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1607 - Im Leerraum gestrandet

Titel: 1607 - Im Leerraum gestrandet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zu den jüngsten Besatzungsmitgliedern, jedenfalls was die gehobenen Positionen anging. Er war einsfünfundsiebzig groß und ausgesprochen drahtig, fast dünn. Die dichten schwarzen Haare trug er im Nacken zu einem Zopf zusammengebunden.
    Wahrscheinlich war es kein Zufall, daß ausgerechnet er den Humanoiden in den Hangars zuerst bemerkte. Unter der Mannschaft nannten sie ihn nur den Adler, weil seinen Augen selten etwas entging. Und sei es auch nur das kleinste Detail, Herve Harcangelic nahm es wahr und bewertete es im Zusammenhang.
    Er war der Chef des Landekommandos. Solche Leute brauchten eine gute Auffassungsgabe. Unter den Vertretern seines Faches gehörte er zu den besten, sonst hätte man ihn nicht an Bord der ODIN versetzt. Ein überdurchschnittlicher Kämpfer war er zwar nicht, dafür jedoch ein überragender Taktiker und Analytiker. Das gute Gedächtnis gehörte dazu. Er vergaß niemals ein Gesicht.
    Zuerst bemerkte er an diesem 21. März nur den Schatten. Kurz darauf erkannte er die zugehörige Gestalt, einen hoch aufgeschossenen, schlaksigen Mann. Und als er die Züge sah, schrillte die Alarmglocke in seinem Kopf. Der Humanoide war ein Fremder, er gehörte nicht zur Schiffsbesatzung.
    Harcangelic setzte sich in Bewegung.
    Er kletterte eine Treppe hinab, bis er sich auf dem Bodenniveau des Hangars befand, und umkreiste mit zum Zerreißen gespannten Sinnen eine ihrer kleineren Space-Jets. Aus dem Hintergrund drangen Stimmen an sein Ohr, wahrscheinlich aus der Kantine nebenan. Einer der Versuchsreaktoren aus dem Maschinensektor brummte unterschwellig. Und plötzlich stand ihm der Fremde gegenüber.
    Situationen dieser Art hatte Herve Harcangelic schon des öfteren mitgemacht; damals, als er noch Sicherheitsagent im Stalhof gewesen war. Doch dies hier unterschied sich von allem, was er kannte.
    Sein Gegenüber rümpfte die Nase, schaute sich ungeniert weiter um und warf am Ende Harcangelic einen milde tadelnden Blick zu. „Von eurer Technik hab' ich mir mehr versprochen, wirklich. Nicht bloß diesen müden Sauhaufen! Ich habe schon 'ne Menge Zivilisationen gesehen, die eurer um mindestens eine Nasenlänge voraus waren."
    Kein Erschrecken, keine Abwehr- oder Angriffshaltung, nichts. Harcangelic stellte sich auf die Masche des Fremden ein. Er reagierte flexibel und gewaltlos. „Ach ja? Ich frage dich nur einmal: Wer bist du, und wie kommst du hierher?"
    „Ich heiße Philip. Und hergekommen bin ich zu Fuß. Mein Hochsitz steht noch beim Feuerwehrhauptmann. Aber kein Mensch kann verlangen, daß ich den immer mitschleppe.
    Jedenfalls nicht hierher, kapiert?"
    In diesem Moment wurde dem Chef des Landekommandos klar, daß er etwas ganz Besonderes vor sich hatte. Einen respektlosen Sprücheklopfer, gewiß - aber einen, der durch die Hyperraum-Parese nie und nimmer hätte hiersein dürfen. Mit anderen Worten, die Sache war für seine Befugnis und Kompetenz zwei Nummern zu groß.
    Harcangelic hätte den Eindringling kurzerhand verhaften können. Philip sah nicht nach nennenswertem Widerstand aus. Andererseits sprach die bloße Tatsache seiner Anwesenheit dafür, daß man ihn nicht unterschätzen durfte. Nun gut, er würde Philip nicht festnehmen. Mit in die Zentrale nehmen und Rhodan vorstellen konnte er den Kerl aber genausowenig. Er war nicht bereit, dieses Risiko zu tragen.
    Am Ende entschied sich Harcangelic für einen Mittelweg. Er winkte den Humanoiden mißtrauisch mit sich und blieb vor einem Interkomanschluß stehen. All seine Sinne waren gespannt, die Muskeln bereit zu Verteidigung und Angriff. „Rufst du den Boß an?" fragte der Eindringling. „Dann sag ihm, daß ich da bin. Hier rumzustehen ist ja auch nicht das Wahre, stimmt's?"
    Der Chef des Landekommandos gab keine Antwort. Er dächte nicht im Traum daran, sich in Sicherheit zu wiegen. Und endlich erschien auf der anderen Seite das faltige Gesicht von Norman Glass. „Was gibt's?"
    „Harcangelic hier", sagte er. „Ist Rhodan da?"
    „Du kannst ihn sprechen. Einen Moment."
    Ein paar Sekunden vergingen, bis am anderen Ende der Leitung der unsterbliche Terraner erschien. „Hier neben mir steht einer", erklärte Harcangelic, „der eine Menge dumme Sprüche klopft und eigentlich gar nicht dasein sollte. Bitte sieh ihn dir selbst an, Perry!"
    Der Humanoide trat scheinbar gelangweilt vor und stellte sich in den Erfassungsbereich der Optik. „Ennox!" rief Rhodan aus. „Wie kommst du an Bord der ODIN?"
    „Also erst mal heiß' ich nicht mehr Ennox,

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