1605 - Besucher aus dem Irgendwo
Hilfe kleinkriegen werden. Und wenn ich an Grimes denke und an die anderen, und was mit denen passiert ist..."
Die Lippen des Mannes begannen zu zittern, er konnte nicht weitersprechen.
Kara drehte sich herum. Sie deutete mit dem Finger auf Philip und sah ihm in die wäßrigen Augen. „Wenn du Reginald Bull zu sprechen bekommst", sagte sie streng, „dann sage ihm, daß die Lage auf dem Mars kritisch ist. Sehr kritisch. Daß wir Hilfe brauchen, so schnell und so viel wie nur möglich. Und daß wir vor allem Tyler Danning brauchen, weil er sich damit wirklich auskennt, mit diesem Zeug. Tyler Danning, kannst du dir den Namen merken?"
„Schall und Rauch", sagte Philip und blies unsichtbare Wölkchen von sich. „Tyler Danning, ist das ein großer, kräftiger Schwarzer an Bord von NEPTUN ORBITER IX?"
Karas Augen weiteten sich. „Du kennst ihn?"
„Humorloser Geselle, das", bemerkte Philip indigniert. „Ja, ich kenne ihn, vom Vorbeigehen sozusagen."
„Wir brauchen Danning. Tyler hat ein phänomenales Gedächtnis, wahrscheinlich kann er mindestens sechzig Prozent der genetischen Grundkodierung dieses Transformings auswendig hersagen, auch ohne Syntron. Wenn es einer schaffen kann, dieses Vieh zu stoppen, ohne gleichzeitig den ganzen Mars zu verwüsten, dann ist es Danning."
Kara wandte sich um und deutete auf die Halle. Aus dem vorderen Tor quoll dichter schwarzer Rauch hervor. Die rückwärtige Wand war eingestürzt, und an den Seitenwänden der Halle entlang hatte man einen Blick auf einen sturmgepeitschten Ozean in Grün, der einmal ein Landefeld gewesen war. „Das ist unser Problem, du kannst es sehen. Sage Bull..."
Kara Dombrowsky verstummte.
Sie hatte sich wieder umgedreht, wollte eindringlich und ernst auf den Mann namens Philip Ennox einreden, aber der Mann war verschwunden.
Spurlos, und von seinem seltsamen Möbel fehlte ebenfalls jede Spur.
Kara Dombrowsky stieß eine uralte Verwünschung aus, die wahrscheinlich schon zu Zeiten des australopithecus bosei ihre Gültigkeit gehabt hatte: „Männer!"
7.
„Wir behelfen uns, so gut wir können", erklärte Brandon Irnem achselzuckend. „Jeder nach seinem Geschmack, nach seinen Kenntnissen und den vorhandenen Materialien. Die einen tun gar nichts und versuchen mit der geringen Schwerkraft des Titan einfach fertig zu werden, wie sie ist.
Andere haben sich Anzüge mit vielen Taschen zugelegt und durchforschen unsere Magazine nach Mineralien mit einem möglichst hohen spezifischen Gewicht, um auf diese Weise das normale Schweregefühl zu haben. Wieder andere haben sich für Magnetschuhe entschieden, auch wenn das in vielen Räumen nicht funktioniert, weil Bodenbeläge das verhindern, oder weil der Boden dort aus einer nichtmagnetisierbaren Legierung besteht."
Der Mann lachte breit. „Es ist wirklich erstaunlich, was Menschen in solchen Notlagen alles einfällt."
Reginald Bull machte einige Schritte. Sie verliefen halbwegs normal. Der Schuh haftete am Boden und gab dem Träger so eine gewisse Standfestigkeit. „Ein Klebestreifen spezieller Art", erklärte Irnem. „Wir haben die Haftwirkung möglichst genau dosiert, damit wir weder schnell die Haftung verlieren noch plötzlich einfach irgendwo festkleben können."
„Wie Fliegen am Papier", grinste Julian Tifflor. „Bitte?"
Tifflor und Bully sahen sich an und grinsten. „Nur eine Reminiszenz aus unserer wildbewegten Vergangenheit", sagte Julian Tifflor. „In unseren frühen Jahren, da war es noch verbreitet, zur Bekämpfung von lästigen Insekten lange, mit Leim beschmierte Papierbahnen an den Zimmerdecken aufzuhängen. Die Fliegen setzten sich auf das Papier, klebten fest und mußten verhungern. Einfach, aber wirkungsvoll."
„Ach ja?"
Bully kicherte glucksend in sich hinein. „Habe ich dir die Story nie erzählt?" fragte er halblaut. „Die mit den Fliegenfängern? Also, wir hatten in unserer Unterkunft, damals als ich noch bei der Air Force war, im Eßraum Fliegenfänger hängen. Sieben oder acht Stück, über den ganzen Raum verteilt. Und eines Tages bin ich hingegangen, habe einen Plan von dem Raum gezeichnet, die Position eines jeden Fliegenfängers eingetragen und daneben die Zahl der Fliegen, die in einer Woche dort verendet waren. Und dann habe ich diesen Rapport an die vorgesetzte Dienststelle geschickt, einfach so. Jede Woche so einen Rapport. Und was, glaubt ihr, ist passiert?"
„Man hat dich zum Weltraumprogramm strafversetzt, um dich loswerden zu können", vermutete
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