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1604 - Panoptikum des Schreckens

1604 - Panoptikum des Schreckens

Titel: 1604 - Panoptikum des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das alles?«, hakte Purdy nach. »Das ist ungewöhnlich für einen Jungen in deinem Alter.«
    »Ach, das lernt man hier.«
    »Von wem?«
    »Ich habe hin und wieder mit Myra darüber gesprochen.«
    »Dann ist sie auch der Meinung?«
    »Aberjä.«
    »Und wer ist sie?«
    Rudy senkte den Kopf. »Lassen Sie uns weitergehen«, schlug er vor wie ein professioneller Führer.
    »Ich habe nichts dagegen.«
    Purdy lächelte. In ihrem Innern sah es ganz anders aus. Sie hatte den Eindruck, sich nicht mehr auf normalen Pfaden zu bewegen. Zudem hatte sich in ihrer Umgebung etwas Unheimliches aufgebaut, das nicht zu erkennen war und noch im Dunkeln lag.
    Durch ihr besonderes Schicksal hatte Purdy einen Sinn für Gefahren entwickelt, und der ließ sie auch an diesem Tag nicht im Stich.
    Es war nicht mehr weit, dann standen sie vor einer geschlossenen Tür.
    »Hier ist es passiert«, erklärte Rudy.
    »Die Tat, meinst du?«
    »Ja, die meine ich.«
    »Und was erwartet mich in dem Zimmer?«
    »Eine genaue Nachbildung dessen, was damals vorgefallen ist. Sehr realistisch.«
    Wieder wunderte sich Purdy darüber, wie sich der Junge ausdrückte. Es hätte auch zu einem Erwachsenen gepasst. Doch darüber wollte sie nicht länger nachdenken.
    »Gut, Rudy, dann öffne die Tür.«
    »Da müssen Sie gut vorbereitet sein.«
    »Keine Sorge, das bin ich.«
    Rudy trat noch einen Schritt näher, bis er nach der Klinke greifen konnte.
    Danach ging alles recht schnell.
    Die Besucherin schaute nicht in einen dunklen Raum hinein, denn beim Öffnen der Tür war automatisch das Licht angegangen.
    Es war nur eine schwache Beleuchtung, aber sie reichte aus, um die Szene zu erkennen, die hinter der Absperrung lag, die von einer Kordel gebildet wurde. Sie zog sich von einer Seite des Raumes bis zur anderen hin.
    Der Blick des Eintretenden richtete sich zwangsläufig auf das Geschehen, das wie auf einer Bühne vor ihm lag. Nur, dass sich die Personen nicht mehr bewegten. Sie sahen aber so echt aus, dass Purdy der Atem stockte.
    Vier Tote.
    Der Vater, die Mutter, die beiden Kinder, wobei es sich bei ihnen um einen Jungen und um ein Mädchen handelte. Der Junge lag auf dem Bauch. Sein Schädel war gespalten und nur noch eine blutige Masse.
    Das Gesicht sah Purdy nicht.
    Dafür das des Mädchens. Es stand an der Wand. In seinen Zügen war der Schrecken wie eingemeißelt. Um die Kehle herum war ein blutiger Streifen zu sehen.
    Die Mutter saß am Tisch. Tot natürlich. Ihr Brustkorb war zerfetzt worden, und zwar von einem machetenähnlichen Schlachtermesser, das in der Brust des Vaters steckte, denn er hatte sich mit dieser Waffe als Letzter umgebracht.
    Purdy Prentiss sagte nichts. Sie blieb auf der Stelle stehen und starrte dieses in Wachs nachgebildete Morddrama an.
    Dieser Mann musste von einem Teufel besessen gewesen sein, dass er sich dazu hatte hinreißen lassen, erst seine Familie und dann sich zu morden. Das war einfach unfassbar.
    Selbst der Staatsanwältin, die schon einiges gewohnt war, rann es kalt den Rücken hinab.
    Purdy atmete schneller, was der Junge merkte, der leise sagte: »Das ist hart, wie?«
    »Das kann man wohl behaupten.«
    »Aber es ist alles wirklich so geschehen. Hier hat man nichts getürkt. Ja, das ist so gewesen.«
    »Und was sagen die Besucher?«
    »Sie schaudern. Manche bekommen es mit der Angst zu tun und fangen an zu schreien. Da habe ich schon die irrsten Sachen erlebt. Aber sie kommen immer wieder. Das Grauen lockt sie an.« Er hob die Schultern.
    »Das war auch schlimm, was hier passiert ist. Es liegt schon länger zurück. Sieht man an der Einrichtung der Küche. Genau in dem Raum ist es passiert. Verrückt, nicht wahr?«
    »Ich würde eher sagen, dass es grauenhaft und furchtbar ist. Eine menschliche Tragödie.«
    »Ja, das sagen alle.« Rudy deutete auf die Tür, die nicht ganz geschlossen war. »Wenn sie die Monster vorne sehen, dann erschrecken sich die Besucher. Aber hier bekommen sie Angst, richtige Angst, weil das ja alles wirklich geschehen ist. Das ist keine Fantasie, und es ist perfekt gemacht.«
    Erneut wunderte sich Purdy über die Sprache des Jungen. Sie fragte: »Weißt du denn auch, wer diese Figuren geschaffen hat, die wirklich perfekt sind? Sie sehen aus wie echt. Sogar der Ausdruck auf ihren Gesichtern stimmt.«
    Rudy nickte. »Das war Myra.«
    »Bitte?«
    Der Junge lachte plötzlich. »Ja, das ist Myra gewesen. Sie ist einfach super, kann ich nur sagen. Alles hat sie geschaffen. Man kann ihr

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