1602 - Die Lady aus der Hölle
»Wie meinen Sie das denn?«
Jane lächelte. »Es wird sich alles ergeben, glauben Sie mir…«
***
Die wilde Schlacht war vorbei, und bei ihr hatte sich praktisch eine uralte Vergangenheit wiederholt.
Das Böse hatte auch diesmal nicht gewonnen. Die Tore zum Hades waren wieder verschlossen worden, dafür hatten Raniel, der Gerechte, und letztendlich ich gesorgt. Allerdings durch die Unterstützung der Erzengel, die dieses Grauen nicht hatten freiwerden lassen wollen.
Somit waren die Menschen praktisch gerettet worden.
Ich hätte glücklich sein können, war es aber trotzdem nicht. Ich wusste genau, dass die Hölle niemals schläft. Sie und damit das Böse würden weiterhin versuchen, die Menschheit zu unterjochen, denn vergessen war nichts.
Der Angriff war in Südtirol erfolgt. Inmitten einer winterlichen und grandiosen Gebirgslandschaft. Da hatten der Gerechte und ich uns gegen diese Welle gestemmt und sie zurückgeschlagen. Das alles war kurz vor Weihnachten geschehen, und es war mir gelungen, zum Fest wieder in London zu sein.
Sheila und Bill Conolly hatten eine große Christmas-Party gegeben und ihre Freunde eingeladen. Dazu hatten Shao und Suko ebenso gezählt wie Jane Collins und Glenda Perkins.
Es war ein wirklich schönes Fest geworden, nachdem es mir gelungen war, die Schatten der Vergangenheit abzuschütteln.
Die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr wollte ich nicht im Büro verbringen und hatte mir Urlaub genommen.
Da ich ihn in London verbrachte, war aus dem Urlaub so etwas wie eine Bereitschaft geworden, denn ich wusste, dass die Mächte der Finsternis nicht schliefen. Zudem interessierte sie auch ein Weihnachten oder ein Jahreswechsel nicht.
Ich wollte die freie Zeit nutzen und die Gräber der Menschen besuchen, die mir in der Vergangenheit einiges bedeutet hatten.
Es waren nicht die meiner Eltern, da hätte ich schon nach Schottland fahren müssen.
Ich wollte auf den Friedhof gehen, auf dem Lady Sarah Goldwyn, auch Horror-Oma genannt, und Frantisek Marek, der Pfähler, lagen, der in seinem Leben die Vampire bis zu seinem bitteren Ende gejagt hatte.
Sein Leichnam war nicht in Rumänien begraben worden. Ich hatte ihn nach London schaffen lassen, und so lag sein Grab nicht weit von dem der Horror-Oma entfernt.
Es war ein kleiner Friedhof, auf dem keine Beerdigungen mehr stattfanden. Dementsprechend schwach war er besucht, und das war auch nicht anders, als ich den Rover auf dem kleinen Platz in der Nähe des Eingangs parkte.
Ich konnte den Friedhof betreten, nachdem ich ein kleines Tor geöffnet hatte.
Es war ein Wintertag wie aus dem Bilderbuch. In den letzten Jahren war es um diese Zeit immer zu warm gewesen. Davon konnte man jetzt nicht mehr sprechen.
Die Kälte aus dem Osten Europas hielt auch den Westen im Griff.
Es war eisig geworden. Und es wäre noch eisiger gewesen, hätte der Wind freie Bahn gehabt. Das war hier nicht der Fall. Ich erlebte eine Windstille, dafür aber eine starke Sonne, die am blauen Himmel stand und ihren blendenden Gruß auf die Erde schickte, die von einer silbrigen Reif Schicht überzogen war.
Die Sonne stand sehr tief. Um besser sehen zu könne, setzte ich die Brille mit den dunklen Gläsern auf. So konnte ich mich besser orientieren und betrat das Gelände, auf dem nichts los war.
Es gab keinen Besucher, der vor einem der Gräber stand oder auch nur einen kleinen Spaziergang unternahm. So wirkte das Gelände in der winterlichen Sonne und der Kälte wie eingefroren.
Der Friedhof war mir nicht fremd, und so wusste ich genau, wohin ich zu gehen hatte.
Ich besuchte zuerst das Grab meines Freundes Frantisek Marek. Es lag auf dem neueren Teil des Friedhofs. Ich fand es sehr schnell.
Auch sein Grab war von einer Eiskruste bedeckt. Da ein Gärtner für seine Pflege sorgte, sah es gut aus, sodass ich mich nicht beschweren konnte. Tannenzweige verteilten sich auf der Oberfläche. Auch sie hatten durch die Kälte einen silbrigen Schimmer angenommen. Mehrere Zweige lagen übereinander, als wollten sie den Toten tief in der Erde wärmen.
Automatisch kamen mir die Gedanken, die sich mit meinem rumänischen Freund beschäftigten.
Über viele Jahre hinweg hatte er vor allen Dingen gegen die Brut der Vampire gekämpft, und er hatte den Kampf letztendlich verloren, ebenso wie seine Frau Marie, die ich hatte töten oder erlösen müssen, weil sie zu einer Blutsaugerin geworden war.
Das alles lag Jahre zurück.
Marek hatte den Kampf gegen die Blutsauger
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