1609 - Shaos Rachetour
warten.
Kontakt mit John Sinclair aufnehmen und zusammen dann gegen…
Schlagartig brachen seine Gedanken ab.
Er hatte nichts gehört, dafür etwas gesehen. Da er praktisch vor dem Tor stand, fiel sein Blick durch das Torgitter nach draußen. Er schaute die leicht ansteigende Ausfahrt hoch und sah an ihrem Ende eine heftige Bewegung.
Beim ersten Hinsehen glaubte er, nur einen Menschen zu sehen. Aber es waren zwei, und als sie in die Lichtquelle neben der Säule für die Chipkarte gerieten, da sah er, dass sie miteinander kämpften und glaubte auch, John Sinclair zu erkennen.
Das Blut schoss ihm in den Kopf. Der Gedanke, in eine Falle gelaufen zu sein, ließ ihn nicht mehr los. Was er bisher nur angenommen hatte, wurde nun zur Gewissheit.
Er war damit voll beschäftigt, nach einer Möglichkeit zu suchen, seinem Freund helfen zu können, und so hatte er seine Umgebung vergessen.
Das rächte sich jetzt.
»Wenn du dich bewegst, bist du tot!«
Suko zuckte nur leicht zusammen, danach stand er starr. Sekunden verstrichen, und hinter ihm war nichts mehr zu hören - bis die Stimme erneut aufklang.
»Du kannst dich jetzt umdrehen!« Er tat es.
Nicht schnell. Wer immer auch hinter ihm stand, sollte erkennen, dass er gehorchen wollte. Dabei hielt er sogar den Atem an und zwang sich, John Sinclair für einen Moment zu vergessen, um sich voll auf seinen Gegner konzentrieren zu können.
Als er in die andere Richtung schaute, sah er, was los war.
Die Söhne Nippons hielten die Tiefgarage besetzt.
Sie hatten ihre Verstecke hinter und zwischen den Autos gefunden, und aus diesen Lücken waren sie jetzt hervorgetreten. Er zählte sie nicht, es waren mehr als drei. Ihn interessierte nur die Waffen, die sie in den Händen hielten und gegen die Suko keine Chance hatte…
***
Irgendetwas stimmte nicht, auch wenn nach außen hin nichts zu sehen war und die gleiche Stille herrschte, die Shao fast auf ihrem gesamten Weg nach unten erlebt hatte.
Noch immer befand sie sich auf dem Weg zur Tiefgarage, die sie durch den zweiten Eingang betreten wollte. Es war gut, dass John sich draußen umsah.
Weniger gut fand sie es, dass sie keinen Kontakt mit Suko bekam.
Bevor sie den letzten Rest der Strecke auf sich nahm, zog sie den Reißverschluss etwas tiefer und legte somit das Auge der Sonnengöttin frei.
Sie lächelte, als sie das Funkeln dieses wunderbaren Kristalls sah.
Shao wusste nicht, welche Kräfte in ihm wohnten und was ihr Amaterasu mit diesem Amulett hinterlassen hatte, aber das Tragen des Steins gab ihr eine gewisse Sicherheit. So fühlte sich besser, innerlich stärker.
Dieses Gefühl verschwand auch nicht auf dem Rest der Strecke. Ihre Sinne waren übermäßig geschärft, stärker als sonst, und das musste an ihrem Erbe liegen.
Noch zwei Absätze, dann hatte sie die Tür erreicht, durch die sie die Tiefgarage betreten konnte.
Shao konnte sich nicht daran erinnern, dass sie diesen Weg schon mal genommen hatte, aber sie wusste, dass es die Tür gab. Sie war auch von den letzten Stufen aus zu sehen.
Shao schaute in einen kurzen Gang und sah die Tür, deren Fläche vom Licht einer Lampe gestreift wurde, das von oben herab auf das Metall fiel und es erhellte.
Abgeschlossen war die Tür nicht. Sie durfte es zumindest nicht sein. So stand es in den Vorschriften.
Shao lief die letzten Schritte und hielt vor dem Hindernis an.
Sie lauschte in sich hinein. Eine Hellseherin war sie nicht. Sie konnte sich nur vorstellen, dass an diesem Abend jenseits der Tür nicht alles so normal war wie sonst.
Ihr Herz klopfte schneller. An der Brust spürte sie den leichten Druck des Auges der Amaterasu, was ihr wiederum eine gewisse Sicherheit gab.
Sie senkte eine Hand und legte sie auf die Metallklinke, deren Kühle durch ihre Haut drang.
Ein letzter tiefer Atemzug. Dann der Druck nach unten. Die Klinke ließ sich bewegen, und Shao war erleichtert, als sie merkte, dass die Tür nicht verschlossen war. Sie ließ sich nur etwas schwer aufziehen und schien leicht am Boden zu kleben.
Aber auch das Hindernis überwand sie, hörte ein schwappendes Geräusch, dann war die Tür offen.
Tief atmete sie durch. Sie beließ es bei dem Spalt und schaute durch ihn in die Tiefgarage.
Außer den parkenden Wagen sah sie nichts. Jedenfalls wies nichts auf eine Gefahr hin.
Darauf verließ sich Shao aber nicht. Sie wollte sich davon überzeugen.
Der Stille traute sie nicht.
Shao erweiterte den Spalt um das Doppelte, weil sie den Platz brauchte, um
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