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161 - Der Kristallschlüssel

161 - Der Kristallschlüssel

Titel: 161 - Der Kristallschlüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Mars.
    Er sah die Grotte unter sich kleiner und kleiner werden, dann verschwand sie aus der Sicht, der Kraterrand rückte ins Blickfeld.
    Und von hier ab war alles anders.
    Bei seiner ersten Reise hatte Sternsang Panik verspürt über das, was er sah. Dann war ihm aufgegangen, dass es nicht die Gegenwart war, die er schaute. Es musste eine ferne Zukunft sein, Millionen, wenn nicht gar Milliarden Jahre entfernt. Denn das Licht der Sonne war heller und rötlicher in dieser Zeit, und der Mars…
    Der Mars war ein blühender Planet, überzogen mit Wald und ausgedehnten Ozeanen – aber ohne jede Spur von Menschen. Die Stadt Utopia, die nun unter ihm zurück blieb, als er dem Strahl weiter folgte, war nur noch an den Unebenheiten der Baumwipfel zu erkennen, die die Ränder der Ruinen tief unten am Boden nachzeichneten. Die gesamte Utopia Planitia war mit Wasser gefüllt und die Nordhälfte des Mars zum größten Teil ein grün­rotes Blättermeer, während die Südhalbkugel von weiten Wüsten beherrscht wurde. Am Nordpol war nur wenig Eis zu sehen.
    Phobos und Deimos hatten sich dagegen kaum verändert, winzige Staubkörner vor dem sternmglitzernden All. Doch auch hier Ruinen, und Raumschiffwracks, Zeugnisse einer spärlichen Besiedelung mit Forschungsstationen, ebenfalls seit Urzeiten verlassen.
    Und dort hinten der flammende Punkt der Sonne.
    Größer als in der Jetzt­Zeit, aufgebläht und feurige Materie ins All ausstoßend.
    Doch wie gesagt: Sternsang hatte sich längst daran gewöhnt, diese Bilder zu sehen und sie als zukünftige Ereignisse zu deuten. Sein Geist wanderte durch das All, ohne sich um Kälte, Strahlung und fehlende Atmosphäre sorgen zu müssen. Schützend umhüllt von dem Strahl, konnte er weiter durch Raum und Zeit blicken als jeder andere Mensch.
    Der Weg war nicht immer derselbe; er bog und wand sich, war selten gerade. Manchmal endete er auch schon vor dem Ziel, je nachdem, wo die Erde sich gerade befand, ob vor oder hinter der Sonne. Dies war eine Bestätigung früherer Forschungen, als man die Strahlenmessungen in bestimmten Intervallen festhielt und so auf die genaue Kursberechnung kam – Richtung Erde.
    Es konnte kein Zufall sein, dass der blaue Schwesterplanet einen Boten geschickt hatte, seit man dem Geheimnis des Strahls näher und näher kam.
    Ebenso wenig, dass manche Hochbegabte des Waldvolkes in der Lage waren, in den Strahl einzutreten.
    Oft waren es diejenigen, die unmittelbar im Schatten eines uralten Korallenbaums aufgewachsen waren, die besonders gut hörten und deren Geist in völliger Harmonie mit den Schwingungen des Mars lag. Es gab nicht viele, die so talentiert waren, doch in jeder Generation alle fünfzig Jahre gab es mindestens einen, der noch alle anderen übertraf.
    Sternsang war der Meister seiner Generation gewesen.
    Windtänzer war es heute. Er wusste um seine Bestimmung, aber er wollte sie nicht annehmen. Er war Sternsangs fleißigster Schüler gewesen, denn er war wissbegierig und neugierig, er hatte keine Hemmungen, etwas Neues zu erlernen, und kannte keine Vorbehalte gegen andere. Heute noch ging er mit dem Staunen eines Kindes durch die Welt und wollte es nicht wahrhaben, dass er längst selbst zum Meister geworden war, an dessen Lippen Schüler und Eiferer hingen.
    Selbst bei den Städtern wurde sein Name mit Achtung, nicht Ver­Achtung genannt.
    Sternsang hoffte, dass Windtänzer eines Tages zur Vernunft kam, denn viel Zeit blieb dem Uralten nicht mehr. Er bedauerte Windtänzer trotz allem, denn er musste ein schweres Erbe antreten. Die glücklichen Jahre waren vorüber, eine Sonne ergoss sich blutend über den Himmel, und Sternsang sah roten Regen auf heiligen Boden fallen. Aber dafür war Windtänzer auch der Begabteste, den das Waldvolk jemals hervorgebracht hatte, das konnte kein Zufall sein.
    Die Venus kam ins Blickfeld, ein rot leuchtender Punkt vor sattem Schwarz. Welch ein lieblicher Name für eine glühende Welt aus flüssigem Gestein. Auf seinen vielen Geistreisen war Sternsang einmal nahe genug an sie herangekommen, um ihr wildes Antlitz zu schauen. Es hieß in den Datenbanken der READBURY, dass die Venus früher von Wolken überzogen war, die nie jemand mit Blicken hatte durchdringen können.
    In dem fernen Zukunftsbild, das Sternsang sah, waren die Wolken durch die Sonnenwinde weggeblasen worden, und die Hitze des Zentralgestirns ließ die Oberfläche kochen.
    Die Kruste der Erde selbst hatte Sternsang schon oft gesehen, ganz am Ende des Strahls,

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