1607 - Im Leerraum gestrandet
aus, also genug für Monate im voraus. Selbst ein Flug bis Alpha Centauri war da nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Sie würden nicht einmal unter die 90-Prozent-Marke sinken.
Die Aktivitäten der Mannschaft rissen nicht ab, auch nach einer oder zwei Wochen nicht.
Insbesondere die Wissenschaftler leisteten ein riesiges Pensum. Er sah das mit Befriedigung. Nicht, daß ab einem bestimmten Punkt noch allzuviel dabei herausgesprungen wäre - diese Hoffnung hatte er aufgegeben. Dies hier war nicht der Titan, sondern nur ein Raumschiff. Aber er war schon froh, die Leute bei Laune halten zu können.
Wochen vergingen fast ereignislos.
Dann, am 21. März, ergab sich etwas, das ihm die Langeweile nahm. Mit einemmal wurde die Erinnerung an Voltagos Worte wieder wach.
Inzwischen hatten sie in der Zentrale so viele positronische Elemente eingebaut, wie zur Verfügung standen. Und dieser provisorische Computer gab eine erstaunliche Meldung aus: Um genau 17.44 Uhr Bordzeit hatte sich die Masse der ODIN um 70,8 Kilogramm vergrößert
4.
Seit einigen Stunden hörte Reginald Bull diese Nachrichten, die ihn geradezu elektrisierten. Man hatte unabhängig voneinander an verschiedenen Orten der Stadt mehrere Humanoide gesehen, die mächtig viele Fragen stellten. Sie gaben von sich selbst nichts preis - interessierten sich aber brennend für jedes noch so dumme Detail der dümmsten Geschichte.
Das waren sie!
Philip und seine Artgenossen, die Ennox.
Deshalb war er überaus erfreut, als die Hanse-Agentin Martinguez mit einem hochgewachsenen jungen Mann hereinschneite und ihn als Zauberer vorstellte. „Du bist also >der Große Lychtenbach<." Bull war aufgestanden und schüttelte dem anderen die Hand. Der Händedruck war fest, angenehm. „Freut mich, daß du so schnell abkömmlich warst. Du sollst mir einen kleinen Gefallen tun."
Bull öffnete eine der Schubladen und zog etwas hervor, das so winzig war, daß man es nur unter einem Mikroskop deutlich erkennen konnte.
Lychtenbach zeigte sich ausgesprochen widerspenstig, als er hörte, worin seine Aufgabe bestand.
Am Ende jedoch sah er ein, daß für ihn keinerlei Risiko bestand. Deshalb erklärte sich der junge Mann mit allem einverstanden, was ihm abgefordert wurde; und Bull versüßte ihm den Auftrag mit einer brandneuen Kreditkarte, auf der nur noch der Name des Eigners vermerkt werden mußte. „Aber das", erklärte Bull, „erledigen wir später, wenn die Sache hingehauen hat. Ab jetzt bist du mein Privatsekretär, Lychtenbach. Du weichst nicht von meiner Seite, kapiert?"
„Ich würde den Ausdruck >verstanden< vorziehen. Ja, ich habe verstanden, Reginald."
„Nenne mich Bully. Meine Freunde tun das alle."
„Dann wäre es mir lieber, wenn ich bei Reginald bleiben könnte."
„Hmm ... Wie du willst."
Es war der Morgen des 20. März 1200 NGZ. Bull sah ein, daß es keinen Sinn hatte, hier untätig abzuwarten. Wenn Philip tatsächlich wieder auf Terra weilte, kannte niemand seine Pläne.
Irgendwann würde er hereinschneien. Deshalb hinterließ er für seinen speziellen Freund die Nachricht, er sei innerhalb von zwei Stunden wieder zurück.
Gemeinsam mit Lychtenbach stieg der Aktivatorträger bis auf eines der niedrigen Nebendächer.
Dort stand eine an sich längst ausrangierte Space-Jet. Nach dem Datum ihres Jungfernfluges hieß sie SJ
3428.
An Bord weilte eine kleine Besatzung. Bull gab das Ziel an, und binnen weniger Minuten stiegen sie auf zehntausend Meter Höhe. Bei so alten Raumschiffen war dazu kein Antigrav nötig, sondern nur die Triebwerke. „Darf man fragen, wohin der Flug geht?"
„Sicher, Lychtenbach, sicher!" meinte er leutselig. „Wir fliegen ans Meer. Ich habe die Absicht, ein technologisches Großprojekt zu besichtigen. Oder besser: einen Stapellauf."
Weitere Fragen stellte der Zauberer nicht. Kurze Zeit später erreichten sie einen ansonsten kahlen Strand, irgendwo an einem der Ozeane. Und am Ufer schwamm eine Plattform von 300 mal 400 Meter Kantenlänge. Sie war bis zum Rand mit Containern vollgepackt. Während die SJ 3428 darüber hinwegdonnerte, setzte sich das Ungetüm in Bewegung. Es legte mit geringer Beschleunigung einen Kilometer zurück, sank aber nicht. „Nennst du das ein technologisches Großprojekt, Reginald?"
„Ja. Heutzutage ist es das ganz gewiß. Unter der Plattform stecken Prallfeldprojektoren und Staustrahltriebwerke. Damit wickeln wir in Zukunft den Warenverkehr zwischen den Kontinenten ab. Dies war die
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