1603 - In der Toten Zone
Lagerräumen gesorgt, verschiedene Anlagen gewartet und alles getan, was mir aufgetragen wurde Dafür bekam ich zu essen und zu trinken. An den Gelagen des Patriarchen durfte ich natürlich nicht teilnehmen. Aber in der Ruhepause bin ich manchmal nach oben geschlichen, um mir etwas von den Resten zu holen.
Die MARKA GOMESCH war ein schönes und großes Walzenschiff. Sicher eins der größten, die je auf Archetz gebaut worden sind. Ich bin sehr stolz darauf, auf einem solchen Schiff Dienst tun zu dürfen, auch wenn es sich nur um einfache Arbeiten handelt.
In der Nacht, als es geschah, wollte ich mich eigentlich wieder nach oben schleichen, denn es war mir nicht verborgen geblieben, daß Gamor Gomesch ein Fest für seine Geschäftsfreunde gegeben hatte. Kalmor, der Lagerverwalter mit dem einen Auge, der mich ab und zu besuchte, hatte das erwähnt.
Die MARKA GOMESCH befand sich auf einer Reise zu Ehren einer Azgonen-Familie, mit der der Patriarch seine üblen Geschäfte gemacht hatte.
Na ja, mir kann das ja egal sein.
Da war eine innere Stimme in mir in dieser seltsamen Nacht. Sie flüsterte mir zu: Geh nicht nach oben, denn dann wirst du sterben.
Ich wußte natürlich, daß das purer Unsinn war. Der Patriarch würde mich höchstens verprügeln lassen, wenn ich etwas von der abgegessenen Tafel stehlen würde. Aber töten, nein, das würde er niemals tun.
Aber die innere Stimme war da, und sie war mächtig. Sie machte mir gewaltige Angst. Daher beschloß ich, mich in einer der Rettungskapseln des Unterdecks zu verkriechen und abzuwarten.
Mit den Rettungskapseln kenne ich mich gut aus, denn auch sie gehören zu den Dingen, für die ich sorgen muß. Ich putze sie, aber die technischen Geräte darf ich nicht bedienen.
In einer Kapsel hatte ich noch ein paar Flaschen versteckt, die ich in den letzten Monaten oben nach den Gelagen geklaut hatte. Für alle Fälle. Und jetzt hatte ich Angst. Da konnte ein guter Tropfen nur nützlich sein.
Vorsichtshalber schloß ich die Tür mit dem großen Bullauge der Rettungskapsel. Da sie für zwei Personen bestimmt war, hatte ich viel Platz. Ich machte es mir bequem und kramte eine Flasche zalitischen Veynessa heraus.
Aber noch bevor ich sie öffnen konnte, wurde mir die Flasche aus der Hand gerissen.
Es kann auch sein, daß ich sie aus Versehen losgelassen habe. Ich weiß es nicht genau, denn plötzlich ging alles drunter und drüber. Die Notbeleuchtung der Kapsel flammte von allein auf. Ich schlug mit dem Kopf gegen eine Wand, und mir wurde schwindlig. Dann war ich ganz leicht und konnte mich mit einem Finger an die Decke ziehen.
Draußen krachte und donnerte es. Ich befürchtete, daß die ganze MARKA GOMESCH zerrissen würde. Etwas Ähnliches konnte natürlich nicht geschehen, denn dafür war das Schiff zu mächtig.
Eine Schrift flammte vor meinen Augen auf, aber sie stand auf dem Kopf. Ich mußte mich erst in der Luft herumdrehen, um sie zu entziffern.
NOTAUSWURF!
Ja, das stand da. Ich konnte mir vorstellen, was das bedeutete. Die Kapsel wurde aus der MARKA GOMESCH geschleudert. Durch das Bullauge am Eingang und das auf der anderen Seite konnte ich verfolgen, was tatsächlich geschah. Es riß mich nach draußen. Es kann auch sein, daß ich katapultiert wurde.
Der Schreck fuhr mir jetzt erst richtig in die Glieder. Ich kannte die Geräusche der MARKA GOMESCH genau. Daher wußte ich, daß wir uns im Hyperraum befanden. Und mit einer Rettungskapsel konnte man im Hyperraum bekanntlich nicht existieren.
Das war mein Ende.
Ich fing die Flasche Veynessa, öffnete sie und trank sie in einem Zug aus. Dabei hielt ich in der sicheren Erwartung des Todes die Augen vorsichtshalber geschlossen.
Es passierte aber nichts. Ich wurde in der Kapsel etwas umhergebeutelt, aber die Polsterung verhinderte Schlimmeres.
Schließlich öffnete ich die Augen wieder. Und ich sah Sterne.
Sterne im Hyperraum?
War das das Reich des Todes? Nein, sagte ich mir. Aydin, du siehst ganz normale Sterne. Du befindest dich gar nicht im Hyperraum.
Eigentlich war das ein gutes Zeichen, denn es besagte, daß mein Leben noch ein bißchen andauern würde.
Die Freude darüber war so groß, daß ich mir eine zweite Flasche holte. Diesmal trank ich aber langsamer.
Draußen herrschte die Dunkelheit des Weltraums. Nur die Sterne funkelten. Dann war da plötzlich ein gewaltiger Lichtblitz. Eine Explosion. Es muß sich um ein großes Ding gehandelt haben, denn für ein paar Sekunden war draußen alles hell wie
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