1605 - Besucher aus dem Irgendwo
Aetzold.
Wir werden ihn brauchen. Ich habe ihm nur eine halbe Dosis gegeben, er müßte also wachzumachen sein."
„Warum hast du mich nicht schlafen lassen, Tyler?" wollte Kiraah wissen. „Ganz einfach, Lämmchen", antwortete Tyler Danning. „In deinem Zustand hätte dich die nötige Dosis umgebracht. Deswegen. Aber mach dir keine Sorgen, in ein paar Stunden hast du es geschafft. Ich gehe jetzt nach nebenan und sorge dafür, daß unsere Retter noch Leben vorfinden, das sie retten können. Bis später!"
Kiraah sah ihm nach, als er den Raum verließ. Wenig später kehrte Nora Bierer zurück und setzte sich wieder in ihren Sessel. Sie atmete schwer.
Die Luft war schon jetzt verbraucht, abgestanden und stickig. Die letzten Stunden vor der Rettung würden in jedem Fall grausam hart werden. „Er hat etwas vor, Nora", murmelte Kiraah. „Irgend etwas."
„Ich weiß", gab Nora zurück. „Tyler ist ein kluger Mann, einfallsreich und mutig. Ich bin gespannt, welcher Dreh ihm dieses Mal eingefallen ist."
„Ich habe Angst", murmelte Kiraah. „Furchtbare Angst."
„Die haben wir alle, Kindchen", sagte Nora. „Was war das für ein Geräusch?"
„Ein Schott", sagte Kiraah. „Tyler ist nach nebenan gegangen und hat ein Schott geschlossen.
Aber warum? Er muß doch ...!"
Einer der Bildschirme flammte plötzlich auf. Das Gesicht von Tyler Danning wurde sichtbar; gleichzeitig kam gähnend und sich räkelnd Uryn Aetzold in die Zentrale der NEPTUN ORBITER IX. „Nora? Uryn? Ihr könnt mich hören? Sehr gut. Ich werde euch jetzt erklären, was ihr tun müßt, um zusätzlichen Sauerstoff für einige Stunden zu gewinnen. Diese Phiole, die ich in der Hand halte, enthält ein sehr starkes, schnell wirkendes Gift. Ich werde es nach diesem Gespräch nehmen."
„Tyler!" schrie Nora mit krächzender Stimme auf. „Das kannst du nicht tun."
Kiraah Hulvyn stand mit zaghaften Bewegungen auf und schob sich heran. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt. Uryn Aetzold hatte noch gar nicht recht begriffen, worum es ging. „Der menschliche Körper, also auch meiner", sagte Tyler Danning ruhig, „besteht zu mindestens siebzig Prozent aus Wasser." Nora konnte sehen, wie er zusammenzuckte. Als sie neben sich die blonde Lockenfülle von Kiraah aufschimmern sah, wußte sie, was Tyler gesehen hatte. Er zögerte fortzufahren. „Ich habe die Anlage bereits präpariert", brachte er endlich über seine Lippen. „Ihr braucht nur das Schott zu öffnen. Ich werde die Verriegelung entfernen, kurz bevor ich das Bewußtsein verliere. Strengt euch dann nicht mehr an, ich werde dann nicht mehr zu retten sein."
„Warum tust du das, Tyler?" fragte Kiraah leise. „Ihr braucht danach meinen Körper nur vollständig zu dehydrieren, die Anlage dafür ist einsatzklar, und das Wasser anschließend in Wasserstoff und Sauerstoff aufzuspalten. Es werden garantiert mehr als dreißig bis vierzig Kilo Wasser sein, die ihr aufspalten könnt. Wie das geht, wißt ihr, wir haben auf diese Weise den Sauerstoff für die letzten Tage gewonnen."
„Tyler, das kannst du nicht tun!" stieß Nora hervor. „Warum machst du das?"
„Einer muß es tun", sagte Tyler Danning mit mühsamer Beherrschung. „Wenn einer von uns sich opfert, bekommen die anderen genügend Luft, um bis zum Eintreffen der SJ 3428 ausharren zu können. Einer mußte es tun, oder keiner von uns würde es überleben. Du weißt, daß ich recht habe, Nora."
Nora Bierer schüttelte den Kop£ „Ich verstehe es nicht", stieß sie leise hervor. „Ich begreife es nicht. Warum du, Tyler?"
„Weil es sonst niemand getan hätte", antwortete Tyler Danning; er schien die ganze Zeit an Nora vorbei ins Leere zu blicken. „Einer mußte es tun, das ist der simple Grund. Außerdem - die anderen haben alle Angehörige und Familie, ich nicht."
„Laß diesen Unsinn, Tyler", stieß Nora hervor. „Hör damit auf, ich werde das nicht zulassen."
„Ach was, Quatsch!" stieß Uryn Aetzold hervor. „Er hat recht, begreift ihr das nicht? Er hat völlig recht. Einer von uns kann die anderen retten, also laß ihn doch, wenn er es will."
„Es ist Selbstmord!" sagte Nora erschüttert. „Er will sich umbringen, begreifst du das nicht, Uryn?"
Der Hyperphysiker starrte auf den Bildschirm. Tyler Dannings Miene war wie versteinert. „Natürlich begreife ich das, Nora-Schätzchen", sagte Aetzold mit eisiger Ruhe. „Wahrscheinlich besser als du. Es ist seine, Tylers, Entscheidung. Nicht unsere."
„Aber er wird sterben!" schrie
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