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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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Dann deutete er auf die Papiermühle.
    »Dort unten, Sir. Ich habe gesehen, wie er sein Pferd in den Stall gebracht hat.«
    Wortlos machte ich mich auf den Weg den Hang hinunter und riss im Gehen mein sächsisches Rapier aus der Scheide. Ich habe schon viel zu viel Zeit als Quartiermeister und Oberst dieses Schauspielerregiments verschwendet! Nun wollte ich meinen Zorn abkühlen, indem ich den Fehdehandschuh der Medici aufnahm … und sie wissen ließ, was sie von Valentin Rochefort zu erwarten hatte.
    Schlamm und Schlimmeres spritzte mir auf die Stiefel, als ich halb rennend den gepflasterten Hof der Mühle überquerte und in den Stall stürmte.
    Als ich das strahlende Sonnenlicht am Eingang hinter mir ließ, konnte ich für einen Moment nichts sehen.
    Schließlich klärte sich mein Blick jedoch wieder, und ich sah einen Mann, der eine Futterkrippe mit Heu füllte – einen Mann in einem seltsamen Kostüm aus mehreren übereinander gelegten Leinenroben, gehalten von einem Stoffgürtel, und das schwarze Haar hinter dem Kopf zusammengebunden.
    Es ist erst gut zwei Wochen her, seit ich ihn zum letzten Mal gesehen habe, und schon erscheint er mir wieder fremd. »Saburo?«
    Seine schwarzen Augen schimmerten in dem trüben Licht. Wie immer vermochte ich ihren Blick nicht zu deuten.
    Dann trat plötzlich eine schlankere Gestalt hinter dem Pferd hervor, das zu fressen begonnen hatte, und warf die Bürste beiseite, mit der sie das Tier gestriegelt hatte.
    Ich erkannte sie sofort.
    Dariole.
    »Ich … Ich scheine Euch immer in Ställen zu treffen, Mademoiselle.« Freude überkam mich, und ich trat vor in der Absicht, sie in die Arme zu nehmen. »Messire Saburo, man muss Euch wirklich gratulieren!«
    Der Samurai grunzte. Er trat zwischen mich und Dariole und warf sich seine Satteltaschen über die Schulter. Dann stapfte er energisch genug an mir vorbei, dass ich zur Seite springen musste.
    Ich starrte ihm hinterher. »Saburo …?«
    Plötzlich schoss ein stechender Schmerz durch meinen Schenkel.
    Es war ein Gefühl, als hätte mich ein Hammer getroffen. Ich kenne diesen Schmerz …
    Ich blickte nach unten.
    Es dauerte einen Augenblick, bis ich erkannte, was ich sah.
    Eine schwarze Stahlklinge, so breit wie mein Daumen und zwölf Zoll lang, ragte aus meiner Hose.
    Aus meinem Schenkel.
    Blut tropfte von dem Metall … Blut, das über den Stahl lief und von der Spitze tropfte. Nasses rotes Blut breitete sich fast unsichtbar, aber so schnell wie vergossenes Wasser aus und nässte an meinem rechten Bein durch die Hose.
    Der Schmerz war so groß, dass ich noch nicht einmal schreien konnte.
    Ein Rapier. Ein Schwert war mir von hinten durchs Bein gestochen worden. Oh, gütiger Gott, die Schlagader!
    Blut floss und tropfte, sammelte sich vor mir und versickerte im Stroh. Ich neigte mich zur Seite, langsam, und fiel. Ich wollte es nicht. Ich wusste, welch ein Schmerz die Folge sein würde, aber ich fiel, als mein Bein kraftlos unter mir nachgab.
    Die tropfende Klinge wurde mir mit einem schmatzenden Geräusch aus dem Bein gerissen.
    Ich fiel mit der Schulter gegen die hölzerne Stallwand und hörte sie unter der Wucht meines Gewichtes knarren. Ich versuchte, mich umzuschauen, versuchte, nicht in mein eigenes Schwert zu fallen, das ich noch immer in Händen hielt.
    Eine dunkle Silhouette trat auf mich zu, umrahmt vom Licht, das durch die Tür hereinfiel. Schmerz ließ meine Sicht verschwimmen. Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen. Ein harter, kalter Teil in mir erkannte: Was für eine Kraft sie in Hand und Schulter hat, dass sie einem Mann die Klinge einfach so durchs Bein treiben kann! Der Rest von mir stand kurz davor, wie ein grüner Junge einfach zu erstarren. Als ich die bluttriefende Schwertspitze aus meinem Bein hatte ragen sehen, bevor ich überhaupt wirklich erkannt hatte, was los war, war mir der kalte Schweiß ausgebrochen.
    Gequält schrie ich auf: »Dariole, warum?«
    Licht funkelte auf ihrem Schwert, als es durch die Luft fuhr.
    Ich riss mein Rapier in die Höhe und fing die Klinge mit der Parierstange ab. Das war einfach Instinkt gewesen. Das Kreischen von Metall auf Metall tat mir in den Zähnen weh. Ich schmeckte Blut. Ich hatte mir auf die Lippe gebissen, als Darioles Schwert sauber durch Wolle und Leinen gedrungen war, durch Haut und Fleisch, nur eine Handspanne unterhalb meines Gemächts.
    »Dariole! Ich bin es! Rochefort!« Einen Herzschlag lang hatte ich tatsächlich gehofft, dass sie mich mit einem anderen

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