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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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Pistole war für mich gedacht gewesen. In der Höhe hätte sie mich ins Herz treffen sollen.
    Und dieser Mann hatte mich verfehlt.
    Caterina hatte Fludds Plan also bereits durcheinander gebracht … für den Preis ihres Lebens.
    Ich schlug dem Mann mit dem Kopf auf die Nase. Sie brach. Ich spürte, wie er die Hand mit der Pistole auf meinen Bauch richten und mich zwingen wollte zu schießen.
    Der Nachteil an einer Steinschlosspistole besteht darin, dass das Pulver irgendwie auf der Pfanne bleiben muss. Wenn man sich beispielsweise mit einer Muskete auf dem Boden wälzt, würde das noch lange nicht die Lunte löschen. So aber war das Pulver rasch verloren, und die Waffe würde nicht mehr funktionieren.
    Ich rollte mich auf den Rücken und tastete nach meinem Schwert. Der Mann beugte sich vor und grub die Zähne in meinen Hals. Schließlich fand ich mein Schwert.
    Der Griff des Mannes um meinen anderen Arm wurde immer stärker, und seine Zähne schlossen sich um meine Luftröhre. Ich konnte den Ellbogen nicht zurückziehen, um mit dem Schwert zuzustoßen.
    Aber meinen Unterarm konnte ich noch bewegen.
    Ich stieß mein Kinn nach unten, um meinen Hals zu schützen, drehte die Hand und schlug mit dem Heft meines Rapiers zu.
    Das Heft des sächsischen Rapiers bestand aus purem Stahl und besaß spitz zulaufende Parierstangen, fünf Zoll scharfes, spitzes Metall.
    Ich rammte dem Kerl die Parierstange ins Ohr.
    Sein Schrei verstummte, kaum dass er ihn ausgestoßen hatte, und seine Zähne lösten sich von meinem Hals.
    Ich drehte die Parierstange in seinem Ohr herum und stieß in den Kopf vor. Der Mann brach tot zusammen.
    Ich trat den Leichnam von mir weg und stand auf, behindert von den halb zerfetzten Röcken um meine Beine.
    Ein Felsbrocken schlug auf die Erde, und ich hob meine Pistole. Fast hätte ich geschossen … ein Fels so groß wie ein Kürbis, und … Nein. Nun sah ich es im Mondlicht. Das ist kein Fels.
    Es war ein abgeschlagener Kopf, aus dem noch immer Blut quoll.
    Saburo.
    Ich hielt nach dem Samurai Ausschau, suchte nach einem Feind als Ziel für meine Pistole … Ich durfte aus Versehen keinen der unseren treffen.
    Die Gestalt eines Mannes klappte nach vorn, als würde er sich verbeugen. Ein weiterer Schatten löste sich von ihm und riss ihm ein Schwert aus dem Bauch. Kurz funkelte das Mondlicht auf der gebogenen Klinge.
    »Samurai!« Gewarnt von raschen Schritten hinter mir, wirbelte ich herum und rammte einem dritten Mann das Rapier ins Herz. »›Cecil‹ heißt die Parole!«
    »Cecil!« Dariole sprang aus den Schatten neben mich. Sie blickte zu den grasbewachsenen Felsen über uns hinauf. »Sind da noch welche?«
    »Bis jetzt nicht.«
    »Seso-sama!«
    Das war unmissverständlich. Ich grinste, löste mich aus dem Höhleneingang und lief zum Wald hinüber.
    Als ich wieder zurückkehrte, empfing Dariole mich mit einem leise gezischten: »Cecil.«
    Ich fand sie mit dem Knie auf der Brust eines weiteren Toten. Das Mondlicht spiegelte sich auf den Blutflecken auf seinem Leib. Darioles Gesicht schimmerte weiß. Der Leiche fehlte der Kopf.
    »Zwischen den Bäumen stehen fünf Pferde«, berichtete ich. »Haben wir jetzt fünf Tote, oder ist einer entkommen, um Alarm zu schlagen?«
    Darioles Wams war nass von Brust bis Bauch. Ihr Dolch tropfte, als sie damit gestikulierte. »Fragt Saburo-san. Er ist derjenige, der hier die Köpfe zählt.«
    »Ihr solltet Euch besser nicht mit einem Mann auf einen Ringkampf einlassen«, sagte ich. »Haltet ihn stattdessen mit der Klinge auf Distanz.«
    »Was Ihr nicht sagt!«
    Sie stand auf. Ihre Bewegungen strahlten eine wilde Entschlossenheit aus.
    Nicht mehr als fünf Männer … Das waren kaum mehr als bei einer durchschnittlichen Schlägerei, erkannte ich. Das hat nichts mehr mit Krieg zu tun. Gütiger Gott, dadurch hat sie tatsächlich ihr Selbstvertrauen zurückgewonnen …
    »Lebt der König?«
    »Er hockt in den Büschen. Saburo-san! Seso!« Ihr Zischen war mir zu laut, und ich winkte ihr, still zu sein. Der Samurai trat ins Mondlicht hinaus, die Schwerter gezückt und schwarz von Blut.
    »Haben wir fünf Tote?«, drängte ich ihn.
    »Hai!«
    Er deutete auf ein paar flache Felsen im hellen Mondlicht. Deutlicher, als man es sehen will, waren dort fünf abgeschlagene Köpfe aufgereiht. Einer hatte stark aus dem Ohr geblutet; das war mein Gegner gewesen.
    Dariole gesellte sich wieder zu uns, den Arm bei James Stuart untergehakt. Sie stand rechts von ihm. In der freien Hand

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