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1610 01 - Der letzte Alchimist

1610 01 - Der letzte Alchimist

Titel: 1610 01 - Der letzte Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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Europa hinter sich lassen.
    Du glaubst ihr doch nicht, oder? Dass der Tod von Mademoiselle Dariole und der des Königs irgendwie miteinander verbunden sind?
    Die Erinnerung, wie meinem Schwert mühelos ausgewichen wurde, und das Ziehen der verheilenden Narbe an meinem Arm bewirkten genau das, was Fludd beabsichtigt hatte, und riefen mir den Kampf gegen ihn und die Abrahams Männer wieder ins Gedächtnis zurück.
    Fludd weiß etwas, räumte ich ein.
    Ich weiß nicht, wie ein normal denkender Mensch das leugnen könnte.
    Aber … Der Fehler wäre zu glauben, dass dieses Wissen ihm mehr als nur ein wenig von der Zukunft eines Mannes geben würde.
    Habe ich selbst nicht oft genug andere getäuscht, indem ich ihnen mit einem Körnchen Wahrheit eine große Lüge verkauft habe?
    Suor Caterina sprach von Dariole; also wollte sie offensichtlich meine Unterstützung. Was davon wahr war, war schwer zu sagen. Wenn ich nach London zurückkehrte, könnte Mademoiselle Dariole genauso gut längst auf dem nächsten Schiff in die Neue Welt sein.
    Die leichte Anspannung, die ich die ganze Reise über empfunden hatte, entsprang einer bestimmten Erwartung, die ich mir bis jetzt nur nie eingestanden hatte, wie ich erkannte. Der Erwartung, dass ich mich plötzlich umdrehen und feststellen würde, dass Dariole mir aus reiner Neugier gefolgt war.
    Zum Glück hatte sie das jedoch nicht getan. Sie war nicht klug genug, um zu erkennen, dass ich keine gute Gesellschaft für sie war.
    Ich überquerte die Brücke über den Mühlenbach. Als ich den verschlammten Mühlenhof erreichte, ging ich direkt, aber nicht sonderlich schnell zum Stall.
    Ich holte meine Satteltaschen und beeilte mich, den Hengst zu satteln. Dann führte ich ihn in die Sonne hinaus und schaute mich nach jemandem um, bei dem ich mich abmelden und erklären konnte, ich wolle dem Pferd nur ein wenig Bewegung verschaffen.
    Hier werde ich nicht eine Nacht verbringen!, dachte ich grimmig. Ich werde Madame Lanier nicht mehr auf den Leim gehen. Und keine verrückten, italienischen Nonnen mehr! Sollte sie doch Fludd mit ihrem Gerede verwirren, wenn er hierher kam, um sein Komplott in die Tat umzusetzen. Ich wasche meine Hände in Unschuld! Ich würde nach London zurückkehren und herausfinden, was Messire Cecil mir sonst noch über Messire de Sully erzählen konnte.
    Das Pferd ging in langsamem Schritt, da es sich seit dem Morgen nur vier Stunden hatte ausruhen können, und ich konnte es ihm nicht übel nehmen, dass es ein wenig unwirsch darauf reagierte, so rasch wieder aus dem warmen Stall geholt zu werden. Ich folgte dem Weg nach Norden. Es war mitten am Nachmittag. Über mir sangen mehrere Feldlerchen. Als der Hengst an Geschwindigkeit zulegen wollte, zügelte ich ihn. Lief er zu schnell, würde er nur wenige Meilen durchhalten. Trotzdem kam es mir gar nicht lang vor, bis ich die Straße von London nach Bath erreichte. Bristol lag westlich von mir, London östlich.
    Im Westen ist Bristol; dort warten die Freiheit auf mich und ein anderer Name, unter dem mich kein Mensch kennt. Und die Chance, im Atlantik zu ertrinken, im Winter der Neuen Welt zu erfrieren oder von Wilden verspeist zu werden …
    »Bisweilen kann so etwas sogar eine Erlösung sein.« Ich beugte mich vor und rieb den Hengst hinter den Ohren. Er scharrte mit den Hufen im Staub, allerdings bei weitem nicht so feurig wie meine beiden Andalusier. Ich ließ ihn weitergehen, führte ihn nach Osten durch die grüne englische Frühlingslandschaft und gab meinen Tagtraum auf.
    Die italienische Nonne ist verrückt, aber harmlos. Fludd ist wahnsinnig und gefährlich.
    Wut kochte in mir hoch. Er hatte mich geschlagen; er hatte mich geschlagen und mich losgeschickt, als wäre ich sein Diener!
    »Allmählich glaube ich, dass Monsieur Fludds Lebensfaden nur so lange hält, bis Messire Cecil mit ihm fertig ist«, sagte ich laut und drückte dem Hengst die Sporen in die Flanken. »Dann wird ›Doktor‹ Fludd einfach verschwinden. Oder da Southwark ist, was es ist, wird man ihn vermutlich mit durchgeschnittener Kehle in irgendeinem Straßengraben finden.«
    Ich hatte mir die Freiheit genommen, die neuesten Nachrichtenblätter aus der Mühle mitzunehmen, und da die Straße recht gut war, warf ich schon im Sattel einen Blick darauf. Was dort über Frankreich stand, war auch nicht mehr als das, was ich in Cecils Berichten gelesen hatte. Es hieß, Kaufleute in Brügge hätten schon eine Woche vor Heinrichs Tod davon gehört, und dass de

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