1603 - Der Geistertänzer
aus dem Unsichtbaren. Nichts habe ich gesehen, gar nichts.«
»Auch nichts gehört?«, fragte ich.
Sie schüttelte den Kopf. »Aber Paula muss sie erlebt haben und das ist schlimm gewesen.«
Ja, das war es sicherlich. Der Frau war nun nicht mehr zu helfen, und so mussten wir andere Wege einschreiten.
»Wie sieht es denn aus, Isabel? Was ist Ihr persönliches Fazit? Wir müssen leider die Emotionen außen vorlasen, denn hier geht es um einen Fall, der aufgeklärt werden muss, und ich denke, dass Ihr Partner im Mittelpunkt dieses Falles steht.«
»Ja, das glaube ich auch.« Sie senkte den Blick. »Er ist tot. Aber er findet keine Ruhe. Man lässt ihn nicht. Ich weiß den Grund nicht, aber so sieht es aus. Ich gehe davon aus, dass er gejagt wird. Nur nicht von Menschen, sondern von Gestalten, die unsichtbar sind. Oder nur von ihm gesehen werden können.«
Das konnte durchaus stimmen. Paula Ashley war getötet worden, weil eine gewisse Macht nicht wollte, dass sie nahe an diesen Geistertänzer herankam. Aus welchen Gründen auch immer.
Er wurde gejagt. Er brauchte Hilfe, und deshalb hat er sich wahrscheinlich auch so offen in der Eislaufhalle gezeigt, um auf sich aufmerksam zu machen.
»Ich weiß nicht mehr weiter!«, flüsterte die Tänzerin. »Ich möchte nur, dass er seine Totenruhe findet.« Sie lachte kratzig auf und schüttelte den Kopf. »Es ist schon komisch, dass ich so rede, echt. Ich habe nie an Geister geglaubt oder Ähnliches. Jetzt muss ich die Dinge leider anders sehen. Julius ist in Gefahr, und ich zerbreche mir den Kopf, wie man ihm helfen kann. Trotzdem vergehe ich an meiner inneren Angst. Können Sie das verstehen?«
»Ja, das können wir«, bestätigte Suko.
»Ich glaube auch nicht, dass wir schon am Ende angelangt sind. Ich denke, dass es weitergehen wird. Aber wie und wo, das kann ich nicht sagen. Vielleicht bin ich als Nächste an der Reihe. Was meinen Sie? Kann doch sein - oder?«
Suko wollte sie trösten und sagte: »Was hätte die andere Seite denn davon, wenn Sie tot sind?«
»Das kann ich nicht sagen. Ich rechne nur mit allem. Ich bin nirgendwo mehr sicher.«
»Wie hätte denn Ihr Tag heute noch ausgesehen?«, wollte ich von ihr wissen.
»Völlig normal.«
»Was heißt das?«
Sie dachte einen Moment nach. »Ja, ich muss heute Abend ins Theater.«
»Haben Sie eine Vorstellung?«
»Nein, das nicht. Nur Probe für das neue Stück. Es soll im Februar Premiere haben.«
»Und Sie haben sicherlich einen neuen Partner?«
»Ja, Mr. Sinclair, das ist so. Aber er hält keinen Vergleich mit Julius stand. Der war einmalig.«
Das nahmen wir ihr ab und schlugen ihr trotzdem vor, die Probe nicht sausen zu lassen.
Die Tänzerin erschrak regelrecht. »Wissen Sie eigentlich, was Sie da von mir verlangen?«
»Ja, es wird nicht einfach für Sie sein. Aber wohl das Beste.«
»Und warum soll das so sein?«
»Können Sie sich vorstellen, dass Julius wieder Kontakt mit Ihnen aufnimmt, wenn sie sich in der alten und auch ihm bekannten Umgebung aufhalten?«
»Das wäre zu wünschen.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber was würde das bringen?«
»Kann sein, dass er Sie braucht.«
Sie runzelte die Stirn. »Sorry, Mr. Sinclair, da komme ich nicht mit. Ehrlich nicht.«
»Sagen wir so, Julius sucht den Kontakt zu Personen, die ihm vertraut sind, die ihm helfen können. Ich bin sicher, dass auch Paula Ashley den Kontakt gefunden hätte, wäre ihr die andere Seite nicht dazwischen gekommen.«
»Und jetzt ist Paula tot.«
Ich hob nur die Schultern.
»Und was ihr passiert ist, das könnte auch mir passieren, Mr. Sinclair, oder etwa nicht? Ich lebe gern und ich möchte dieses Risiko nicht eingehen.«
»Das ist verständlich«, stimmte ich ihr zu. »Aber wir müssen etwas tun. Wir müssen Ihrem Tanzpartner helfen, obwohl er nicht mehr am Leben ist. So sieht die Sache aus.«
»Ich bin nicht stark genug«, flüsterte sie.
»Ich verstehe Ihre Bedenken. Aber wir werden in Ihrer Nähe sein. Wir werden Sie nicht aus den Augen lassen, darauf können Sie sich verlassen.«
»Dann haben Sie Angst um mich?«
»Ja.«
»Und wie sieht es mit Ihnen aus? Haben Sie keine Angst um sich selbst?«
Suko erklärte ihr, dass dem nicht so war. »Wissen Sie, wir sind es gewohnt, uns mit Fällen wie diesem oder ähnlichen herumzuschlagen. Sie können es glauben oder nicht, aber das gehört zu unserem Job.«
»Aha.« Isabel dachte nach. Es war auch nachvollziehbar, wie sie sich fühlte. Hier waren Dinge passiert, die
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