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1607 - Im Leerraum gestrandet

Titel: 1607 - Im Leerraum gestrandet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Entwendungen sehen konnte.
    Sie hatte bereits eine Tiefkühlkammer besucht und ein komplettes Klonrinderviertel erbeutet.
    Den gefrorenen Klumpen trug sie mit einer Hand. 100 oder 200 Kilo waren nicht das Kaliber, das eine ausgewachsene Ertruserin von 18 Zentnern Lebendgewicht aus dem Gleichgewicht brachte.
    Es war im Gegenteil viel zuwenig. Ihr Mann Kunar und der gemeinsame Sohn Gogogo verdrückten an einem Tag doppelt soviel, wie der Nahrungsspender herausrückte, selbst für Ertruserfamilien. Besonders Gogogo, der noch im Wachstum war, mit seinen zierlichen zwei Meter zwanzig Größe ... Und sie selbst konnte sich auch nicht allein von Luft und Liebe ernähren.
    Also hieß es Erfindungsgabe zeigen. Oder besser ein gewisses Organisationstalent, wie sie ihre Raubzüge nannte.
    Vor der nächsten Kammer auf ihrem Weg erschien dann der Zwerg. Aus der Luft, ohne jede Vorankündigung.
    Sie hatte sich gerade von hinten herangepirscht, und zwar über einen Korridor, der so selten benutzt wurde, daß auf dem Boden fast schon Staub lag.
    Divina ließ vor Schreck das Viertel zu Boden poltern und rieb sich die Augen. Aber sosehr sie auch glotzte, der Zwerg blieb stofflich und so greifbar wie sie selbst. Der andere war einsneunzig groß, ein asketischer Terratyp und damit für ihre Verhältnisse natürlich ein Winzling. Er hatte ein blasses Lausbubengesicht und strohblonde, wirre Haare.
    Diese Frisur hätte sie ihrem Gogogo nicht durchgehen lassen. Ertruser trugen Sichelkämme! Und überhaupt... Wie war es möglich, daß der Kerl so einfach auftauchte? Keine Deflektoren, keine Transmitter, keine Teleporter mehr, hieß es doch. Oder? „Bei allen toten Kasoms!" rutschte es ihr heraus. „Wer bist du denn, Winzling?"
    „Mein Name ist Philip, und du wandelnde Saurierkuh solltest mich nicht als Winzling bezeichnen."
    Normalerweise hätte Divina den dezenten Hinweis auf ihren Körperbau mit der Faust beantwortet. Oder mit dem Rinderviertel als Keule, doch das hatte sie ja gerade fallen gelassen.
    Rasch klaubte sie es wieder vom Boden auf, pustete den Staub ab und verbarg es halb hinter ihrem Rücken - als ob der Fremde es nicht längst gesehen hätte. „Heiliger Spiralnebel, ist das hier traurig! Da kriegt man ein Mordsspektakel versprochen, und jetzt dieses unterbelichtete Gebirge. Wie heißt du eigentlich?"
    „Di... Divina Seljuk. Ich bin die Frau vom Schlächter."
    „Von wem?" Der Fremde namens Philip beugte sich interessiert vor und starrte sie so sorgfaltig an, als habe er ein seltenes Tier vor sich. „Vom Chefchirurgen natürlich!" korrigierte sie rasch. „Du bringst mich ganz aus dem Konzept, verdammt noch mal! Das kann ich überhaupt nicht leiden, klar?"
    Zuletzt hatte sie mit einer Lautstärke gesprochen, die selbst ein Ertruser als gehoben empfunden hätte.
    Der Fremde trat mit schmerzverzerrtem Gesicht einen Meter zurück. „Schon gut, schon gut! Ich wollte ja auch nicht zu dir, sondern zum Boß. Selbst wenn an dir auch nur irgend etwas Interessantes wär', ich würde es mir nicht anhören. Bei dem Organ!"
    „Was meinst du jetzt schon wieder mit einem Organ?" fragte sie mißtrauisch. „Du, werde ja nicht frech! Verschwinde, bevor ich die Geduld verliere!"
    Divina Seljuk hob das Rinderviertel und drohte damit auf höchst eindeutige Weise. Doch der Humanoide namens Philip bewies Intelligenz. Er machte sich auf dem schnellsten Weg davon, und Divina knurrte zufrieden.
    Trotzdem hatte etwas sie aus dem Rhythmus gebracht. Für heute war die Abenteuerinst dahin.
    Sollten Kunar und Gogogo doch sehen, wo sie ihre Extrarationen herbekamen. Sie schleifte die Beute achtlos hinter sich her, immer noch tief in Gedanken versunken. Daß sie auf diesem Weg anderen Besatzungsmitgliedern begegnete, fiel Divina gar nicht auf. Die irritierten Blicke prallten an ihr ab, als habe sie sich in Stein verwandelt.
    Erst in der Umgebung ihrer Kabine fand sie zu gewohnter Sicherheit zurück.
    Der kleine Gogogo wartete bereits. Zwar hatte er um diese Zeit Dienst als Kunars Assistent, doch seit die dringenden Fälle erledigt waren, fiel seine Abwesenheit kaum noch auf. Während sich ihr Sohn auf einer der breiten Matratzen lümmelte, taute sie das Fleisch auf und bereitete es flüchtig zu.
    Der seltsame Kerl von eben spukte ihr immer noch im Kopf herum. Im nachhinein ärgerte sie sich: Sie hätte ihm ein paar Ohrfeigen verpassen sollen, solange er noch in Reichweite gewesen war.
     
    *
     
    Herve Harcangelic war 87 Jahre alt. Damit gehörte er

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