1609 - Shaos Rachetour
war sie nicht gesehen worden, doch das änderte sich Sekunden später, denn sie sprang auf einen Kofferraum und von dort aus auf das Dach des Autos.
Jetzt stand sie erhöht, und sie besaß ein besseres Schussfeld.
Der Bolzen lag bereit und ich wusste, dass Shao auf den Henker zielen würde.
Dazu kam es nicht mehr, und auch ich war im nächsten Moment aus dem Spiel, denn ein Wort hallte auch an unsere Ohren und sorgte dafür, dass wir auf der Stelle erstarrten…
***
Es war für Suko die Rettung!
Das Rufen dieses eines magischen Wortes hatte ihm die Chance eröffnet, sein Leben zu retten oder es zumindest zu verlängern. Jeder Fremde, der das Wort hörte, war für fünf Sekunden bewegungsunfähig, nur der Träger des Stabs reagierte normal.
Es war nicht viel Zeit. Die fünf Sekunden waren schnell vorbei, und Suko musste sich wahnsinnig beeilen.
Die Dämonenpeitsche ließ er liegen, er schnappte nur nach seiner Beretta, riss die Waffe an sich und rollte sich zur Seite, um der unmittelbaren Reichweite des Samurai-Schwertes zu entgehen.
Aus der Bewegung hervor sprang er auf die Füße. Er war jetzt bewaffnet und hatte noch eine Sekunde Zeit, um seinen Standort zu wechseln.
Dann war die Zeit um.
Der Henker schrie auf. Er wollte Suko den Kopf abschlagen, sah aber keinen Gegner mehr.
Beim nächsten Schrei fuhr er herum. Jetzt sah er Suko, der auf den Beinen stand, und sein Gesicht verzerrte sich.
Aus dem Stand sprang er mit einem gewaltigen Satz auf Suko zu, um ihn zu töten.
Der Schuss hallte in der Garage überlaut.
Der Henker sprang genau in die Bahn der Kugel hinein. Sie traf seinen Hals und tötete ihn auf der Stelle.
Suko schaute nicht zu, wie er zu Boden fiel, er hatte noch vier Söhne Nippons vor sich, die ihn killen wollten.
Aber er konnte auch an ihnen vorbei schauen, dorthin, wo die Autos dicht an dicht in ihren Parktaschen standen.
Und dort sah er sie.
Auf einem Wagendach erschien das Phantom mit der Maske, und die Stimme war bis in den letzten Winkel der Garage zu hören.
»Wenn ihr mich sucht - hier bin ich!«
***
Es folgte der Moment der Stille, der großen Überraschung, mit der keiner der Söhne Nippons gerechnet hatte. Sie waren der Meinung gewesen, das Heft fest in den Hand zu haben, und mussten nun erkennen, dass alles anders gekommen war.
Lange hielt ihre Erstarrung nicht an. Sie alle wandten sich in die Richtung, aus der die Stimme aufgeklungen war, und plötzlich war Suko nicht mehr interessant für sie. Die Männer sahen nur die verkleidete Shao auf dem Autodach, und sie sahen das strahlende Auge vor ihrer Brust, das ihnen wie eine Quelle der Kraft vorkommen musste.
Der Anblick schockte selbst sie, sodass in den folgenden Sekunden nichts passierte. Dann hörten sie noch eine zweite Männerstimme, die ihnen riet, sich nicht zu bewegen, was sie auch taten.
Nun war es an Shao, sie sich vorzunehmen, und sie ließ es sich auch nicht nehmen. Ihre laute Stimme zerriss die Stille, und jeder hörte den harten Befehl.
»Weg mit den Waffen!«
Die Söhne Nippons zögerten. Sie waren voll und ganz auf Sieg eingestellt gewesen und mussten nun erleben, dass sich das Blatt um hundertachtzig Grad gewendet hatte. »Ich sage es nicht noch mal!«
Der Sprecher übernahm wieder das Wort.
»Das Auge!«, schrie er mit lauter Stimme in die Garage hinein. »Da ist es! Das ist das Erbe der Sonnengöttin. Wir haben uns verpflichtet, es Susanoo zu bringen. Das haben wir geschworen, und diesen Schwur werden wir halten.«
Er musste nichts hinzufügen. Es war sowieso alles klar, und er machte auch den Anfang.
Mit seinem Schwert in der Hand stürmte er vor. Er nahm keine Rücksicht auf sein Leben und rannte auf Shao zu.
Sie stand noch immer auf dem Dach des Wagens. Die Armbrust war gespannt, der Bolzen lag bereit.
Dann drückte sie ab!
***
Ich hatte mich geduckt näher an das Geschehen herangeschoben und auch meine Stimme aufklingen lassen, damit nicht nur die Gegner Bescheid wussten, sondern auch Suko.
Es gab nur eine kurze Diskussion, und ich musste erleben, dass die Söhne Nippons einfach zu verbohrt waren, um einzusehen, dass sie ohne Chance waren. Sie wollten das Auge der Amaterasu, und es war ihnen egal, in welch eine Lage sie sich dadurch brachten.
Shao schoss!
Ich glaubte sogar, das leise Pfeifen zu hören, als der Bolzen durch die Luft zischte.
Er traf, noch bevor der Mann die vordere Stoßstange des Wagens erreicht hatte. Plötzlich steckte er in seinem Hals und schaute an der
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