1601 - Die wilde Schlacht
ändern.
Soviel wir erkannten, musste das fliegende Monster jetzt die Höhe über dem Ort erreicht haben. Es war nicht weiter gesunken, aber es flog auch nicht mehr weiter und fing damit an, zu kreisen.
»Das sieht nicht gut aus, John.«
»Abwarten.«
»Nein!« Sie trat mit dem rechten Fuß auf. »Das ist wirklich furchtbar. Das Ding hat sich unser Dorf ausgesucht. Warum das unsrige und nicht ein anderes? Oder muss sich unsere Familie die Schuld geben, weil wir es durch unsere Handlungen praktisch erweckt haben?«
»Das war Schicksal.«
»Aber wenn es zuschlägt, dann mache ich mir die größten Vorwürfe.«
»Bitte, keine Panik. Noch ist nichts geschehen. Wir sollten erst mal abwarten.«
Anna warf mir einen schrägen Blick zu. Einen Kommentar gab sie nicht.
So verfolgten wir beide den Weg dieser unheimlichen Kreatur am Himmel. Das Wesen flog provozierend langsam. Da gab es keine hektischen Bewegungen. Dieses riesige Untier glitt einfach dahin, und es verlor an Höhe.
»Es verliert an Höhe, John!«
»Das sehe ich.«
»Und wo wird es landen?«
Ich war kein Hellseher. Meiner Meinung nach hatte die Kreatur das gesamte Dorf ins Blickfeld genommen.
Je tiefer es flog, umso besser war es zu sehen. Die mächtigen Schwingen, die aus dem Rücken in die Höhe wuchsen. Ich sah auch den Kopf, erkannte aber keine Einzelheiten, die würden erst später zu sehen sein, wenn dieser Koloss gelandet war.
Es glich schon einem kleinen Wunder, dass er noch nicht gehört oder gesehen worden war. Andere Menschen liefen nicht auf der Straße zusammen, um nachzusehen. Es gab keine Angst, die zu einer Panik hätte werden können.
Anna und ich verfolgten seinen Weg weiter. Und tatsächlich sank er immer tiefer. Nicht etappenweise, sondern sehr fließend. Wir hörten keine Schreie, wir sahen nicht, dass er sich auf ein bestimmtes Ziel konzentrierte.
Nach einigen Sekunden übernahm Anna wieder das Wort. »Es sieht so aus, als hätte das Monster es auf die Ortsmitte abgesehen. Wenn das so ist, sind wir vorerst aus dem Schneider.«
Ich konnte nichts dagegen sagen, denn das gewaltige Untier fiel jetzt praktisch nach unten. Alles ging sehr schnell, und dieses neue Bild hatte sich mir kaum eingeprägt, da wurde es auch von anderen Dorfbewohnern gesehen.
Die wenigen Menschen, die sich im Freien aufhielten, konnten den Angreifer einfach nicht übersehen.
Möglicherweise waren sie beim ersten Hinschauen geschockt. Dann aber gellten die Schreie. Es gab keinen Unterschied zwischen den Frauen und Männern. Der Anflug von Panik erwischte sie alle. Auch Anna und ich standen wie auf dem Sprung, denn jetzt hatten wir gesehen, wo die Kreatur landen wollte.
An der Kirche!
Sie stand in der Mitte der Ortschaft, und durch ihren nicht sehr hohen Turm war sie trotzdem nicht zu übersehen.
Der Ankömmling traf auch keinerlei Anstalten, seine Richtung zu ändern, er sank weiterhin dem Erdboden entgegen, und die Schreie der Zeugen waren bis zu uns hin zu hören.
Anna Eichler war unruhig geworden. Ich sah, dass es sie kaum am Platz hielt. Sie bewegte ihre Füße, als wollte sie im nächsten Moment starten.
Mir schössen viele Gedanken durch den Kopf, die ein kleines Chaos bildeten.
Was wollte dieser Urteufel in einer Kirche? So sah letztendlich die Essenz meiner Überlegungen aus. Kirchen musste er hassen, aber wenn er sich stark genug fühlte, dann konnte er gerade dort beweisen, wie stark er war.
Er befand sich jetzt direkt über dem Turm. Er breitete seine Schwingen aus, als wollte er das Bauwerk verdecken. Noch bestand für niemanden eine Gefahr. Das würde sich ändern. Er musste einfach etwas tun.
Und er sackte tiefer.
»Ich will hin!«, rief Anna und startete…
***
Natürlich konnte ich sie nicht allein laufen lassen, auch wenn das Geschehene recht glimpflich abgelaufen war. Ich hatte auch damit gerechnet, dass dieses Monster es dank seiner Kraft schaffen würde, die Mauern der Kirche zu zerstören.
Zum Glück hatte sich meine Befürchtung nicht bestätigt, aber die Kirche oder deren Umgebung war schon der Ort, den sich der unheimliche Besucher ausgesucht hatte.
Er schwebte auch die letzten Meter zu Boden und entschwand aus meinem Sichtfeld.
Erst jetzt startete auch ich. Anna Eichler war schon vorgelaufen und hatte demnach einen entsprechenden Vorsprung. Aufzuholen war er nicht mehr, denn ich musste mich durch den recht hohen Schnee kämpfen. Bei jedem Schritt schleuderte ich die weiße Masse hoch, ruderte mit den Armen, um das
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