämten Besucher den nötigen Respekt beizubringen. Er rang mit sich. Es vergingen ein paar Sekunden, bevor er mit mühsam beherrschter Stimme antwortete: „Das einzige, was dich vor größerem Unheil bewahrt, ist, daß du >bitte< gesagt hast. Wenn du meinst, daß mich dein Anliegen nichts angeht, dann kann ich dir leider nicht behilflich sein. Ich will dir aber sagen, was mich durchaus etwas angeht. Das sind unverschämte Besucher, die hier hereingeschneit kommen und meinen, sie könnten uns hier rumkommandieren. Ich sag' dir was, Bürschchen: Du verschwindest jetzt, so schnell dich deine dünnen Beine tragen. Mit deinem Anliegen schickst du entweder einen anderen, der auf zivilisierte Art und Weise mit Menschen umzugehen versteht, oder du kommst selbst wieder - dann aber manierlich und mit dem gehörigen Respekt für deine Mitbürger. Verstanden?"
    Bei den letzten Worten war er immer näher an den jungen Mann von der Regierung herangetreten, und dieser hatte sich, auf eine derartige Reaktion nicht gefaßt, Schrittchen um Schrittchen vor dem sich drohend gebärdenden Joe Vermouth zurückgezogen. Als Joe seine Tirade beendet hatte, wedelte der junge Mann verzweifelt mit beiden Armen und versicherte so hastig, daß die Worte sich förmlich überschlugen: „O mein Gott, so schlimm war es doch gar nicht gemeint! Ich dachte, dich interessiert die Sache nicht. Es geht einfach darum, daß sich Boris Siankow seit mittlerweile fast zwei Wochen bei seiner Dienststelle nicht mehr gemeldet hat. Er wird gesucht. Jetzt haben wir ihn endlich gefunden ... und ..."
    Joe Vermouth winkte ab. „Schon verstanden", lenkte er ein. „Wenn es so ist, dann will ich dir Boris gerne holen."
    Sein Anerbieten erwies sich als überflüssig. Boris Siankow, einen Kasten mit Werkzeug unter dem Arm tragend, war in diesem Augenblick auf dem Fabrikhof erschienen. Der junge Mann erkannte ihn, wohl aufgrund von Aufnahmen, die man ihm von dem Gesuchten gezeigt hatte. „Man macht sich Sorgen um dich, Boris Siankow", erklärte er dem verdutzten Wissenschaftler. „Man hatte schon gedacht, es wäre dir etwas zugestoßen."
    Boris Siankow setzte den Werkzeugkasten zu Boden und wischte sich die Hände an den Hosenbeinen seines Overalls ab. „Man", sagte er. „Wer ist >man    „Die Suchmeldung stammt von Myles Kantor", antwortete der Mann von der Regierung. „Ursprünglich wollten Reginald Bull und Julian Tifflor dich ausfindig machen, als sie von Titan zurückkehrten. Aber du warst untergetaucht, und die beiden hatten anderes zu tun, als nach einem verschwundenen Wissenschaftler zu suchen."
    „Ich hatte nicht erwartet, daß man mich noch braucht", erklärte Boris Siankow mit entwaffnender Offenheit. „Wie sie mich alle als Spinner hinstellten, dachte ich ..."
    „Diese Einstellung scheint sich geändert zu haben", lächelte der junge Mann. „Kantors Fahndungsersuchen ist als dringend markiert. Er will dich unbedingt so schnell wie möglich in der Stahlfestung sehen. Auf dem Raumhafen steht eine Space-Jet für dich bereit. Du kennst die Beschränkungen, denen die Raumfahrt jetzt unterworfen ist. Du wirst mehrere Stunden brauchen, um Titan zu erreichen."
    Boris Siankow kratzte sich am Kopf. Zu Joe Vermouth gewandt, sagte er: „So hatte ich es mir eigentlich nicht vorgestellt. Es gefällt mir hier. Ich wollte hierbleiben. Aber wenn sie mich dort brauchen ..."
    Joe schlug ihm mit der flachen Hand auf die Schulter. „Tu, was du tun mußt, mein Junge", sagte er gutgelaunt. „Wir haben dich hier gebraucht. Ohne dein technisches Verständnis wäre es uns nicht so rasch gelungen, so viele Gleiter umzurüsten. Aber jetzt wissen wir, wie's geht. Hier bist du entbehrlich. Dort oben auf Titan brauchen sie dich, und wenn du. dazu beitragen kannst, das Geheimnis der Katastrophe zu lüften, dann hast du mehr geleistet, als wir alle zusammen hier bei Acme Intertech je zustande bringen werden."
    Ein mattes Grinsen stahl sich auf Boris Siankows Gesicht. „Danke, Joe", sagte er. „Keiner versteht's besser als du, zur rechten Zeit die rechten Worte zu finden."
     
    4.
     
    „Beschleunigung fünfzig Kilo-G", sagte die schlecht modulierte Stimme des positronischen Rechnersystems.
    Myles Kantor und seine Mitarbeiter hatten den Computer in aller Eile zusammengebaut. Er wurde zur Überwachung des Experiments gebraucht, an

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