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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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auf!« Ich trat beiseite und steckte den Dolch weg, als der Samurai sich mir mit Dariole näherte. Die beiden drehten sich nach außen, während ich mich niederkniete, um nach James Stuart zu sehen. Nur mit einem Dolch bewaffnet und in einen Rock gekleidet war ich nicht gerade der bestmögliche Leibwächter für den König.
    Dariole blickte über die Schulter und grinste breit genug, dass ihre Zähne im Fackellicht funkelten. »Und? Wie ist das? Wir haben gewonnen!«
    »Der König lebt.« Ich stand auf. Der Mann zu meinen Füßen war außer im Herzen unverletzt.
    Ich konnte Dariole ihren Überschwang nicht übelnehmen. Stattdessen schlug ich unter meinem Rock die Hacken zusammen und verneigte mich vor ihr. »Ohne Zweifel glaubt Ihr, eine entscheidende Rolle dabei gespielt zu haben, nicht wahr?«
    »Natürlich habe ich die gespielt. Ihr wisst, dass Ihr es ohne mich nie geschafft hättet!«
    Das Geräusch der Verhafteten, die abgeführt wurden, verhallte allmählich, während die Rufe der Schauspieler, die Alleyne anschrien, immer lauter wurden. Noch ein, zwei Augenblicke und Spofforths Männer würden an meiner Seite sein, und gemeinsam würden wir dann den König aus der Höhle und in Sicherheit geleiten können.
    Dariole legte eine schier unglaubliche Sorglosigkeit an den Tag, wie sie typisch für einen jungen Mann war. Dennoch schimmerte ihre Stirn im flackernden Licht. War das kalter Schweiß?
    Darioles Augen glänzten im Fackellicht. Ich glaubte, eine leichte Röte auf ihren Wangen erkennen zu können.
    »Messire«, sagte sie leise, »ich werde Fludd töten … aber jetzt weiß ich noch nicht einmal, wo ich anfangen soll, nach ihm zu suchen. Ich habe nicht so viel Erfahrung wie Ihr. Deshalb frage ich Euch: Gilt Euer Angebot noch? Werdet Ihr mir helfen, ihn zu finden?«
    Dass sie mich um Hilfe bittet …!
    Meine Gedanken überschlugen sich. Mit dem Tod von Robert Fludd würde ich keinen Grund mehr haben, in England zu bleiben … und Mademoiselle Dariole hätte keinen Grund mehr, etwas mit Monsieur Rochefort zu tun zu haben.
    Doch Doktor Fludd zu finden, konnte einige Zeit in Anspruch nehmen …
    Warum?, fragte ich mich selbst. Warum suche ich weiterhin Darioles Gesellschaft, obwohl nun die perfekte Gelegenheit gekommen wäre, sie von meiner Gegenwart zu befreien? Ich könnte mein perverses Verlangen zur Seite schieben und einfach gehen, sodass keinerlei Gefahr mehr für sie bestünde. Ich könnte in die Niederlande gehen, nach Italien oder in sonst irgendein Land, von wo aus ich Frankreich beobachten kann. Ich muss Messire de Sully helfen. Dariole könnte ich einfach sagen, sie müsse Fludd allein suchen; die Rache gehört ihr.
    »Messire?«
    Was auch immer ich sage – wenn ich noch einen Augenblick zögere –, werde ich das Vertrauen in ihren Augen sich rasch in Zorn verwandeln sehen … und sie hätte das Recht dazu.
    Aber es würde … es würde mir wehtun, das zu sehen.
    Doch es würde ihr auch schaden, weiter in meiner Gesellschaft zu sein. Ich habe schon Grausamkeit und perverse Lust in ihr geweckt.
    Wäre ich ein anderer Mann gewesen, ich hätte mir eingestanden, dass ich schlicht Angst hatte.
    Ein Flammenstoß brannte sich in mein Blickfeld.
    Gleichzeitig knallte ein Musketenschuss in meinen Ohren und löschte jedes andere Geräusch aus.
    Ich warf mich zu Boden, fiel dabei auf James Stuart, der gerade aufstehen wollte, und zerbrach das Weidengestell meines Reifrocks.
    Mein Leib bedeckte den größten Teil von seinem, und verheddert in meinen Rock blickte ich auf. Einer von Spofforths Männern hat seine Waffe aus Versehen abgefeuert. Dafür werde ich ihm den Kopf abreißen …!
    Der Gestank des verbrannten Zunders stach mir in die Nase. Das war nicht nur eine Waffe …
    Musketen feuerten.
    Flammen sprühten aus Gewehrläufen. Zwanzig in einer abgehakten Salve. Steinsplitter regneten von oben herab, und ich riss Mademoiselle Dariole herunter.
    »Was'?«, knurrte sie in einer Mischung aus Wut und Unglauben.
    »Bleibt unten!«
    »HEINRICH! König Heinrich! Es lebe Heinrich IX.!«
    Ich war fast taub, trotzdem hörte ich tiefe Männerstimmen rufen. Weitere Männer rannten herbei. Ich sah ihre Silhouetten am Höhleneingang; Männer mit Musketen.
    »Sie werden nicht nach unten feuern, bevor sie nicht ihren ›König‹ haben!«, brüllte ich Dariole ins Ohr und fand gleichzeitig Saburo neben mir. Der Samurai packte James Stuart am anderen Arm. Der Schotte spie und fluchte.
    Flammen zuckten vom Eingang in die

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