1608 - Ennox an Bord
gebratenen Hammelkeule kaute. „Zäh", bemerkte sie auf Rhodans Blick, „aber immerhin besser als der Fraß, der uns in der letzten Zeit zugemutet wird. Und ihr anderen, stiert nicht so gierig! Das ist der Rest meines privaten Vorrats. In ein paar Tagen werde ich auch so grau im Gesicht sein wie ihr."
„Oder schwarz", sagte Norman Glass und zeigte auf einen Bildschirm. Auf der Projektionsfläche war zu sehen, wie Voltago sich umdrehte und auf das inzwischen geöffnete Innenschott der Hangarschleuse zuging. Sein Gesicht hatte sich beruhigt. Es war starr wie immer. „Laßt die versteckten Kameras wieder demontieren", sagte Rhodan. „Und wertet die Scanner-Aufzeichnungen aus. Es war gut, daß wir nach Arianes erstem Verschwinden damit noch gewartet haben. Ich möchte sofort informiert werden, wenn Ariane irgendwo gesehen wird. Ich gehe jetzt in mein Privatquartier."
„Glaubst du wirklich, daß die Ennox noch auf der ODIN ist?" fragte Glass skeptisch.
Rhodan zuckte mit den Schultern. „Wenn sie nicht mehr hier ist, kann ich es nicht ändern."
Damit verschwand er und machte sich auf einen Weg, der unter normalen Umständen Sekunden gedauert hätte. Jetzt brauchte er mehr Zeit und Geduld. Als die ODIN gebaut wurde, konnte niemand die Hyperraum-Parese des Jahres 1200 NGZ vorhersehen. „Was ist denn mit ihm los?" wunderte sich Glass laut. „Er hat die Nase voll", sagte Samna Pilkok. „Soll auch einem Unsterblichen dann und wann passieren. Ariane ist wahrscheinlich fort, und wie er Voltago die unverhoffte Begegnung erklären soll, das weiß nur er."
*
Perry Rhodan betrat sein Quartier und wußte, daß Voltago bereits da war. Er lehnte sich gleich hinter dem Eingang mit dem Rücken gegen die Wand und schloß kurz die Augen. Tief atmete er ein. Für einen Moment hatte er das Gefühl, sich in einem fliegenden Sarg zu befinden. Alles drehte sich um dieses Bild, das in seinem Geist entstand: er im Zentrum eines Wirbels, der in eine tiefe Schwärze hineinführte. Um ihn herum standen bekannte Wesen, die ihm die Hände entgegenstreckten.
Doch als er danach greifen wollte, zogen sie sie zurück und lächelten entweder entschuldigend oder höhnisch.
Er sah Voltago, als er seine Wohnlandschaft betrat. Der Klon stand in der Mitte des Raumes und rührte sich nicht. Er starrte einen imaginären Punkt an der Wand an und wendete auch nicht den Blick, als Rhodan direkt neben ihm stehenblieb. „Ich möchte mich bei dir entschuldigen, Voltago", sagte der Terraner. „Ich hatte dich gebeten, dich für ein Experiment zur Verfügung zu stellen, ohne Fragen an mich zu richten. Das hast du getan. Ich hätte dir alle möglichen Geschichten erzählen können, was es mit diesem Experiment auf sich hätte, aber du hättest jede von ihnen als Täuschung durchschaut."
Voltago zeigte keine Reaktion. „Du hast mir den Gefallen getan", fuhr Rhodan fort. „Du hast dich in diesen Behälter aus Formenergie begeben und in die Hangarschleuse tragen lassen. Du hast mir einfach vertraut."
Auch jetzt wartete Perry vergeblich auf eine Reaktion. „Ich, mußte dich anlügen, Voltago. Und deshalb entschuldige ich mich. Ich mußte dir sagen, daß die Ennox nicht mehr an Bord sei. Nur dadurch konnte ich auf das Überraschungsmoment hoffen, das dich im entscheidenden Augenblick dazu zwang, deine Mimikry-Fähigkeiten in Gang zu setzen."
Keine Reaktion des schwarzen Klons.
Perry Rhodan seufzte und stemmte die Fäuste in die Hüften.
Er nickte. „Also gut, Voltago, wir können es dabei belassen. Der Zweck der ganzen Übung war der, daß du durch Arianes unverhoffte Gegenwart dazu gebracht wurdest, wieder Gesichter zu produzieren.
Diesmal hatten wir Kameras installiert, die deinen Kopf in Großaufnahme festhielten und auch Arianes Reaktion genau filmten. Die Ennox wurde außerdem durch Scanner überwacht, soweit sie unter den momentan beschränkten Bedingungen funktionieren. Was dabei herausgekommen ist, werden wir hoffentlich bald sehen. Das gleiche gilt für die von dir produzierten Gesichter. Wir haben Grund zu der Annahme, daß es sich dabei um die Gesichter von Wesen handelt, denen die Ennox - oder Ariane - bisher im Universum begegnet sind. Könnten wir eines dieser Völker identifizieren, dann hätten wir vielleicht schon einen wertvollen Hinweis darauf, wo wir ansetzen müssen, um das Rätsel der Ennox zu lösen. Geht das in deinen harten Schädel hinein?"
Endlich drehte sich Voltago zu ihm um und sah ihn an. „Ich fühle mich
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