1609 - Shaos Rachetour
Schwertes wies auf Sukos Gesicht. »Bist du bewaffnet?«
»Ja.«
»Danke, du bist ehrlich. Dann würde ich dir raten, die Waffe vorsichtig hervorzuholen und abzulegen.«
»Sicher.«
»Aber keinen Unsinn! Man sagt uns nach, dass wir schneller als eine Kugel sind!«
»Ich verstehe.« Natürlich wollte Suko seine Waffe abgeben. Zum einen die Beretta und auch die Dämonenpeitsche. Sie zu behalten wäre zu riskant gewesen.
Keiner ließ ihn aus dem Blick, als er sich bewegte. Den Weg zur Pistole fand seine Hand wie von allein, aber er hütete sich, sie zu schnell zu ziehen. So lupfte er sie behutsam hervor und hielt sie auch nur mit den Fingerspitzen fest.
»Leg sie auf den Boden.«
Auch das tat Suko. Er bückte sich nur leicht und richtete sich danach wieder auf.
»War das alles?«
»Nein.«
»Was hast du noch?«
»Eine Peitsche.«
Der Sprecher war überrascht. Er schüttelte den Kopf und wiederholte das Wort.
»Willst du sie sehen?«
»Ja.«
Suko holte sie hervor. Es waren keine Riemen zu sehen. Das schien den Sprecher zwar zu verwundern, aber er ging nicht näher darauf ein und befahl Suko, die dünne Röhre ebenfalls auf den Boden zu legen, was er auch tat.
»Hast du noch eine Waffe bei dir?«
»Nein!« Suko dachte nicht daran, seinen Stab abzugeben. Ihn wollte er als letzte Rettung behalten, und er hielt auch dem Blick des Sprechers stand, ohne mit der Wimper zu zucken. Man nahm es ihm ab, weil er sich zuvor kooperativ gezeigt hatte.
»Zufrieden?«
Der Mann vor ihm lächelte. »Nicht ganz.«
»Was fehlt noch?«
»Das Auge der Sonnengöttin.«
Suko nickte leicht.
»Ich habe es nicht«, sagte er. Dann fragte er: »Was wollt ihr damit?«
Eigentlich hatte er nicht damit gerechnet, eine Antwort zu erhalten. Man gab sie ihm trotzdem.
»Wir wollen es dem zurückgeben, dem es wirklich gehört.«
»Und wer ist das?«
»Susanoo.«
Suko sagte nichts. Er schluckte nur.
»Du kennst ihn?«
»Ich habe von ihm gehört.«
»Dann weißt du auch, wer er ist.«
Suko schüttelte den Kopf. »Aber das Auge gehört seiner Schwester und nicht ihm.«
»So sagt man. Aber das war einmal. Es sind andere Entscheidungen gefallen, und danach hast auch du dich zu richten. Du bist außen vor und nicht mehr als eine Randfigur.«
»Ich besitze das Auge nicht.«
Der Japaner vor ihm lächelte. »Das wissen wir.« Sein nicht eben freundliches Lächeln blieb. »Aber du weißt, wer es hat. Darum geht es uns.«
»Das wisst ihr auch?«
»Ja, deine Freundin Shao. Und jetzt möchten wir von dir wissen, wo sie sich befindet.«
Suko hatte damit gerechnet und auch befürchtet, dass man ihm diese Frage stellen würde, und er antwortete der Wahrheit entsprechend: »Es tut mir leid, ich weiß es nicht.«
»Aha, du weißt es also nicht?«
»So ist es.«
»Meinst du nicht, dass sich Shao hier im Haus aufhält?«
Er deutete ein Schulterzucken an. »Das Haus ist groß, das wisst ihr selbst.«
»Und wir wissen noch mehr. Wir sind der Meinung, dass Shao einen von uns getötet hat. Es ist klar, dass wir ihr das nicht verzeihen können, mein Freund.«
»Sie hat mir nicht gesagt, was sie vorhat.«
»Aber ihr hattet einen Plan?«
»Nein. Jeder von uns ist stark und selbstbewusst genug, um seinen eigenen Weg zu gehen.«
Der Sprecher lächelte wieder. Er bewegte seinen rechten Arm, und einen Moment später berührte die Spitze seines Schwertes Sukos Brust.
»Ich tue es nicht gern. Aber manchmal bleibt mir keine andere Wahl. Da muss ich eben zu diesen Mitteln greifen.«
»Ich kann dir nicht helfen.«
»Ja, das weiß ich jetzt. Und ich kann dir auch nicht helfen. Jetzt nicht mehr, Suko.«
Er wusste nicht, was folgen würde, aber dieser Satz hatte schon einem Todesurteil geglichen, und er zuckte zusammen, als die Spitze des zweiten Schwerts über die Haut in seinem Nacken glitt und dort eine Wunde hinterließ.
»Knie dich hin!«, wurde ihm befohlen.
»Und dann?«
»Du sollst dich hinknien!«
Es war besser für Suko, wenn er gehorchte. So konnte er noch Zeit gewinnen. Es war nicht so, dass er aufgegeben hatte, denn das Hinknien war gar nicht mal so schlecht. So war er seiner am Boden liegenden Beretta doch recht nah.
Er fiel auf die Knie und stützte sich auf beiden Händen ab.
Es wurde still um ihn herum. Suko nahm den Geruch wahr, den der Boden des Parkhauses abgab. Es roch irgendwie nach Öl und nach Abgasen, die sich eingefressen zu haben schienen.
Wieder wurde er angesprochen. »Du hast die kleine Wunde in deinem Nacken
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