161 - Der Kristallschlüssel
eigenen… Quellen erhalten und kann sie nicht weitergeben. Du wirst sicher gleich von offizieller Seite von dem Vorfall unterrichtet.«
»Danke vielmals!« Chandra schaltete missmutig ab.
Als Chandra Tsuyoshi und Matthew Drax den Gleiter verließen, wurden sie von bewaffneten Männern und Frauen empfangen. Die Historikerin wies sich aus, trotzdem kamen sie nicht vorbei.
»Wir haben Order«, sagte der Sprecher der Wachleute knapp. Das Abzeichen an seiner Uniform wies ihn als Angehörigen des Hauses Gonzales aus.
Jetzt verlor die junge Frau die Geduld. »Was soll das? Bin ich hier in ein Tollhaus geraten? Nehmt sofort die Waffen runter und lasst uns durch!«
Ein Mann schob sich nach vorne, ebenfalls ein Gonzales. Sein schwarzes Haar war streng in den Nacken gekämmt, und seine Kleidung ließ ihn wirken, als käme er aus einer höheren Behörde. »Es tut mir Leid, Dame Chandra, aber das Haus Gonzales hat die Oberaufsicht dieses Bereichs übernommen. Aber wir haben alles unter Kontrolle.«
»Wer sagt das?«, fragte Chandra unwirsch.
»Mein Name ist Arricos Gonzales«, stellte sich der Mann vor. »Es hat einen Unfall gegeben, unten im Maschinenpark der Alten.«
»Wir hörten davon«, warf Matthew ein. »Ein Unfall welcher Art?«
Arricos Gonzales schien den Erdmann erst jetzt wahrzunehmen, obwohl Matt nun wirklich bekannt war wie ein bunter Hund. »Tut mir Leid, darüber darf ich Außenstehenden keine Auskunft geben…«
»Dann geben Sie sie mir!«, fuhr Chandra auf. »Da Sie ja wissen, wer ich bin, kennen Sie wohl auch meinen Status. Also, heraus mit der Sprache!«
Arricos Gonzales sah sich unsicher um, dann winkte er Chandra mit sich in den Hintergrund des Eingangsbereichs. Matt schloss sich ihnen an; die Wachen hielten ihn nicht auf.
»Ein übereifriger Wissenschaftler hat in den frühen Morgenstunden den Versuch unternommen, den Kristall näher zu untersuchen«, gab Arricos mit gedämpfter Stimme Auskunft.
»Ein Wissenschaftler des Hauses Gonzales?«, hakte Chandra nach. Der Mann nickte.
»Ah.« Nun war Matt auch klar, warum eine Nachrichtensperre verhängt worden war: Die Gonzales hatten Mist gebaut und wollten nicht, dass die Nachricht größere Kreise zog.
»Wie ernst ist es?«, fragte Chandra.
»Die Lage ist noch nicht eindeutig analysiert«, gab Arricos Auskunft, »aber es scheint Konsequenzen zu haben, dass der Kristall zerbrochen und der Schutzschild erloschen –«
»Was?!« Chandra schrie es fast. »Der Kristall ist…« Ihr fehlten die Worte.
In diesem Augenblick entstand Aufruhr am Eingang; laute Worte klagen herüber. Die Drei drehten sich um und bemerkten zwei Waldleute bei den Wachen: Windtänzer und Sternsang. Ganz offensichtlich begehrten auch sie Zutritt.
Chandra schluckte herunter, was ihr auf der Zunge gelegen hatte. »Lassen Sie die beiden durch!«, befahl sie dem GonzalesMann. »Sie könnten wichtige Informationen haben.«
Arricos nickte und eilte zum Eingang. Einige knappe Befehle später kehrte er mit den Waldleuten zurück.
»Etwas Furchtbares ist geschehen«, begann Windtänzer, noch bevor sie eine Frage stellen konnten.
Er erzählte, dass er am frühen Morgen aus einer Meditation gerissen worden war. Mit einem Mal hatte er eine unermessliche Übelkeit verspürt, das Wirken einer sehr starken und bösen Kraft, wie er betonte. »Für einen Moment war es, als würden mir die Lebenskräfte abgesaugt, und in meinem Geist wurde es dunkel«, berichtete er. Die Ausstrahlung hatte ihm die Sinne geraubt. Er war von Sternsang in die Wirklichkeit zurückgeholt worden. Auch der Uralte hatte die fremde Kraft verspürt – und zu lokalisieren vermocht. Sie kam aus der unmittelbaren Umgebung des Strahls. Also hatten sich die beiden unverzüglich auf den Weg gemacht.
»Ist diese… Kraft jetzt noch zu spüren?«, fragte Matt, als Windtänzer geendet hatte.
»Nein«, entgegnete der Schüler Sternsangs. »Sie war nur für einen kurzen Moment präsent, dann war es, als zersplitterte sie in unzählige Teile, bevor sie erlosch.«
»Der Kristall«, schlussfolgerte Matt. »Der Zeitpunkt dürfte stimmen – der Moment, als er zerbrach!«
Arricos Gonzales war anzusehen, dass er sich sehr unwohl fühlte. Dieses Gefühl steigerte sich wohl noch, als er das Wort an zwei Waldleute richten musste; Individuen, die er normalerweise geflissentlich ignorierte: »Könnt ihr spüren, was jetzt im Moment vorgeht? Ich meine, welche Auswirkungen die Zerstörung des Kristalls hat?«
Zum ersten Mal
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