1601 - Die wilde Schlacht
haben sich kooperativ gezeigt. Mehr meine Mutter, und da musste der gute Franz mitziehen. Außerdem ist er verletzt. Das sollte ihm eine Warnung sein.«
»Sehr gut.«
»Und was ist hier bei dir passiert, John? Ich denke, wir sollten uns duzen. Wir sind schließlich so etwas wie Verbündete in einer feindlichen Umgebung.«
»Der Vergleich ist gut.« Ich reichte ihr die Hand. »Okay, ich heiße John.«
»Anna.«
»Gut.«
»Kann ich dich fragen, ob du weißt, wie es unter Umständen weitergehen kann?«
»Du kannst mich alles fragen, aber darauf habe ich keine Antwort. Sorry, ich weiß es nicht.«
»Das ist schlecht.«
»Stimmt. Wir müssen die andere Seite agieren lassen. Trotzdem sollten wir nicht so schwarzsehen, denn ich denke, dass Raniel inzwischen nicht untätig gewesen ist.«
Sie war skeptisch. »Gehört oder gesehen haben wir nichts von ihm oder?«
»Schon. Doch ist er jemand, der immer seine eigenen Wege geht. Man kann ihn nicht halten, fesseln oder wie auch immer. Aber man kann sich auf ihn verlassen.«
»Das hört sich gut an. Ich folgere daraus, dass du sein Erscheinen erst abwarten willst, bevor du etwas unternimmst.«
Ich sah mir die Reste des von mir getöteten Monsters im Schnee an.
»Ja, darauf wird es hinauslaufen. Ich denke auch, dass er die Informationen hat, die wichtig sind.«
»Er scheint ein besonderer Mann zu sein, wenn ich dich so reden höre.«
»Das ist wohl wahr.«
»Und wer ist er genau?«
Ich hob die Schultern. »Er ist jedenfalls kein Engel, wenn du das meinst, Anna.«
»He.« Sie stieß mich an. »Das hat sich angehört, als würdest du an Engel glauben.«
»Möglich.«
»Also glaubst du daran?«
»Sicher.«
»Das hört sich an, als wüsstest du mehr.«
Diesmal gab ich keine Antwort und lächelte vage.
Allmählich begann der Ort zu leben. Aus immer mehr Schornsteinen quollen die Rauchwolken. Es wurde Schnee geräumt, Geschäfte öffneten, obwohl es noch keine Kunden gab. Ein Geländewagen wühlte sich durch den Schnee und fuhr in eine andere Richtung weg.
»Niemand weiß etwas, John«, sagte Anna Eichler mit leiser Stimme.
»Niemand ahnt etwas von der Gefahr. Ich finde das ziemlich schlimm.«
»Nein, das ist es nicht. Wäre es anders, könnte es leicht zu einer Panik kommen. Sie nutzt keinem etwas. Aber ich…«
Annas leicht schrille Stimme unterbrach mich. Zugleich hörte ich sie heftiger atmen.
»Was ist das denn?«
Ich hatte noch nichts von dem gesehen, was sie entdeckt hatte. Wenig später schnellte ihr rechter Arm schräg in die Höhe. Die ausgestreckte Hand wies gegen den Himmel, an dem sich keine Wolke zeigte.
Dafür ein gewaltiger Schatten, der seine Schwingen ausgebreitet hatte und sich hoch über der verschneiten Landschaft bewegte.
Mir brauchte niemand zu sagen, wer da seinen Weg gefunden hatte.
Es war die große Kreatur - oder der Urteufel!
***
Raniel hatte es also nicht geschafft!
Das war der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss. Er war also zu schwach gewesen, und ich verspürte in meinem Innern einen harten Druck. Eine Erklärung gab ich nicht, jetzt war es wichtiger, die Kreatur zu verfolgen.
Ich kannte Dracula II, den mächtigen Vampir. Ich wusste, dass er sich in eine riesige Fledermaus verwandeln konnte, um blitzschnell zu flüchten.
Aber diese Fledermaus war nicht mit der Kreatur zu vergleichen, die jetzt durch die Luft segelte. Sie war weitaus größer, das stellte ich selbst aus dieser Entfernung fest. Da konnte man schon von einem Riesenmonster sprechen, das hoch über uns seine Flugbahn zog.
Neben mir stöhnte Anna leise, bevor sie flüsterte: »Ja, das ist es! Das ist das Monster, das ich in der Höhle gesehen habe. Jetzt hat es sich befreit. Ich weiß nicht, wie das möglich war, aber es hat es geschafft.«
Sie fuhr zu mir herum und fasste mich mit beiden Händen am Arm an.
»Mein Gott, es ist frei, John. Verstehst du das?«
»Sicher.«
»Und weiter?«
Ich wäre glücklich gewesen, hätte ich ihr eine Antwort geben können, aber das war leider nicht möglich. Ich kannte die Pläne dieser mächtigen Gestalt nicht. Ich ging nur davon aus, dass sie bestimmt kein Freund der Menschen war. Der Urteufel hatte jetzt freie Bahn, und sicherlich würde er zerstören wollen.
Mir kam wieder in den Sinn, dass Raniel von einer wilden Schlacht gesprachen hatte. Eine Schlacht bedeutete nicht nur Kampf, sondern auch, dass mehr Personen daran beteiligt waren. Bisher hatte ich nur eine gesehen, aber das konnte sich
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